PASCH im Comic Fieber - Sommer Workshop in Shanghai

PASCH Sommer Workshop „Comic“ vom 25.- 29.Juli in Shanghai

Gruppenfoto Foto: Pan Ziyi © Goethe-Institut
Gruppenfoto

Vom 25.-29.Juli versammelte sich eine kleine erlesene Gruppe junger PASCH Schülerinnen und Schüler aus den unterschiedlichsten Winkeln Chinas zum diesjährigen PASCH Sommer Workshop „Comic“ an der I&C Fremdsprachenschule in Shanghai. Die jungen Deutschlerner, die sich zuvor mit einem selbst angefertigten Comic bei der Abteilung Kultur und Bildung des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschlands beworben hatten, brachten nicht nur ein erstaunliches Potential an Zeichenkünsten mit, sondern zeichneten sich ebenfalls durch ihre bereits sehr hohen Deutschkenntnisse aus.

Die roten Dachziegel der Unterrichtsgebäude auf dem weitläufigen Schulgelände der I&C Fremdsprachenschule glühten in der mittäglichen Sommerhitze an diesem Julitag, dem Anreisetag der insgesamt 16 Workshop Teilnehmer. Wolkenloser weiter Himmel und gefühlte 40 Grad. Einige Teilnehmer/innen reisten mit dem Flugzeug aus Xi’an und Guangzhou an, viele kamen mit dem Schnellzug aus umliegenden Gegenden wie Hangzhou, Suzhou und Ningbo, wieder einige kamen einfach zu Fuß hereinspaziert. Spazierengehen war auch das Schlagwort unserer ersten gemeinsamen Abendveranstaltung, einem interaktiven „Walk“ mit Shanghai Flaneur durch die beeindruckenden Hochhäuser von Pudong. Die deutsche Architektin Fanny Hoffmann-Loss führte unsere Gruppe mit spannenden Geschichten aus vergangenen Tagen und unvorstellbaren Zukunftsvisionen durch die Riesenbauten. Als Highlight versuchten sich die jungen Deutschlerner bei Sonnenuntergang auf einer Steinbank sitzend selbst als Architekten, indem sie ihren eigenen Wolkenkratzer mitten in das Panorama von Lujiazui hinzu skizzierten und ihren Entwurf der Gruppe in deutscher Sprache präsentierten, Frau Hoffmann-Loss übersetzte kurzerhand ins Chinesische, interaktives Sprachenlernen pur.
 
  • Angeregt Diskussion im Workshop Betrieb Foto: Pan Ziyi ©Goethe-Institut
    Angeregt Diskussion im Workshop Betrieb
  • Workshop Teilnehmer aus Suzhou Tao Sijie lässt seinen Comic bestaunen Foto: Pan Ziyi ©Goethe-Institut
    Workshop Teilnehmer aus Suzhou Tao Sijie lässt seinen Comic bestaunen
  • Gao Chen aus Wuxi erzählt seine Geschichte in Bildern Foto: Pan Ziyi ©Goethe-Institut
    Gao Chen aus Wuxi erzählt seine Geschichte in Bildern
  • Portraitieren im Workshop Foto: Pan Ziyi ©Goethe-Institut
    Portraitieren im Workshop
  • Interaktiver Leseabend Foto: Pan Ziyi ©Goethe-Institut
    Interaktiver Leseabend
  • Interaktiver Leseabend Foto: Pan Ziyi ©Goethe-Institut
    Interaktiver Leseabend
  • Schülerpräsentationen zur Abschlussveranstaltung Foto: Pan Ziyi ©Goethe-Institut
    Schülerpräsentationen zur Abschlussveranstaltung
Am nächsten Morgen ging es mit dem ersten offiziellen Workshop Tag gleich spannend weiter. Als Lernziele waren zum einen die Vernetzung und der Austausch innerhalb der vom Goethe-Institut betreuten PASCH-Schulen, wie auch die aktive Anwendung der bereits erworbenen Sprachkenntnisse im Rahmen eines nach deutschem Standard abgehaltenen Seminars angedacht. Als weitere Maxime galten vor allem Spaß und das Entstehen eines kleinen Comicwerkes als Endprodukt. Das Goethe-Institut China hatte das Workshop Leiter Duo, den deutschen Comic Künstler Max Baitinger und Susanne Knoll, eine erfahrene Fortbildnerin im Fremdsprachenbereich, die mitunter an der Universität Leipzig beschäftigt ist, nach Shanghai eingeladen.

