Film Die Taube auf dem Dach

Eine Frau und ein Mann unterhalten sich Copyright: DEFA-Stiftung/Klaus Goldmann

Sa, 30.07.2016

12:00 Uhr

Auckland, Art Gallery

Alltag in der Deutschen Demokratischen Republik

DIE TAUBE AUF DEM DACH
Regie: Iris Gusner
1973, 82 min., Englische Untertitel

Auf einer Baustelle im Süden der DDR wo Hunderte von Wohnungen in moderner Plattenbauweise entstehen, lernt die junge und selbstbewusste Bauleiterin Linda Hinrichs (Heidemarie Wenzel) zwei Männer kennen: den unangepassten Studenten Daniel (Andreas Gripp), der in seinen Ferien auf dem Bau jobbt und den Baubrigadier Hans Böwe, der an vielen Orten der DDR neue Häuser gebaut, aber sein eigenes Zuhause verloren hat. Linda liebt ihre Arbeit und Unabhängigkeit, doch droht sie ihr privates Glück aus den Augen zu verlieren.
 
Als Iris Gusner, eine der wenigen Filmemacherinnen in der DDR, den Rohschnitt ihres Regiedebüts präsentierte, wurde ihr vorgehalten, dass sie ein verzerrtes Bild der DDR-Realität liefere. Insbesondere die Darstellung eines erfahrenen Arbeiters als tragische Figur stieß auf heftigen Widerstand. Man warf der Regisseurin vor, sie habe „der Arbeiterklasse ins Gesicht gespuckt.“

Der Film wurde verboten und die Filmkopie ging verloren. Erst 2010 konnte der Film, ursprünglich in Farbe gedreht, als rekonstruierte schwarzweiß Fassung im Kino gezeigt werden. Kritiker lobten den Film als Beispiel der Nouvelle Vague in der DDR. Der Film stellt Fragen nach der Bedeutung von Arbeit, Liebe und Glück im Ostdeutschland der 1970er. Iris Gusner hat wiederholt die Rolle der Frau in ihren Filmen thematisiert und das offizielle und reale Geschlechterbild in der DDR- Gesellschaft in Frage gestellt.


Hintergrund:
Der Alltag in der DDR
Laut Selbstdefinition war die DDR der „erste Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden“. Der „Arbeiter“ spielte eine zentrale Rolle in der ideologischen Darstellung des Sozialismus in den kommunistischen Ländern der Zeit. So war die Darstellung der Arbeitswelt in der staatlich gelenkten und geförderten Kunstproduktion Ostdeutschlands sehr wichtig. Filme, die die Realität in der DDR widerspiegelten, Alltag und Arbeitswelt beschrieben, wurden somit von offizieller Seite besonders genau beobachtet.

Es war nicht einfach, eine wahres Bild der Realität zu zeichnen, dennoch wollten Filmemacher das Leben in der DDR darstellen, nicht als Kritik sondern als ein Mittel, Schwächen im sozialistischen Traum aufzuzeigen, Besserungen vorzuschlagen. Diese Filme wurden jedoch vielfach zensiert oder sogar verboten.

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