Future Perfect
Vereinte Kräfte für nachhaltige Städte

Po0ol-Gründerinnen (von links) Isa Miralles, Kang Lin und Kim van Sparrentak
Foto (CC-BY-ND): Inspiring Stories

Drei ehemalige Auslandsstudentinnen wollen CO2-Emissionen reduzieren, indem sie in Neuseeland einen Online-Marktplatz aufbauen. Dort können Firmen sich zusammenschließen und bei nachhaltigen Zulieferern einkaufen.

Kim van Sparrentak, Isa Miralles und Kang Lin teilen die Vision einer Stadt, wo alle Firmen nachhaltig sind – von Automechanikern bis hin zu Kebab-Läden. Das ehrgeizige Online-Projekt, mit dem diese Vision verwirklicht werden könnte, wollen sie in Wellington, Neuseeland, starten.

Die drei jungen Frauen haben gemeinsam Po0ol gegründet, einen Online-Marktplatz, der Anbieter nachhaltiger Dienstleistungen mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Kontakt bringen soll.

In Kims Wahrnehmung werden kleinere Firmen bei den Plänen zur Bekämpfung des Klimawandels häufig außer Acht gelassen, obwohl sie in vielen Ländern das Rückgrat der Wirtschaft bilden. In Neuseeland sind rund 97 Prozent aller Firmen KMU. „Mein Vater hatte einen kleinen Betrieb. Darum bin ich von klein auf mit den Problemen von KMUs vertraut“, sagt sie.

„Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen sind eine sehr vielfältige Gruppe und arbeiten oft wie verrückt. Darum haben sie nicht immer die Zeit oder das Kapital, sich umzuschauen, wie sie ihren Betrieb nachhaltiger machen können. Nachdem wir viele Recherchephasen durchlaufen hatten, wurde uns klar, was fehlt: nämlich die Verbindung zwischen KMUs und nachhaltigen Dienstleistern und Zulieferern.“

Von der Leidenschaft zur Idee

Kim, Isa und Kang lernten sich beim Studium in Neuseeland kennen. Kim, 26, stammt aus den Niederlanden, Isa, 26, aus Spanien und Kang, 23, aus China. Für alle drei ist die Nachhaltigkeit eine Leidenschaft, aber Po0ol wäre womöglich nie entstanden, wenn sie nicht den Wellington Climathon besucht hätten, einen 24-stündigen „Hackathon“ zur Lösung von Problemen rund um den Klimawandel.

Wellington war eine von 20 Städten, wo solche Climathons im Juni 2015 zeitgleich stattfanden. Die Veranstaltungen wurden von Climate-KIC organisiert, einer öffentlich-privaten Partnerschaft aus der Europäischen Union, die den Klimawandel bekämpfen will, indem sie Innovationen fördert.

Bei der Zusammenarbeit im hektischen Umfeld des Climathon kamen die drei jungen Frauen auf den Gedanken, eine E-Commerce-Website zu eröffnen, wo Firmen ihre nachhaltigen Produkte und Dienstleistungen zu reduzierten Preisen anbieten können. Je mehr Kunden die Produkte gleichzeitig kaufen würden, desto stärker würden Preise und der ökologische Fußabdruck des Transports reduziert.

Kim, Isa und Kang nannten das Projekt Po0ol – mit einer Null in der Wortmitte als Symbol des Strebens nach null Abfällen und null Umweltverschmutzung. 

Erfolgreich im Grand Palais

Die harte Arbeit zahlte sich aus, als Po0ol beim Wellington Climathon als eine der vier besten Lösungen prämiert wurde. Es folgten vier Monate Coaching, in denen die Idee auf ihre Umsetzbarkeit hin gedreht und gewendet wurde. Anschließend wurde Po0ol von Climate-KIC zur Vorstellung auf der Klimakonferenz 2015 in Paris ausgewählt.

„Im Laufe dieser Entwicklung hat sich bei uns dreien die Entschlossenheit, den Klimawandel zu bekämpfen – für unsere Zunkunft und die Zukunft Neuseelands – noch weiter gefestigt“, erklärt Kim.

