PROFESSIONELLER JOURNALISMUS – WARUM BRAUCHT DIE BEVÖLKERUNG SO ETWAS?

Von Dragan Sekulovski

Es gibt weltweit zahlreiche Definitionen von „Was ist Journalismus?“, und einige sind differenziert, andere nicht. Aber der Kernsatz in allen diesen Auslegungen sollte sein, dass professioneller Journalismus der Bevölkerung dient, indem er das öffentliche Interesse fördert und bewahrt. Wenn es um den Maßstab geht, ist es vollkommen irrelevant, welche Rezipienten erreicht werden und ob der Journalismus in traditionellen oder Online-Medien stattfindet. Die ethischen Standards und der journalistische Ehrenkodex betreffen alle Arten von Medien.

Mit der rasanten technologischen Entwicklung in den vergangenen Jahren, vor allem der Ausbreitung von sozialen Medien im Internet, ist der Zugang zu Massenmedien praktisch für fast alle möglich. Welches sind die Vor- und Nachteile dabei, und inwiefern beeinflusst das den professionellen Journalismus?

Erst einmal, mit der unermesslichen Reichweite des Internets vor allem in den sich entwickelnden und den Industrieländern können es sich die meisten Menschen leisten, online „präsent“ zu sein und sich infolgedessen mit anderen auszutauschen. Im Fall der Verbreitung von politischen Ansichten mit konstruktiver Kritik vor allem von Usern, die zahlreiche Follower in einem bestimmten regionalen Rahmen haben, und wenn diese an PolitikerInnen gerichtet sind, mag das einen positiven Effekt haben und kann als Werkzeug einer zivilen Korrektur für die PolitikerInnen dienen. Auch sind Petitionen der Zivilbevölkerung sowie Versammlungen und Proteste gegen Machtmissbrauch auf lokaler wie auch internationaler Ebene heutzutage leichter und schneller zu organisieren als etwa 15 bis 20 Jahre zuvor.

Aber diese globale Kommunikation hat auch eine dunkle Seite, nämlich sobald einzelne Personen und Gruppen sowohl der Zivilbevölkerung wie auch aus politischen Kreisen oder einzelne Gesellschaftsgruppen beleidigt werden. Es forciert die Veröffentlichung und Verbreitung von Hassbotschaften, Diskriminierung, Kinderpornografie, Desinformation oder Manipulation, und das schadet der öffentlichen Kommunikation. Solche Inhalte können ernsthaften Schaden anrichten, insbesondere in Krisensituationen wie der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie. Tausende von Fehlinformationen jeglichen Formats in den sozialen Medien, aber ebenso in den traditionellen Medien können den internationalen Bestrebungen der Eindämmung dieser Pandemie entgegenwirken und dementsprechend die Mortalitätsraten im Zusammenhang mit dem Virus erhöhen.

Wie also kann verantwortungsvoller und professioneller Journalismus in solchen Situationen helfen?

Wenn JournalistInnen und Medienbeschäftigte die grundlegenden ethischen Prinzipien respektieren, informieren sie die Öffentlichkeit und richten die Aufmerksamkeit auf relevante Themen mittels Bildung, Information und Unterhaltung (drei allgemein grundlegende Aufgaben der öffentlichen Sender), sie tragen dazu bei, eine gesunde demokratische Gesellschaft zu bilden. Grundlegende ethische Prinzipien bedeuten hauptsächlich, sich der Wahrheit zu verpflichten und das Recht der Öffentlichkeit auf Information zu respektieren. JournalistInnen geben nicht nur Informationen weiter, sondern haben auch die Aufgabe, diese Informationen objektiv auszuwerten. Eine der wichtigsten Aufgaben, aber auch das Recht von JournalistInnen ist, jede Zensur und Verfälschung von Informationen zu vermeiden.

Was die Rolle der JournalistInnen in einer demokratischen Gesellschaft betrifft, so tragen sie dazu bei, die Demokratie zu stärken und die Zivilgesellschaft zu unterstützen, indem sie die fundamentalen Menschenrechte und die Freiheit verteidigen, aber auch dazu beitragen, das Fundament des Staates zu unterstützen und die Einhaltung der Gesetze ihrer Regierung sowie weiterer Machtträger in der Gesellschaft zu kontrollieren.

Verantwortungsvoller Journalismus garantiert, dass die produzierten Inhalte, anders als die von Bloggern, überprüft und redigiert sind, bevor sie veröffentlicht werden, und dass, sollte ein unbeabsichtigter Fehler gemacht worden sein, eine öffentliche Entschuldigung und Korrektur stattfindet. Die Basis dieser Punkte bildet das „Global Charter of Ethics for Journalists“, die Satzung zu den ethischen Grundsätzen des Journalismus, von der International Federation of Journalists (IFJ), dem internationalen Journalistenverband.

Dies sind die grundlegenden Normen, die die Voraussetzung für den Arbeitsethos für JournalistInnen bilden. Und nur wenn diese eingehalten werden, dient der Journalismus der Öffentlichkeit und verleiht denjenigen eine Stimme, die sich in Not befinden oder von der Gesellschaft ausgegrenzt werden.

Ein wichtiger Aspekt der Existenz von professionellem Journalismus ist erstens die Reichweite und zweitens die Unterstützung der Gesellschaft. Es ist kaum zu erwarten, dass private Medien oder JournalistInnen, die vom Staat bezahlt werden, die Arbeit von zentralen oder lokalen staatlichen Einrichtungen kritisch beurteilen. Medieninhalte auf Abruf werden immer attraktiver und notwendiger, denn mit direkter Unterstützung von Qualitätsjournalismus durch die Bevölkerung ist eine der Hauptvoraussetzungen für unparteiische Berichterstattung garantiert, und das ist die finanzielle Unabhängigkeit.

Eine letzte Anmerkung, die sozialen Medien können ein nützliches Werkzeug zum Kommunizieren sein, garantieren aber keine unparteiische und objektive Information, vor allem nicht in einer Krisenzeit, in der wir uns gerade weltweit befinden. Professioneller Journalismus aber, dessen Grundlage ausgebildete Medienarbeit ist, die sich nach internationalen Standards richtet, ist von öffentlichem Interesse, und wenn wir diesen haben möchten, müssen wir unserer bürgerlichen Pflicht nachkommen und diesen unterstützen.

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