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12:00–18:00 Uhr
„The Nearby / the Faraway“
Goethe-Institut China (Originality Square, 798 Art District, Chaoyang District, Beijing)|Ausstellung
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Goethe-Institut China, Peking
- Sprache Chinesisch
In diesem Jahr jährt sich die Veröffentlichung von Lu Xuns* Erzählsammlung „Nahan“ (Outcry / Aufruf zum Kampf“) zum 100 Mal. Auch heute scheint Lu Xuns Metapher von der „eisernen Kammer“ noch immer ihre Gültigkeit zu haben: Kriege, Epidemien, wirtschaftliche Rezession, Klimawandel, die Rückkehr des Konservatismus und der Verlust von Nähe haben uns in schwere Krisen gestürzt, und die Zukunft der heutigen jungen Menschen scheint äußerst unsicher zu sein.
Im Rahmen des Projekts „Teehaus 798“ wird am 26. August 2023 die von Li Yinan kuratierte Ausstellung „The Nearby / the Faraway“ für den Grey Cube des Goethe-Instituts China eröffnet. Das Thema der Ausstellung ist „Jugend und Hoffnung“. Die neun jungen Künstlerinnen und Künstler, die an dieser Ausstellung teilnehmen, kommen aus Peking und Wien, die meisten von ihnen sind der Generation Z zuzurechnen. Ihre Arbeiten sind inspiriert von ihrer Lektüre des Schriftstellers Lu Xun und seiner Suche nach einem Gefühl der Nähe.
Die Ausstellung „The Nearby / the Faraway“ umfasst insgesamt sieben Werke junger Künstler*innen aus Peking und Wien, darunter Aufnahmen von Performances, Installationen, Videos und Kunst im öffentlichen Raum. Die Ausstellung will erkunden, ob junge Menschen dadurch, dass sie sich äußern, sich öffnen und einander zuhören, eine echte zwischenmenschliche Verbindung aufbauen und ob sie durch gemeinsames künstlerisches Schaffen trotz aller sozio-historischen und kulturellen Barrieren zwischen China und Europa eine Gemeinschaft bilden können.
Bei der Eröffnung diskutieren Li Yinan, die Kuratorin der Ausstellung und Professorin an der Central Academy of Drama, und die neun in der Ausstellung vertretenen Künstler und Künstlerinnen mit Xiang Biao, Anthropologe und Direktor des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung, über das Thema „Nah und Fern“. Die Ausstellung ist bis zum 10. September 2023 zu sehen.
*Lu Xun (1881 – 1936), eigentlich Zhōu Shùrén, war ein chinesischer Schriftsteller und Intellektueller der Bewegung des 4. Mai, der sich mit den anderen Intellektuellen der Peking-Universität, dem geistigen Zentrum der Bewegung des 4. Mai, an der Baihua-Bewegung beteiligte, einer Reformbewegung für Literatur und Stil. Lu Xun gilt als Begründer der modernen chinesischen Literatur. „Ein großer Künstler auf dem Hochseil zwischen China und der Moderne, Demokratie und Gewalt, Ost und West.“ (Die Zeit)
Ausstellung
The Nearby / the Faraway
Ausstellungseröffnung mit Diskussion und Performance: 26.08.2023, 16:30
Gast bei der Diskussion: Xiang Biao (online) sowie die Kuratorin und Künstler*innen der Ausstellung
Sprache: Chinesisch
Performancekünstler: Liu Chenzhen
Kuratorin: Li Yinan
Die Künstler*innen: Piet Bahn, Romy Gschmeidler, Han Lele, Hu Yanting, Li Zhihan, Liu Chenzhen, Ou Jingwei, Xu Wanru, Yidian
Kuratorische Assistenz: Yi Dian, Hu Yanting
Dauer der Ausstellung: 26.08. - 10.09.2023, 12:00 – 18:00, Montag geschlossen
Ort: Goethe-Institut China
Adresse: Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road No. 2, Chaoyang District, Beijing
Eintritt frei
Teilnehmende Künstler und Künstlerinnen
Piet Bahn (*1996 in Wien) studiert derzeit am Institut für Sinologie der Universität Wien.
Romy Gschmeidler (*2002) studiert derzeit am Institut für Sinologie und am Institut für Soziologie der Universität Wien.
Han Lele (*2000) ist Absolventin des Studiengangs Soziale Performance an der Shanghai Theatre Academy und Studentin des Studiengangs Szenische Praxis an der Central Academy of Drama. Ihre Hauptinteressen sind zeitgenössische Performance und Medienwissenschaft.
