Das Menschliche ist nicht gut
„Berlin Alexanderplatz“ von Burhan Qurbani
Der Roman von Alfred Döblin kündigte nicht nur eine neue politische und gesellschaftliche Etappe in Deutschland zu Anfang des 20. Jahrhunderts an. Er verdeutlichte ebenso, dass sich ein Wandel in der Literatur anbahnte. Aus dieser Perspektive wurde das Moderne als bedrohend und die Stadt als lebendiges Wesen, dem es nach Menschen und Seelen gelüstete, betrachtet.
Von Erick Estrada
Die Neuinterpretation des Romans, in diesem Fall unter der Regie Burhan Qurbanis, würfelt zwar einige Details durcheinander, behält aber weite Teile seiner Struktur bei und geht mit seiner trostlosen und pessimistischen Stimmung bis an die äußerste Grenze.
Über die Passagen, die wir vom Abenteuer der Hauptfigur Franz kennen, hinaus, ist es nun die Welt, in der die Geschichte eingebettet wird, die Anzeichen einer völligen Verrohung birgt, stark an Leuchtkraft verloren hat, gewalttätiger geworden ist. Franz wird zu Francis, einem afrikanischen Einwanderer, der auf der Suche nach dem Überleben nach Europa kommt, nur um zu entdecken, was Döblin schon antizipierte: Überleben ist das Einzige, was man in jedem Teil der Welt machen kann.
Das, was seine Flügel ausbreitet, um ihn zu verschlingen, ist genau das, was der Roman für die Welt antizipierte: ein diktatorisches, brutales, entmenschlichtes politisches System.