Jeden Monat veröffentlicht das Goethe-Institut Südafrika eine Reszension über eine*n Afrikanischen/Südafrikanischen Autor*in. Verfasst von Südafrikaner*innen für Südafrikaner*innen.
In Morabo Morojeles charakterorientiertem, preisgekröntem Meisterwerk Das Drei-Eier-Dilemma lernen wir einen bunten Haufen bunter Persönlichkeiten kennen, von denen einige wie vertraute Nachbarn, alte Freunde oder sogar entfremdete Verwandte wirken, denen wir als Leser aufgrund ihrer familiären Vertrautheit und ihrer schrulligen Eigenarten vielleicht schon einmal begegnet sind.
Eine dieser Hauptfiguren ist EG oder Mohlala (auch „Eggs“ genannt), der Protagonist und Erzähler, der unheimlich allgegenwärtig ist und durch dessen Augen ein Großteil der Geschichte erzählt wird. Durch seine zahlreichen und oft humorvollen Interaktionen mit den anderen Figuren erfahren wir pikante Details darüber, wie und warum sie zu ihren Namen und Spitznamen gekommen sind, sowie weitere Einzelheiten über Ort, Zeit und das gefährliche politische Klima in diesem namenlosen, aber nur allzu bekannten Land.
Es gibt auch 'Mota und Sponkie, deren Beziehung zu EG in erster Linie die eines Freundes mit gewissen Vorzügen ist, der ihnen widerwillig einen Schauplatz für ihre ruchlosen Aktivitäten zur Verfügung stellt, wann immer es nötig ist, und der im Gegenzug nicht nur als widerwilliger Kollaborateur, sondern als eine Art krimineller Partner an ihrer geheimen Affäre teilhaben darf.
In Figuren wie Puleng, die später den Namen Pearl „geschenkt“ bekommt, den sie gerne annimmt, weil er ihr Zugang, Respekt und manchmal auch Reste wie Thunfisch oder Steaks, die von Hotelgästen weggeworfen werden, verschafft, die sie mit ihrem früheren Wohltäter EG teilt. Ihre Geschichte nimmt ebenso wie die von Mamakara oder Mada, der Shebeen-Königin und Ladenbesitzerin, ein tragisches Ende, da der Sog der Gewalt diese liebenswürdigen Charaktere immer wieder heimsucht, sei es durch den AK47-Kolben der schießwütigen Soldaten oder die scharfen Okapi-Messer von Zuluboy und seiner Gang.
Und dann ist da noch Sticks, der Unternehmer schlechthin, der ständig mit seinen gekochten Eiern hausieren geht und dabei den einen oder anderen Bibelvers zitiert, während er versucht, seine Kunden dazu zu bringen, ihr hart verdientes Geld abzugeben, indem er herausfindet, wie viel sie auf seiner Waage wiegen - in der Hoffnung, ein oder zwei Freibiere von EG oder sonst wem zu bekommen.
Eine weitere Figur ist „Eyebrows“, die wahrscheinlich ohne ihr Zutun oder ihre Zustimmung so genannt wurde, in Wirklichkeit aber Melita heißt und Madas Assistentin ist. Sowohl in der Taverne als auch im Laden. Ein Stelldichein mit unserem Protagonisten EG in einer betrunkenen Nacht scheint einer der Gründe dafür zu sein, dass sie sich unaufgefordert für seine Angelegenheiten interessiert, was Eggs weder begrüßt noch schätzt.
Mkhulu und Mafisa leben beide auf EGs Grundstück, ebenso wie andere ungenannte Mieter, die ihre Miete entweder verspätet oder gar nicht zahlen, sehr zu Mohlalas Leidwesen, obwohl er nicht viel dagegen tun kann, da auch er nicht von den Unwägbarkeiten ihrer kollektiven prekären Existenz verschont wird.
Schließlich begegnen wir auch Tankiso, der auch „Latrine“ genannt wird, ein bekannter Schürzenjäger, der oft eine widerwillige EG dazu überredet, sich an seinen Heldentaten mit Frauen zu beteiligen, die er an verrufenen Orten findet. Es gibt auch den französischsprachigen Dr. Lakutenga oder Doktor Neighbour, mit richtigem Namen Jean-Marie, ein Opfer der Vertreibung aus einem anderen, nicht näher benannten Land, der sich ebenfalls oft in Madas Taverne auf einen Drink oder zum Austausch mit den Einheimischen einfindet.
Preis
Three Egg Dilemma gewann den angesehenen University of Johannesburg (Main Prize) for South African Writing in English im Jahr 2023. Morabo Morojele's anderes Buch "How We Buried Puso" wurde 2006 veröffentlicht.
* Morabo Morojele verstarb am 20. Mai 2025 im Alter von 64 Jahren.
Über den Verfasser
Tonderai Chiyindiko
Tonderai Chiyindikist ein unersättlicher Leser, der dem betörenden Geruch neuer Bücher verfallen ist und gerne an Buchvorstellungen teilnimmt (wegen des kostenlosen Angebots an Wein, Käse und Snacks). Er lebt und arbeitet in Johannesburg. o
Weitere Informationen
Diese Rezension ist Teil in der Reihe Buch des Monats 2025 vom Goethe-Institut Südafrika.
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