Anton Roland Laub | LAST CHRISTMAS (of Ceaușescu)
Kuratorin: Frizzi Krella
In den 1980er Jahren kursierte das Gerücht von einem Badezimmer aus purem Gold, das sich im Wohnhaus der Ceaușescus in Bukarest befinden sollte. Darin artikulierte sich die ohnmächtige Wut des Volkes über die enorme Diskrepanz zwischen dem Reichtum der Herrscher und der eigenen bitteren Armut. Aus dem leeren Badezimmer, das mittlerweile besichtigt werden kann, blickt die Banalität des Bösen auf den Betrachter. Auf ihrer Flucht am 22. Dezember 1989 wurden Nicolae und Elena Ceaușescu bei Târgoviște festgenommen, ausgerechnet dort, wo einst Vlad der Pfähler alias Dracula residierte. Am ersten Weihnachtstag 1989 wurde das Ehepaar in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde sofort vollstreckt. Am zweiten Weihnachtstag wurde zum ersten Mal die Weihnachtsmesse im rumänischen Fernsehen live übertragen. Am selben Tag gingen die Bilder von der Hinrichtung um die Welt. Noch im Dezember 2019 wurde eine EU-Resolution verabschiedet, die den rumänischen Staat auffordert, die Wende juristisch aufzuarbeiten.
LAST CHRISTMAS (of Ceaușescu) blickt drei Jahrzehnte nach der rumänischen Wende auf den Fall des rumänischen Diktators Ceaușescu und auf drei Orte und deren behauptete Transparenz, das Privathaus der Ceaușescus, den Hinrichtungsort des Diktatorenpaares und auch die Casa Poporului. Alle drei sind ‚traumatisierte‘ Orte, stumme Zeugen einer untoten Vergangenheit, in denen das Echo des Personenkultes bis heute widerhallt. Wie blicken diese Orte heute auf uns zurück? LAST CHRISTMAS (of Ceaușescu) richtet den Fokus auf die agency von Dingen und was diese offenbaren oder verbergen. Laubs Arbeiten untersuchen das institutionelle Gedächtnis und die Latenz von Konflikten, die mit Ungerechtigkeit und Orientierungslosigkeit einhergehen.
Die monographische Publikation Anton Roland Laub - LAST CHRISTMAS (of Ceaușescu) erschien 2020 beim Kehrer Verlag, Heidelberg. Sie wurde im November 2021 für die Longlist des Deutschen Fotobuchbpreises nominiert.
Anton Roland Laub, geboren und aufgewachsen in Bukarest, studierte an der kunsthochschule weißensee und der Neuen Schule für Fotografie, Berlin. Finalist New Discovery Award, Internationales Fotofestival Les Rencontres d'Arles. Ausstellungen bei Photo Saint-Germain, Paris; FORMAT Photography Biennale, Derby; EMOP, Athen u. Berlin; atelier35, Bukarest; Kaunas Photography Gallery, Kaunas. Vertreten in der Sammlung Buch- und Medienkunst der Staatlichen Museen zu Berlin, der Gedenkstätte Berliner Mauer; des Stadtmuseums Bukarest; im Archiv von Les Rencontres de la Photographie, Arles.
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