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19:30–21:00 Uhr

„Die Hand ist ein einsamer Jäger“

Goethe-Institut China (Originality Square, 798 Art District, Chaoyang District, Beijing) | Szenische Lesung

  • Goethe-Institut China, Peking

  • Sprache Chinesisch

Die Hand ist ein einsamer Jäger Die Hand ist ein einsamer Jäger

Die Hand ist ein einsamer Jäger Die Hand ist ein einsamer Jäger

In Kooperation mit dem Österreichischen Kulturforum der Österreichischen Botschaft und mit Unterstützung von Pro Helvetia Shanghai, der Schweizer Kulturstiftung, präsentiert das Goethe-Institut China im Herbst 2023 das Stückemarktprojekt mit szenischen Lesungen, Workshops und Diskussionen. 

Drei Stücke junger Autor*innen aus dem deutschsprachigen Raum - „Der Triumph der Waldrebe in Europa“ von Clemens J. Setz, „Die Toten Freunde“ von Ariane Koch und „Die Hand ist ein einsamer Jäger“ von Katja Brunner - werden erstmals ins Chinesische übersetzt und als szenische Lesung durch chinesische Theatermacher*innen dem Publikum in China vorgestellt. Ziel des Stückemarktprojekts ist es, Nachwuchstheatermacher*innen zu unterstützen sowie den internationalen Austausch und die Zusammenarbeit im Theaterbereich zu fördern.

Als letztes Stück wird „Die Hand ist ein einsamer Jäger“ von Katja Brunner in der Regie von Xiao Jing am 4. und 5. November 2023 im Goethe-Institut China in 798 präsentiert.


Über das Stück „Die Hand ist ein einsamer Jäger“

„Die Hand ist ein einsamer Jäger“ ist ein Stück der Schweizer Dramatikerin Katja Brunner aus dem Jahr 2019. Das Stück bricht die Grenzen von Bühnenfiguren und Handlung auf und ermöglicht Kreuzmonologe und stimmliche Kollisionen zwischen verschiedenen „weiblichen Körpern“. 

In dem experimentellen Stück, das ausschließlich von Frauen gespielt wird, wandert eine „männliche Hand“ auf einer Party zwischen weiblichen Genitalien umher und dient als Auslöser für eine Reflexion über Körperpolitik, Genitalmanipulation, Schulhof-Rivalität, Hunger und Mobbing sowie andere brisante Themen rund um Frauenkörper und Geschlecht. Im Mittelpunkt steht Prinzessin Selda, ein weiblicher Körper, den sich das Patriarchat ausgedacht hat. Sie ist ein Pseudogeschöpf der Jungfrau Maria.

Ausscheidungsvorgänge werden zur höchsten Ästhetik, und Erbrechen dient als Paarungsmechanismus. Um diesen sich selbst entäußernden Körper herum lauert eine gespenstische Ansammlung disparater Stimmen, aufdringlich und widerständig, während weibliches Begehren, Fruchtbarkeit und Altern in einer humorvollen und doch elegischen Bühnensyntax präsentiert werden. (Ludwig Yang)


Die Interpretation der Regisseurin

„Die Hand ist ein einsamer Jäger“ ist ein Stück, das aus „Stimmen“ besteht. In ständig wechselnden Perspektiven und fragmentierten Monologen tauchen immer wieder missbrauchte Körper und namenlose Frauen auf. Katja Brunners Drehbuch kommt ohne Narrativ aus, es gibt keine Dialoge und keine klare Rollenverteilung, wie sie in traditionellen Drehbüchern üblich sind; es gibt auch keine Handlung oder gar lineare Zeit. 

Aber ihr Stück ist kraftvoll, provokativ, es fordert die Welt heraus, in der wir leben. Katja Brunner schafft es immer wieder, die Details des Alltäglichen mit der Weite von Zeit und Raum zu verbinden und durch physischen Schmerz auf soziale Missstände hinzuweisen. Es ist das erste Mal, dass ich mit einer rein weiblichen Besetzung arbeite, und ich bin gespannt, welche Funken zwischen dem Drehbuch und den Schauspielerinnen, der Bühne und dem Publikum überspringen werden. (Xiao Jing)


Im Rahmen des Stückemarktprojekts:
Szenische Lesung mit Nachgespräch -
„Die Hand ist ein einsamer Jäger“


Zeit: 04/05.11.2023, 19:30
Ort: Goethe-Institut China
Adresse: Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road No. 2, Chaoyang District, Beijing
Sprache: Chinesisch
Eintritt frei


Die Besetzung

Buch: Katja Brenner
Übersetzung: Ludwig Yang
Regie: Xiao Jing
Performerinnen: Gao Wei, lea, Li Yichen, Li Xiuyi, Zhao Wenqing
Produzent: Wang Xianglong
Lichtdesign: Wang Shuzhen
Sounddesign: Tian Yulin

Die Autorin

Katja Brunner, geboren 1991 in Zürich, ist eine Schweizer Dramatikerin. Sie absolvierte ihr Studium an der Universität der Künste in Berlin und war als Dramaturgin am Theater Luzern tätig. Ihr Stück „von den beinen zu kurz“ wurde 2013 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet, und seitdem ist sie sowohl als Dramatikerin als auch als Live-Performerin im europäischen Theater tätig. Ihre Stücke wurden in mehrere Sprachen übersetzt und in mehreren Ländern aufgeführt. 

Die österreichische Dramatikerin Gerhild Steinbuch beschreibt ihr Werk als „herausfordernde Kampfpartnerinnen“, als „sprachlich herausragend“ und „dezidiert politisch“. 2022 wurde ihr Stück „geister sind auch nur menschen“ auf dem Sound and Fury Play Reading Festival in China präsentiert.

Die Regisseurin

Xiao Jing ist Theaterregisseurin und Dramaturgin. Zu ihren Hauptwerken gehören die Theaterinstallation „Before We Flood Into History“, die den Widerspruch zwischen städtischer Entwicklung und individuellem Wachstum thematisiert, „Revisiting The Tale Of Peach Blossom Fan“, die Adaption eines Klassikers in einem zeitgenössischen Kontext, „The Brutal Game“, ein dokumentarisches Theater, das die städtische Kriminalität thematisiert, und „Die Benennung der Tiere“, das die Beziehung zwischen Kapital, Wissenschaft und Technologie und dem zeitgenössischen Menschen diskutiert.

Sie wurde 2021 für die „With in-out Linhai residency“, 2002 für eine Residenz bei der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und 2023 für eine Residenz im A4 International Residency Centre in Chengdu ausgewählt.