Bevor die Idee auf der Klimakonferenz vorgestellt wurde, besuchten Kim und Isa ein Schulungswochenende in Paris, um ihre Präsentation auszufeilen und Kontakte mit anderen Klimawandel-Innovatoren und -Expertinnen zu knüpfen. Kim stellte den Geschäftsplan von Po0ol in einer zweiminütigen Präsentation vor dem Publikum im Pariser Grand Palais vor – im Wettbewerb mit zwölf weiteren Teams aus der ganzen Welt. „Wir waren sehr gut vorbereitet, aber das Grand Palais ist eine ziemlich überwältigende Umgebung für eine Präsentation“, blickt Kim zurück. „Am Ende waren wir schon ziemlich nervös.“

Die harte Arbeit zahlte sich aus, zum großen Glück des Po0ol-Teams. Kim, Isa und Kang gewannen den zweiten Platz in dem weltweiten Wettbewerb und erhielten das Angebot eines Mentoring, das ihnen dabei helfen sollte, die Idee in die Tat umzusetzen.

Ein idealer Ort mit begeisterten Unterstützern

Als sich die drei Gründerinnen von Po0ol kennen lernten, absolvierten Kim und Isa Praktika, und Kang stand mitten im Bachelor-Studium der Handelswirtschaft. Kim hat heute einen Master-Abschluss in Urbanem Umweltmanagement, und Isa einen Master in Lebensmitteltechnologie mit Schwerpunkt auf Innovation und Management.

Nach dem Abschluss ihres Studiums gingen Kim und Isa nach Europa zurück, allerdings mit dem Plan, Mitte 2016 nach Wellington zurückzukehren und Po0ol zusammen mit Kang ins Leben zu rufen. Wellington ist die Hauptstadt Neuseelands, und die Metropolregion hat rund 471.000 Einwohner. Für das Po0ol-Team ist es damit ein idealer Ort für den Start ihres Projekts.

„Wir haben Mentoren in Europa, aber wir wollen Po0ol in Wellington starten, weil die Stadt eine gute Größe für einen Online-Marktplatz hat. Außerdem haben wir in Wellington schon von vielen Organisationen Unterstützung erfahren. Wir haben viele wunderbare Menschen kennen gelernt, die die Geschäftswelt nachhaltiger machen wollen“, berichtet Kim.

Besonders begeisterte Unterstützung erhielt das Projekt vom Sustainable Business Network, einem sozialen Unternehmen, das Firmen, Regierungsbehörden und Organisationen aus ganz Neuseeland zusammenführt. Das Netzwerk arbeitet darauf hin, Neuseeland zu einer nachhaltigen Vorbildnation für die ganze Welt zu machen.

Große Herausforderungen annehmen

Auch wenn Po0ol erst im Frühstadium seiner Entwicklung ist, haben die Gründerinnen bereits potenzielle Investoren gefunden, die Finanzmittel bereitstellen könnten.

Po0ol wird sich zunächst auf drei Wirtschaftsbereiche konzentrieren: Cafés, lebensmittel- und getränkeproduzierende Betriebe sowie Kosmetikfirmen. Die drei Entrepreneurinnen haben diese Sektoren ausgewählt, weil es dort eine besonders große Zahl von umweltbewussten Verbraucherinnen und Einzelhändlern gebe.

Kim, Isa und Kang haben die Zuständigkeiten für den Aufbau von Po0ol nach ihren jeweiligen persönlichen Stärken verteilt. Isa hat den größten Teil der Recherchen durchgeführt, Kim ist die Sprecherin des Teams, und Kang ist für die Zahlen verantwortlich.

Isa weist darauf hin, dass der Aufbau ihrer Firma Po0ol dennoch ein kompliziertes Unterfangen mit zahlreichen Logistikproblemen sein wird. „Ich mag Herausforderungen, und das hier ist eine große“, sagt sie.

„Es ist wirklich aufregend. Mein Gefühl ist, dass Po0ol bei der Art und Weise, wie wir konsumieren, wirklich etwas verändern und dadurch Gutes für die Umwelt tun kann.“

In den USA wurde unlängst eine E-Commerce-Plattform für Konsumenten eingerichtet, aber dem Team ist kein ähnliches Projekt bekannt, das Firmen die Möglichkeit bietet, Produkte kollektiv einzukaufen. Isa und ihre Mitgründerinnen sind begeistert, dass ihre Idee skalierbar ist und das Potential besitzt, sich in viele verschiedene Richtungen weiterzuentwickeln.

„Unser Ziel ist, Po0ol in Wellington zum Laufen zu bringen und es dann in die Welt hinauszutragen.“