Sehnsuchtsorte entstehen meist in weiter Ferne, von wo aus sie uns eine schönere Zukunft verheißen. Doch Träume von solchen Orten können wachsen wie Seifenblasen: je größer sie werden, desto leichter platzen sie. Die Künstler*innen dieser Ausstellung befassen sich kritisch mit den Träumen und Erwartungen von einem besseren Leben woanders. Welche Gründe sind es, bestimmte Orte zu verlassen und andere zu wählen? In welchem Maße entspricht die
harte Realität den unterschiedlichen Vorstellungen? Indem die Künstler*innen diese Fragen stellen, greifen sie Themen wie Ausgrenzung, Geflüchteten- und Integrationspolitik, bürokratische Hürden und gesellschaftliche Spannungen in Bezug auf Migration auf. Mit dem Blick auf die Spuren von zerplatzten Träumen, fragen sie wie sich Erwartungen und Lebensrealität voneinander entfernen und gleichzeitig gegenseitig nähren.
Traumblasen – Balončići od Snova wird anlässlich der Eröffnung des neuen Gebäudes des Goethe-Instituts in Sarajevo präsentiert und folgt dem Konzept, aus künstlerischer Perspektive den Dialog zwischen Deutschland und Bosnien und Herzegowina zu fördern. Während die Künstler*innen aus Bosnien und Herzegowina in den ausgestellten Arbeiten unter anderem auf persönliche Bezüge zu dieser Thematik zurückgreifen, verortet die Ausstellung durch die Diversität der Beiträge die Diskussion in einem breiteren Diskurs von Migration. Das Bild eines prosperierenden „Westens“, in dem humanistische Werte, Demokratie und der Sozialstaat die Gleichberechtigung aller Menschen garantieren soll, ist in den letzten Jahren aufgeweicht und einer Wahrnehmung neokolonialer globaler Verhältnisse gewichen. Während die Verhärtung der Grenzen den Nationalstaat fördern und die „Festung Europa“ stärken soll, stellen die künstlerischen Positionen diese Tendenzen in ein Licht von sozialen, politischen und ökonomischen Abhängigkeiten.
Traumblasen – Balončići od Snova bezieht sich somit nicht auf eine vermeintliche Naivität eines „Bosnischen Traums“, sondern setzt sich mit gegenseitigen Erwartungen ebenso wie mit Trugbildern, die diese kreieren, auseinander.
Teilnehmende Künstler*innen:
Armin Ćosić
Šejla Kamerić
Adna Muslija
Mila Panić
Sestre
Adnan und Nina Softić
Kuratiert von Gabriela Manda Seith
Eröffnung: 23. Februar 2022, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 24. Februar – 21. April 2022
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