Der Workshop, und das war einer der äußerst bemerkenswerten Aspekte der Veranstaltung, fand durchgehend in deutscher Sprache statt. Das sorgte für eine ordentliche Portion anfänglicher Aufwühlung bis gar scheuer Zurückhaltung, die aber ganz schnell bei den ersten Aufwärmübung des sich gegenseitigen Portraitierens in ausgelassenes Gelächter umschlugen. „Hey, ich habe gar nicht so eine breites Gesicht“, klang es aus der Gruppe. Die Schülerinnen und Schüler vergnügten sich sichtlich, die Kommunikation in der Gruppe funktionierte durch die verbindende Leidenschaft des Zeichnens und den unermüdlichen Einsatz der beiden Fortbildner außerordentlich gut. Max Baitinger, den gut 1.90 Meter „Riesen“ sah man nicht selten kniend, hockend, gar halb liegend mit vollstem Einsatz den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Zeichentechniken erklärend, während Susanne Knoll mit allen Künsten der Mimik und Gestik den Gebrauch einiger komplizierterer Adjektive für die Dialoge zu den Bildern verdeutlichte. Authentizität als Schlagwort, Max uns Susanne sprachen mit den PASCH-Schülerinnen und Schülern respektvoll auf einer Augenhöhe und förderten deren schöpferischen Geist und Ideenreichtum. „Manche Menschen sagen, dass ich nicht zeichnen kann“, warf Max Baitinger erstaunlich ehrlich ein, „weil sie meinen Stil nicht mögen. Versucht euren eigenen Weg zugehen und malt das, was und wie ihr wollt“. Die Geschichten gehörten den Teilnehmern, Max und Susanne halfen bei den Techniken, der Stoffsammlung und antworteten geduldig auf Fragen. Letztere kamen immer mutiger und häufiger. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen arbeiteten gemeinsam gezielt auf die Erstellung eines Comicbandes hin, den sie zur offiziellen Abschlussveranstaltung vorstellen sollten.

Eingebettet war der Workshop in abwechslungsreiche Abendveranstaltungen. So durften beispielsweise die 16 Teilnehmer/innen der internen Eröffnungsfeier der I&C Fremdsprachenschule zum jährlichen internationalen Sommercamp beiwohnen und kamen in den Genuss eines Flamenco-Tanzkurses, einer koreanischen Musikshow und hervorragenden komödiantischen Einlagen. Als ein großes Highlight des Sommer Workshops darf wohl der interaktive Leseabend, ebenfalls durchgeführt von Max Baitinger und Susanne Knoll als Moderatorin, bezeichnet werden. Hierzu hatte das Goethe-Institut, um die Veranstaltung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, Deutschlerner ab einem B1 Niveau vom Goethe Jinchuang Sprachlernzentrum, wie auch von weiteren PASCH-Schulen aus dem Großraum Shanghai eingeladen. Die Veranstaltung war mit rund 40 Gästen gut besucht. Mit tiefer Stimme verlas Max Baitinger aus seinem neuen Werk Röhner, klimperte dazu stimmungsvoll auf einem Keyboard, erzählte aus dem Alltagsleben eines Künstlers in Deutschland und stellte sich vor und während der Veranstaltung offen den Fragen des Publikums, die beispielsweise lauteten: „Woher kam die Inspiration für Ihr Buch Röhner? Haben Sie auch selbst einen Lieblingscomic? Was denken Sie von den chinesischen Comics? Kann man vom Comiczeichnen alleine denn leben?“

Drei Tage Workshop vergingen wie im Flug, die Gruppe, wie auch die beiden Fortbildner waren mit den letzten Vorbereitungen für die große Show am Donnerstagabend beschäftigt, es wurde eifrig kopiert, mit Nadel und Faden die Büchlein mit den gesammelten Geschichten der Gruppe gebunden, geprobt und spekuliert: „Wer wird denn heute Abend alles kommen“? Als die Teilnehmer/innen den mit Comics aus dem Workshop verzierten Konferenzraum betraten, staunten sie nicht schlecht, als die Direktorinnen der I&C Fremdsprachenschule Frau Gao Guoxing und Frau Chen Wenshan unter den anwesenden Gästen waren. Schnell noch ein Selfie geschossen und dann ging es auch schon los. Als besonderer Gast war Johannes Fiederling, Leiter des Sprachdienstes des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Shanghai eingeladen. Als er seine heitere Rede im Anschluss selbst in fließendes Chinesisch übersetzte, tobte der Saal. Motivation pur, Fremdsprachenlernen lohnt sich eben! Das war das eindeutige Motto des Abends. Die Präsentationen der Workshop Teilnehmer sorgten wiederum für Erstaunen auf Seiten der Gäste, selbstsicher wurden diese auf Deutsch dem Publikum vorgetragen, die Geschichten der selbstgezeichneten Comics wurden lebendig- was für ein gelungener Abend!

Ganz besonders möchte ich mich hier abschließend ausdrücklich bei der I&C Fremdsprachenschule für die Bereitstellung der hervorragend ausgestatteten Räumlichkeiten und die unermüdliche Hilfestellung in allen Anliegen bedanken. Dank gebührt zudem den beiden Fortbildnern, Max Baitinger und Susanne Knoll, die sich mit größter Mühe, Geduld und ihrer Professionalität in den Herzen unserer PASCH-Schüler/innen als eine Erinnerung an dreieinhalb unvergessliche Tage verewigt haben. Freilich möchte ich auch nicht unsere zwei Freiwilligen vergessen, Linda und Jack, ihr wart einfach toll. Die Zeit mit euch allen war unvergesslich, der Abschied tat weh. Wir alle hoffen auf ein Wiedersehen!



Autorin: Kristina Nestl
Übersetzung: Wei Lingling