Marcel Beyer wird 1965 in Tailfingen geboren. Während des Studiums der Anglistik, Germanistik und Literaturwissenschaften in Siegen veröffentlicht er Kritiken in Literatur- und Musikzeitschriften, arbeitet als Übersetzer von Yeats und Burroughs und ist Mitherausgeber der Gedichte von Gertrude Stein. Marcel Beyer lebt in Dresden.
Sein erster Gedichtband
Kleine Zahnpasta erscheint bereits 1989. Bekannt wird Beyer mit seinem Debütroman
Menschenfleisch (1991), der von Liebe und Eifersucht handelt. Der Durchbruch gelingt ihm mit seinem Roman
Flughunde (1995). Darin wird die Geschichte eines Akustikers erzählt, der den Plan fasst, systematisch das Phänomen der menschlichen Stimme zu erkunden. Ort dieser Untersuchungen ist die Reichskanzlei kurz vor Kriegsende 1945. Es folgt der Roman
Spione (2000). Vier Kinder stoßen auf Familiengeheimnisse, die über die Legion Condor bis in den spanischen Bürgerkrieg zurückreichen. 2008 folgt der Roman
Kaltenburg, in dem es um die Lebensgeschichte eines Ornithologen und Verhaltensforschers geht, der nach dem Krieg ein Forschungsinstitut in Dresden aufbaut. In seinen Werken setzt sich der Autor immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven mit der deutschen Geschichte auseinander. Nach dem Erzählband
Putins Briefkasten (2014), den es in Dresden zu KGB-Zeiten des russischen Präsidenten wirklich gegeben hat, wendet sich der Autor mit
Graphit (2014) erneut der Lyrik zu. Wie schon zuvor
Erdkunde (2002) wird auch dieser Lyrikband ein Erfolg. Die Auseinandersetzungen mit der Sprache spiegeln sich in zahlreichen Poetikvorlesungen wider. U.a. beschäftigt sich Beyer mit dem mediatischen Einfluss auf die Sprache. „Sprache außerhalb von Literatur in Literatur zu verwandeln", sagt Beyer, sei etwas, was ihn selbst fasziniere und umtreibe.
Für seine Werke wurde Marcel Beyer mit allen namhaften deutschen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. 2014 mit dem Kleist-Preis und 2016 mit dem Georg-Büchner-Preis.
Copyright: Goethe-Institut Barcelona
Text: Ilka Haederle