Projektorientiertes Lernen in der Schule
PASCHi auf Reisen

Die Projektarbeit mit dem Maskottchen PASCHi motiviert die Deutschlernenden.
Die Projektarbeit mit dem Maskottchen PASCHi motiviert die Deutschlernenden. | Foto (Ausschnitt) © Goethe-Institut Peking

Schülerinnen und Schüler in Ostasien entwickeln mithilfe des Maskottchens PASCHi Projekte im DaF-Unterricht. Dabei eignen sich die Jugendlichen mit Unterstützung ihrer Lehrkräfte die notwendigen Projektkompetenzen nach dem Prinzip „Vom Einfachen zum Schweren" an.

Projektorientiertes Lernen konzentriert sich darauf, den Schülerinnen und Schülern mehr Eigenverantwortung bei der Gestaltung des Unterrichts zu übertragen und ihnen Gelegenheit zur kreativen Erarbeitung von (sprachlichen) Produkten zu geben. In Ländern mit anderen, nicht westlichen oder europäischen, Lehr- und Lerntraditionen ist es sinnvoll, Formen des aufgaben- und projektorientierten Lernens schrittweise einzuführen. Daher verfolgen die Handreichungen für projektorientiertes Lernen mit PASCHi im Anfängerunterricht die Idee, zunächst Mikroprojekte, die sich in ein bis zwei Schulstunden realisieren lassen, im Regelunterricht zu integrieren. Wichtig ist, dass die Lernangebote einen direkten Bezug zum Leben der Schülerinnen und Schüler haben und die Außenwelt in den Unterricht miteinbeziehen (Wicke 2012: 210; Benkelmann-Zhang 2016: 45-45).

Wer ist PASCHi?

Der Papagei PASCHi ist das Maskottchen der vom Goethe-Institut betreuten Schulen der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft" (PASCH) in Ostasien. Er wurde von zwei taiwanesischen Schülerinnen anlässlich eines Designwettbewerbs entworfen. Nach einer Abstimmung auf PASCH-net produzierte das Goethe-Institut China die Maskottchen-Handpuppe und schickte PASCHi im Februar 2016 auf Reisen. Der sprachgewandte Papagei besuchte insgesamt 27 Schulen in China, Hongkong, Taiwan, der Mongolei, Korea und Japan. Die Handpuppe „spricht“ mit den Schülerinnen und Schülern nicht nur Deutsch, sondern bringt auch Ideen für die Gestaltung eines projektorientierten DaF-Unterrichts, in dem Jugendliche wirklich aktiv werden (Salomo/Mohr 2016: 146-168), mit.

Schrittweise zum Projektergebnis

Im Sinn einer behutsamen Heranführung laden die Materialien die Jugendlichen und ihre Lehrkräfte ein, PASCHi zunächst anhand mehrerer Aktivitäten kennenzulernen. Zu Beginn stellen die Schülerinnen und Schüler beispielsweise Vermutungen über das Maskottchen an, tauschen Beschreibungen aus, erstellen Wort-Collagen zu PASCHi und ergänzen sowohl Texte als auch Gedichte. Im zweiten Teil stehen bereits komplexere Aktivitäten zum Deutschlernen im Mittelpunkt. Die Lernenden führen Interviews und sammeln Informationen zum eigenen Schulleben in Steckbriefen. Diese Aufgaben dienen dazu, grundlegende sprachliche Formen aus dem Anfängerunterricht zu festigen und zu erweitern. Außerdem werden die Jugendlichen an Partner- und Gruppenarbeit sowie Formen des freien Sprechens, des Präsentierens und des kreativen Arbeitens herangeführt.

