Die Geschichte von Ödipus, der seinen Vater tötet und seine Mutter heiratet, ist vermutlich der archetypische Mythos schlechthin. Wenn aber die Autorenfilmerin Angela Schalenec sich seiner annimmt, bleibt es nicht beim tragischen (Anti-)Heldentum. Die Bilder „führen ein Eigenleben und transportieren die Materialität der Wirklichkeit: Wind fährt durchs Kino“, so der Kritiker Ulrich Seidler in der Berliner Zeitung. Es ist ein so physisches wie ästhetisch-assoziatives Erlebnis, ohne Rücksicht auf Zeit. Menschen leben, Menschen sterben, und über allem schwebt die titelgebende Musik. Jon, der Junge, der bei Adoptiveltern aufwächst, der seinen Vater tötet, der seine Mutter schwängert, wird von Schalenec durch und über Musik neu gedeutet: „Die Hauptfigur“, so ihr Ansatz, „beginnt sich mit der Musik auszudrücken. Es ist eine andere Sprache und dass es möglich ist, diese andere Sprache zu finden, ermöglicht ihm weiter zu leben – im Gegensatz zu Ödipus“. Oder, um noch einmal die Berliner Zeitung zu zitieren: „An diesem Film schrieben die Götter mit“.
1993 Ich bin den Sommer über in Berlin geblieben
1995 Das Glück meiner Schwester
1998 Plätze in Städten
2001 Mein langsames Leben
2004 Marseille
2007 Nachmittag
2010 Orly
2016 Der traumhafte Weg
2019 Ich war zuhause, aber...
2023 Music