Hu Yanting (*2000). Absolventin der Central Academy of Drama, Klasse 2023, in der Fachrichtung Dramaturgie. Sie hofft, durch das Theater eine Beziehung zu anderen aufbauen zu können, und glaubt an die Notwendigkeit von Ausdruck und Dokumentation.
Li Zhihan (*2000) schloss ihr Studium an der Central Academy of Drama mit einem Abschluss in Szenischer Praxis ab und studiert derzeit Zeitgenössische Kunstpraxis an der Universität Edinburgh. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft, wobei sie die Beziehung zwischen diesen drei Bereichen durch das Studium von historischen Texten und Relikten erforscht.
Liu Chengzhen (*1999) schloss sein Studium an der Central Academy of Drama mit dem Hauptfach Szenische Praxis ab und studiert jetzt am Institute of Contemporary Art and Social Thoughts (ICAST) der China Academy of Art in Hangzhou, wo er sich hauptsächlich mit Forschung und Praxis zu zeitgenössischer Kunst und Theater beschäftigt.
Ou Jingwei (*2001 in Shenzhen) schloss ihr Studium an der Abteilung für Drama und Literatur der Central Academy of Drama mit dem Schwerpunkt Szenische Praxis ab. Sie konzentriert sich auf den sozialen Aspekt der performativen Praxis und bedient sich in ihrer Arbeit den Mitteln des Theaters, des Videos und des Workshops.
Xu Wanru (*1994), MA in Kunsttheorie an der Central Academy of Drama. Sie beschäftigt sich mit Bühnenkunst und konzentriert sich dabei auf die Beziehung zwischen Gender, Erinnerung, Körper und Umwelt. Sie benutzt gerne Objekte aus ihrer Umgebung, um ihre persönlichen Erinnerungen im Kontext einer übermächtigen Geschichte zu zeigen. Ihre Arbeiten umfassen Tanztheater, Dokumentartheater, Klang- und Multimedia-Installationen, die in Peking, Shanghai und Wien aufgeführt und ausgestellt wurden.
Yi Dian (*2000) schloss ihr Studium an der Central Academy of Drama mit Hauptfach Szenische Praxis ab und absolviert derzeit dort einen Masterstudiengang in Dramaturgie. Sie stellt das alltägliche Leben ins Zentrum ihrer kreativen Arbeit und widmet sich der Forschung und Praxis auf dem Gebiet der zeitgenössischen Theaterkunst.
Ausgestellte Arbeiten
Piet Bahn: The Iron Mind
Performance-Video, 2023
Im Jahr 2019 begab sich der Künstler auf eine Reise zur Wiederentdeckung von Wertesystemen. Individuelle Erfahrungen während der Epidemie wurden Teil dieses Entdeckungsprozesses. Das Performancestück reagiert auf und reflektiert über drei Texte: Lu Xuns Vorwort zu „Aufruf zum Kampf“, „Tagebuch eines Verrückten“ und Xiang Biaos „The Nearby: A Scope of Seeing“. Er verwandelt die in den drei Werken ausgedrückten Konzepte in eine porträtartige Darstellung der menschlichen Natur. Diese Dualität durchdringt das Verhalten des Protagonisten (Künstler / Performer) und führt zu einem fatalistischen, aber hoffnungsvollen Ende.
Yi Dian, Li Zhihan: Sounds, Voices
Soundinstallation, 2023
„Sheng“ (Klänge, Stimmen) ist sowohl Substantiv als auch Verb, ist keinem Medium unterworfen und stammt aus den Tiefen der Seele eines Menschen. Der Begriff „sheng“ taucht häufig in Lu Xuns alten Prosa-Essays und Vorworten zu Anthologien auf. Auch die Erzählung „Nahan“ (Outcry / Aufruf zum Kampf) ist eine Form von „sheng“ – innere Stimmen, Durchbrechen von bösen Stimmen, Stimmen der Öffentlichkeit, Stimmen einer Nation ... Wie kann man sich durch „sheng“ ausdrücken, und welche Art von „sheng“ sollte produziert werden? Die Künstlerinnen wollen Materialien zum Thema „sheng“ sammeln und fragmentierte Geschichten durch auditive und taktile Interaktion in einem geschützten Raum teilen.
