„Ich, Feuerbach“ von Tankred Dorst

Ich, Feuerbach
© Foto: Dmitrijus Matvejevas

Die Geschichte eines alternden Schauspielers, der nach siebenjähriger Pause einem Theaterintendanten vorsprechen soll. Doch der erscheint nicht. Stattdessen muss sich Feuerbach mit einem Regieassistenten die Zeit vertreiben, wobei sich schließlich sein wahres Problem enthüllt: Feuerbach war sieben Jahre lang in der Psychiatrie. Einer der schönsten Texte über Theater und Schauspieler-Sein und gleichzeitig einer der bewegendsten über Menschen, die ins gesellschaftliche Abseits geglitten sind.

Stimmen zur Inszenierung in Litauen

Masalskis setzt den Akzent auf das Befinden Feuerbachs, ja des Schauspielers an sich, in dem geistlosen Theater, in dem die künstliche, äußerliche Wirkung viel wichtiger ist als der lebendige Mensch oder seine Vorstellungskraft. Ungeachtet der gebrochenen Erscheinung Feuerbachs nimmt die Überzeugungskraft des Schauspielers nicht ab: Auf Knieen wirkt er genauso wie am Anfang, als er leidenschaftlich seine Überzeugungen verteidigt. Natürlich hat sich Masalskis in die Rolle eingefühlt, doch ganz unversehens verspürt man, dass das Extreme eines solchen Charakters, eine solche Eindringlichkeit der Aussage das Risiko birgt, zu einer rein formalen äußerlichen Geste zu verkommen.
(Vaiva Grainytė „Zwischen Inhalt und Form. „Ich, Feuerbach“ von Valentinas Masalskis, 7 meno dienos, 08.12.2006)

Das Verhältnis von Valentinas Masalskis zum Regiediktat am Theater ist nicht zu übersehen. Ironischerweise gehört Masalskis als Regisseur selbst nun wirklich nicht zu den Demokraten. Doch er hat eine eingeschworene Mannschaft Gleichgesinnter um sich, was wahrscheinlich dabei hilft, schöpferische Exzesse, von denen im Stück die Rede ist, zu vermeiden. Zum Team gehören die Bühnenbildnerin Renata Valčik und die Komponistin Raminta Šerkšnytė sowie der Schauspieler Šarūnas Puidokas, den man auch als Jünger von Valentinas Masalskis bezeichnen kann. Diesmal wird das Duett harmonisch ergänzt durch die Schauspielerin Monika Bičiūnaitė in der Rolle einer zufällig ins Theater geratenen Frau, die völlig fassungslos über die Vorgänge hinter den Kulissen ist. Ähnlich dürften sich auch die Zuschauer dieser Inszenierung fühlen.
(Ramunė Balevičiūtė „Der Schauspieler bleibt seinen Ideen treu“, Lietuvos rytas/ Mūzų malūnas, 28.11.2006)

Inszenierung in Litauen

Premiere 18.11.2006
Regie Valentinas Masalskis
Bühne Renata Valčik
Musik Raminta Šerkšnytė
Mit Valentinas Masalskis, Šarūnas Puidokas, Diana Anevičiūtė, Monika Bičiūnaitė
Übersetzung Antanas A. Jonynas

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