Im dritten und vierten Teil befassen sich die Lernenden mit dem geplanten Austausch zwischen den Schulen. Dadurch erfahren die Schülerinnen und Schüler  die Fremdsprache nicht nur als Unterrichtsgegenstand, sondern auch als verbindendes Medium der Verständigung. In authentischen Kommunikationssituationen arbeiten sie gemeinsam an Projekten und werden somit motiviert, sich intensiver mit der Fremdsprache auseinanderzusetzen. Dabei helfen ihnen aufeinander aufbauende Aufgaben, sich mit eigenen und fremden Vorstellungen von Austausch und Kultur zu beschäftigen. Anschließend werden verschiedene Austauschpotenziale von Unterrichtsprodukten, wie beispielsweise Bildergeschichten, Comics oder selbst bemalte Taschen, die unterschiedliche Sichtweisen des Schulalltags, Besonderheiten von Stadt und Land sowie kulturelle Charakteristika aus Sicht der Schülerinnen und Schüler transportieren, besprochen.  
 
Für die Lehrkräfte enthält die Sammlung Anleitungen zur Projektplanung und -durchführung. Die Schwerpunkte sind hier die Selbsttätigkeit und Selbstorganisation der Jugendlichen, die veränderte Lehrerrolle, sowie die Produktorientierung im projektorientierten Lernen.

Maskottchen als Anlass für Begegnungen

Die Rückmeldungen der Jugendlichen und Lehrkräfte sowie ihre auf dem Projektblog  veröffentlichten Berichte, Fotos und Videos zeigen die große Begeisterung über die Begegnung mit PASCHi. Der Austausch und die Arbeit mit dem Papagei motivieren Schülerinnen und Schüler des Deutschunterrichts auf A1 oder A2-Niveau zu außerordentlichen Leistungen. So führten Deutschlernende in Südchina ein bemerkenswertes Mikroprojekte durch: Unter dem Motto „PASCHi im grünen Bereich“ beschäftigten sie sich mit Fragen zum Thema Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit. Die Schülerinnen und Schüler eigneten sich Fachvokabular an und führten mit PASCHi Videointerviews, die sie im Internet veröffentlichten.
 

Das Beispiel zeigt, dass fach- und sprachintegriertes Lernen auf Deutsch (CLILiG) auch mit Lernenden mit geringen Fremdsprachenkenntnissen möglich ist. Gleichzeitig ist das Maskottchen Anlass für Begegnung und Austausch mit anderen Deutschlernenden aus PASCH-Schulen in Ostasien. Jede Deutschklasse bereitet ein reziprok angelegtes Projekt für die Schule eines anderen Kulturkreises in Ostasien vor. So gaben koreanische Jugendliche PASCHi selbst geschriebene Briefe mit nach Ostchina. „Eine Antwort auf Deutsch zu verfassen und somit vielleicht einen regen Austausch zu starten, wird nun das nächste spannende Projekt für die Schüler meiner Schule sein.“, teilte die chinesische Deutschlehrerin mit.

PASCHi als Motivator

Selbsterstellte Produkte der Lernenden Selbsterstellte Produkte der Lernenden | Foto: © Goethe-Institut Peking Alle bisherigen Projekte zeigen, wie schnell die Schülerinnen und Schüler bei der Begegnung mit PASCHi ihre Scheu verlieren und ihre Deutschkenntnisse frei und engagiert einsetzen. Dadurch, dass die Jugendlichen bei der Durchführung der Projekte selbstständig arbeiten, sind sie besonders involviert und motiviert. Das Ergebnis sind beeindruckende Produkte, wie zum Beispiel selbst geschriebene PASCHi-Lieder, Videos, Fotocollagen, Postkarten und verzierte Stofftaschen, die den Jugendlichen auf einfachem Weg Erfolgserlebnisse verschaffen und ihnen den Austausch mit anderen Deutschlernenden ermöglichen.
 

literatur

Benkelmann-Zhang, Karin (2016): Projektarbeit motiviert nachhaltig – Beschreibung einer besonderen Art der Theaterarbeit in China. In: Fremdsprache Deutsch, H. 54, S. 43-46. 

Salomo, Dorothé/Mohr, Imke (2016): DaF für Jugendliche (Reihe= Deutsch Lehren Lernen; 10). München: Klett-Langenscheidt.

Wicke, Rainer E. (2012): Aufgabenorientiertes und projektorientiertes Lernen im DaF-Unterricht: Genese und Entwicklung. München: iudicium-Verlag.