MARe/Muzeul de Artă Recentă (Museum für Neue Kunst), Bulevardul Primăverii nr. 15, București
"Du sollst dir kein Bildnis machen", lautet das zweite Gebot, und verbietet damit den Götzendienst gegenüber Lebewesen, der Natur oder unbelebten Gegenständen. Der Mensch ist so von der zu starken Abhängigkeit von der realistischen Darstellung geschützt. Aber er ist nicht geschützt vor Vorstellungen des Belebten, Körper- allergischen und absoluten Ideen. Stephan Balkenhol (1957) schnitzt menschliche Figuren, direkt aus Holz wie Brâncusi. Er poliert sie jedoch nicht. Er bewegt sich nicht in Richtung Abstraktion. Stattdessen betont er die Körperlichkeit, die bloße Präsenz des rohen, lebendig geschnittenen Holzes. Stephan Balkenhol schnitzt klare und einfache Menschen. Seine Figuren sind eher einfach als elegant, sie tragen gewöhnliche Alltagskleidung, gestikulieren konventionell und ihre Mimik ist alltäglich gehalten.
Hoch erhoben auf Sockeln fechten die realistischen Figuren den Götzendienst an- sie haben nichts an sich, was anbetungswürdig scheint. Ihre moralische Kraft liegt genau in diesem gedämpften, fragwürdigen Humanismus.
