Tilman Becker empfiehlt
Todesalgorithmus

Todesalgorithmus – Das Dilemma der künstlichen Intelligenz © Passagen Verlag, Wien, 2021 Wenn es keine andere Wahl gibt, soll ein Auto dann entweder das spielende Kind oder eine Gruppe von Rentner überfahren? Auch wenn die meisten Autofahrer eine solche Entscheidung weder bei der Führerscheinprüfung noch in der Fahrpraxis je beantwortet haben, so muss ein autonomes Auto bereits beim Design mit wohl abgewägten Regeln auch für solche Situationen ausgestattet werden.
 
Das Buch von Roberto Simanowski widmet sich, so der Untertitel, dem „Dilemma der künstlichen Intelligenz“. Und er tut es mit einem besonderen Ansatz, denn der Autor will keine Lösung präsentieren, sondern unser Denken öffnen, indem er „ein ‚vagabundierendes Denken‘, das ‚nicht auf das Stimmige, sondern auf das Stimulierende‘ zielt – und weniger Recht haben will als gehört werden“ präsentiert. Dabei sind die 157 Seiten des Essays keineswegs unstrukturiertes Vagabundieren, sondern eine auf einander aufbauende Folge von Diskussionen zu den aktuellen und zukünftigen Fragen, die sich jeder zur künstlichen Intelligenz stellen sollte. Dabei geht es nicht um die Details des technisch Machbaren, sondern um die großen philosophischen und gesellschaftlichen Fragen, die eine zukünftige „starke KI“ aufwerfen würde.
 
Auch wenn diese Betrachtung in eine ferne Zukunft führt, zeigt der Weg des Textes dorthin, über den „Todesalgorithmus“ als Ausgangspunkt im Hier und Jetzt, dass wir uns diesen Fragen heute schon stellen sollten.

Passagen Verlag

Simanowski, Roberto
Todesalgorithmus – Das Dilemma der künstlichen Intelligenz
Passagen Verlag, Wien, 2021
ISBN: 978-3-7092-0461-0
160 Seiten

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Rezensionen in den deutschen Medien:
Deutschlandfunk Kultur
Literaturkritik.de