Filmfestival 2022 Taipei Film Festival

2022 Taipei Film Festival © Taipei Film Festival

Do, 23.06.2022 –
Sa, 09.07.2022

Taipei Zhongshan Hall, Vie Show Cinemas Taipei Hsin Yi, SPOT Huashan Cinemas

Sonderprogramm: 60 Jahre Neues Deutsches Kino

Das Taipei Film Festival gehört zu den einflussreichsten Filmveranstaltungen Taiwans. Jährlich werden rund 160 Filme aus über 60 Ländern präsentiert.
Mit den zwei Wettbewerben “International New Talent Competition” und “Taipei Film Awards” werden internationale, junge Talente sowie Filmemacher:innen aus Taiwan geehrt, wodurch eine große Bandbreite an Themen und Stilen beim Festival gefördert wird.

Klassiker im neuen Licht: 60 Jahre Neues Deutsches Kino

Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Taipei hat das Taipei Film Festival dieses Jahr ein Sonderprogramm organisiert, um das 60-jährige Jubiläum des Neuen Deutschen Films zu feiern.

1962, angetrieben und motiviert von der Nouvelle Vague in Frankreich, schlossen sich 26 junge deutsche Filmemacher zusammen und beschlossen, etwas gegen die aus ihrer Sicht unkreative und realitätsferne Stagnation der „harmlosen“ Heimatfilme, die seit den 50er Jahren den Zuschauern eine bequeme Sicherheit des Wirtschaftswunders in den Kinos vorgaukelten, zu tun.
Sie unterzeichneten das Oberhausener Manifest, in dem sie bekannt gaben, „den neuen deutschen Film zu schaffen“. Das Manifest beschrieb nicht konkret den neuen deutschen Film, sondern forderte und versprach mehr Unabhängigkeit der Filmemacher. Dies war die Geburt des „Jungen deutschen Films“.

Um jungen Nachwuchsfilmern eine Chance zu geben, wurde 1965 das Kuratorium Junger Deutscher Film gegründet. Diese Stiftung sollte Nachwuchsregisseuren den ersten Spielfilm ermöglichen, sofern sie einen Kurzfilm gedreht hatten, der sich vor einer Fachjury bewährte. Viele nachkommende Regisseur:innen haben von der Oberhausener Initiative profitiert, die eine neue Filmära in Deutschland auf den Weg brachte.
 
Obwohl Rainer Werner Fassbinder (1945-1982), Werner Herzog (1942-) und Wim Wenders (1945-) die großen Namen des Neuen Deutschen Films sind, liegt der Schwerpunkt des Programms beim diesjährigen Taipei Film Festival auf der Frühphase dieser Strömung und den Filmen, die den eher jüngeren Filmliebhaber:innen in Taiwan unbekannt sein werden. Es wurden vier wegweisende Filme aus den 1960er Jahren ausgewählt: „Abschied von Gestern“ (1966) von Alexander Kluge; „Mahlzeiten“ (1967) von Edgar Reitz; „Es“ (1966) von Ulrich Schamoni und „Der Junge Törless“ (1966) von Volker Schlöndorff.
Das Sonderprogramm zeigt auch wichtige Werke wie „Die Verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975) von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta sowie die zwei Kurzfilme von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet „Nicht versöhnt oder Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht“ (1965) und „Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter“ (1968).
 
Insgesamt werden 5 Spielfilme und 14 Kurzfilme des Neuen Deutschen Films beim diesjährigen Taipei Film Festival gezeigt.

VERANSTALTUNG AM 06. JULI: Gespräch zu „Oberhausener Manifest: die Revolution einer Generation”
Nach der Vorführung des Programms „60-jähriges Jubiläum des Neuen Deutschen Films: Kurzfilme I“ am 6. Juli gibt es ein hybrides Gespräch, das von Wang Chun-chi moderiert wird, der Direktorin des „Taiwan Film and Audiovisual Institute“. Die Filmmacherin Uisenma Borchu und der Filmexperte Georg Seeßlen werden als Gesprächspartner:innen aus Deutschland live zugeschaltet. Sie werden der revolutionären Bedeutung des Neuen Deutschen Kinos nachgehen und dessen Einfluss auf die späteren Generationen erörtern.

Informationen, Zeiten und Vorführungsorte zum Programm „Klassiker im neuen Licht: 60-jähriges Jubiläum des Neuen Deutschen Films“ finden Sie hier.


Georg Seeßlen © Georg Seeßlen Georg Seeßlen
Georg Seeßlen, geboren 1948, studierte Malerei, Kunstgeschichte und Semiologie in München. Er war Dozent an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland und arbeitet heute als freier Autor unter anderem für "Die Zeit", "taz", "epd-Film", "Freitag" sowie als Kurator für Film/Kunst-Reihen und -Ausstellungen. Außerdem hat er rund zwanzig Filmbücher geschrieben. Zusammen mit Markus Metz arbeitet er an Radio-Features und Hörspielen.



Uisenma Borchu © Sven Zellner Uisenma Borchu
Uisenma Borchu wurde in Ulan Bator/Mongolei geboren. Für ihren Diplomfilm „Schau mich nicht so an“ (2015) erhielt sie unter anderem den Bayerischen Filmpreis für Nachwuchsregie, den Fipresci Filmkritikerpreis auf dem Filmfest München und den Grand Prix in der „New Talent Competition“ des Taipei Film Festivals(2016). An den Münchner Kammerspielen schrieb und inszenierte sie das Schauspiel „Nachts, als die Sonne für mich schien“ (2017). Zusammen mit Sven Zellner produzierte sie den Kinospielfilm „Schwarze Milch“ (2020), bei dem sie Regie führte und auch selbst mitspielte.

 

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