Hu Yanting, Han Lele: Walking / Road
Kunstprojekt im öffentlichen Raum, Video, 2023
Vor hundert Jahren, inmitten der Unruhen seiner Zeit, schrieb Lu Xun über die Metapher des Gehens und der Straßen. Auch heute gehen wir jeden Tag auf verschiedenen Wegen. Warum gehen Sie gerade auf diesem Weg? Seit Februar 2023 sammeln die beiden Künstlerinnen im Internet Videos von Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, und laden die Teilnehmer*innen ein, an Interviews teilzunehmen und ihre Geschichten vom Gehen zu erzählen. Diese Videos und Interviews werden collagiert und bearbeitet, um ein Netzwerk über Zeit, Erinnerung und gemeinsame Schicksale zu schaffen. In diesem erstaunlich vertrauten Netzwerk können sich die Menschen gegenseitig wiedererkennen.
Liu Chengjian: Heart Constriction I
Installation, 2023
„Heart Constriction“ stellt einen Zwischenzustand zwischen äußeren und inneren Interaktionen dar und zeigt das Zusammenspiel von Schweigen und Sprechen, von Aufschrei und Beschwichtigung, von Stärke und Leere. Auch die Schriften von Lu Xun befinden sich in einem solchen Zwischenzustand. Sie fangen den Wahnsinn und die Energie, die Müdigkeit und die Stille ein, die zu seiner Zeit herrschten. Dieses Zusammenspiel steht auch für die im 20. Jahrhundert noch immer nicht abgeschlossene Geschichte von Lu Xun und seinen Texten, die sich durch Rückblicke und Wiederholungen ständig neu hervorbringen, wobei Zeit und Raum ineinandergreifen.
Liu Chengjian: Heart Constriction II
Performance, 30 Min., 2023
In endloser Dekonstruktion, Fragmentierung und Grübelei werden die Mechanismen der Literatur in Gang gesetzt. Der ursprüngliche Text trägt bereits den Speichel und die DNA anderer in sich, die sich vermischen und überlagern und Teil der „Entstehung“ von Literatur werden. „Heart Constriction II“ ist die Verkörperung ihrer inneren Mechanismen.
Xu Wanru: Waking Life, We Can't Tell Others About Our Dreams
Installation, 2023
Was passiert, wenn wir aufwachen und es anderen Menschen, die noch träumen, nicht sagen können? Dies ist eine halb-fiktionale Arbeit, die Traumgebilde als Anhaltspunkte verwendet und versucht, sie mittels einer Installation und eines Zine (Apazine, eine von Amateuren herausgegebene Zeitschrift) neu zu erschaffen. Anhand von hinterlassenen Daten wie Browserverlauf, Memos, Fotoalben, Standortdaten und Nachrichten werden Fragmente von Tagesereignissen aufgespürt und zusammengefügt, um die Distanz zwischen Traum und Wachzustand zu verdeutlichen. Unser Leben tagsüber scheint akribisch überwacht und anhand von Online-Datenpunkte aufgezeichnet zu werden, während unsere Träume verschwommen und abstrakt bleiben können. Wenn es Gräber für Träume gäbe, wie würden wir sie begraben und ihrer gedenken?
Ou Jingwei, Xu Wanru: Silence
Installation, 2023
Anhand verschiedener literarischer Hinweise versucht diese Arbeit, sich der inneren Welt Lu Xuns in dem Jahrzehnt des Schweigens zu nähern, das der Veröffentlichung von „Tagebuch eines Verrückten“ voranging. In Lu Xuns Träumen, in seinen vergessenen und unvergesslichen Erinnerungen suchen wir nach dem Ursprung von „Nahan“ (Outcry / Aufruf zum Kampf). Und wie sind heute, hundert Jahre nach dessen Veröffentlichung, unsere Träume, unsere vergessenen und unvergesslichen Erinnerungen beschaffen?
Romy Gschmeidler, Yi Dian, Li Zhihan: Romy and Her Friends
Interaktive Installation, 2023
„Die Covid-19-Epidemie als gesamtgesellschaftliches Phänomen hat mich emotional traumatisiert. Selbst seit alles wieder zur ‚Normalität‘ zurückgekehrt ist, kann ich mein tägliches Leben nicht mehr genießen. Mir wurde klar, dass Menschen in meiner Altersgruppe (die heute etwa 20 Jahre alt sind) in unterschiedlichem Maße emotional belastet sind. Unangenehme Dinge stauen sich in uns an, aber meine Freunde und ich sprechen nie wirklich darüber. So kam ich auf die Idee, die Geschichten meiner Freunde und der Menschen um mich herum in einer Installation zu erzählen.“ (Romy Gschmeidler)
Ort
Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road 2, Chaoyang District
Peking
China
Ort
Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road 2, Chaoyang District
Peking
China