„Der Ararat ist ein erloschener, ruhender Vulkan – und hat doch eine bedrohliche Wirkung.“ Dieser Berg, das stellt Regisseur Engin Kundağ klar, ist mitnichten nur Kulisse. Er ist Sinnbild und Spiegelbild auf verschiedenen psychologischen wie gesellschaftlicher Ebenen. Denn erloschen ist Zeynep nicht, die unvermittelt bei ihren Eltern in einer gottverlassenen Gegend am Fuß des Ararat auftaucht. Im Gegenteil. Sie ist aus Berlin abgehauen, soviel ist sicher, aber was der genaue Grund ist, bleibt vage. „Er war betrunken, ich war müde, das Auto hat sich überschlagen“. Das ist alles, was sie ihrem Vater zu sagen hat. Auf alle weiteren Nachfragen reagiert sie aggressiv. Genauso wenig ist aber das nicht näher bezeichnete Dorf eine Idylle, und ihr Elternhaus schon gar kein Familienidyll. Alle schleppen unverdaute Vergangenheiten, erloschene Hoffnungen und den verzweifelten Wunsch nach Zukunft mit sich herum. Zeynep, die all dies zum Auflodern bringt, hat selbst nur die eine Chance, sich ihren Dämonen zu stellen. „Eine präzise Milieubetrachtung, in der die männliche Angst vor weiblicher Sexualität zur Aggression wird, zur ständigen Gefahr.“ Harald Mühlbeyer, Kino-Zeit