Lesung & Gespräch Lena Gorelik im Gespräch mit Jessica Ortner

Schriftstellerin und Journalistin Lena Gorelik © Charlotte Troll

Do, 06.10.2022

18:00 Uhr – 19:30 Uhr

Goethe-Institut Dänemark

Wer wir sind

Lena Gorelik ist Schriftstellerin und Journalistin. 2004 gab sie ihr erzählerisches Debüt mit dem Roman Meine weißen Nächte. Seitdem sind mehr als zehn Romane, Essays und Reisebücher erschienen, zuletzt der autobiografische Roman Wer wir sind (2021). Wie schon in ihrem Debütroman, und doch auf ganz andere Weise, erzählt Lena Gorelik darin von ihrer Kindheit in Russland, der Ankunft in Deutschland, dem Erwachsenwerden zwischen Kulturen und Sprachen und dem Verhältnis zur Familie.

Am 6. Oktober 2022 ist Lena Gorelik im Goethe-Institut zu Gast und spricht mit Jessica Ortner über ihre Bücher und ihr Schreiben. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr und das Gespräch findet auf Deutsch statt. Ab 17.30 Uhr laden wir Sie herzlich zu einem Glas Wein ein. Der Eintritt ist frei, kostenlose Eintrittskarten können Sie hier bestellen. Lena Goreliks Besuch in Kopenhagen steht in Verbindung mit einem Übersetzungsworkshop an der Kopenhagener Universität. Im Rahmen des Workshops arbeiten die Teilnehmenden mit Lena Goreliks Texten und haben die Möglichkeit, mit der Autorin über Mehrsprachigkeit, kulturelle Unterschiede und Herausforderungen beim Übersetzen zu diskutieren. 
Noch bis zum 16. September können sich Interessierte bewerben, am Workshop teilzunehmen: 
Lena Gorelik wurde 1981 in Sankt Petersburg geboren und kam 1992 mit ihrer Familie nach Deutschland. Nach ihrer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München absolvierte sie den Masterstudiengang „Osteuropastudien“. Ihr erster Roman Meine weißen Nächte (2004) wurde vom Magazin bücher als „der beste neue Roman über Deutschland und absolut hinreißendes Buch“ gelobt. Themen wie Identität, Migration, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Brüche in der Familiengeschichte ziehen sich wie ein roter Faden durch ihre Werke. Besonders in Lieber Mischa (2011), einem fiktiven Brief der Autorin an ihren Sohn, beschäftigt sich Lena Gorelik intensiv mit der jüdischen Identität. Auch in ihren Essays und Reportagen u.a. für Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung und Deutschlandradio befasst sich die Autorin mit gesellschaftlichen und politischen Themen. Lena Gorelik lebt und arbeitet in München. Sie wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet und 2020 als Ordentliches Mitglied in der Abteilung Literatur in die Bayerische Akademie der Schönen Künste gewählt.

Buchcover "Wer wir sind" © Rowohlt Verlag In ihrem autobiografischen Roman Wer wir sind (2021) erzählt Lena Gorelik die Geschichte einer Selbstfindung. Als 11-jähriges Mädchen kommt die Romanfigur Lena 1992 mit ihren Eltern, der Großmutter und dem Bruder nach Deutschland. Für die gesamte Familie ist die Erfahrung fremd zu sein im „Sehnsuchtswesten“ eine Herausforderung. Hinzu kommt die Trauer über den Verlust der Heimat. Die fremde Sprache Deutsch spielt eine große Rolle für das junge Mädchen. Sie hilft ihr, sich das neue Leben anzueignen, eine Identität zu bilden. Dies beeinflusst auch die Rollenverteilung in der Familie: Lenas Sprachkenntnisse machen sie überlegen, sie hilft den Eltern beim Deutschlernen, bei Behördengängen und dabei, sich in der neuen Gesellschaft zurechtzufinden. Die Machtverhältnisse verschieben sich, der Abstand zur Familie wächst. Das Schreiben der Geschichte wird zu einem langsamen Prozess des Verstehens und der Annäherung sowohl an die Familie wie an sich selbst. Der Roman zeigt, dass die Identität gerade im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung stark wird.

Jessica Ortner ist Dozentin an der Universität Kopenhagen. Sie ist Expertin für deutsche und europäische Erinnerungskultur, Migrationsliteratur und österreichische Gegenwartsliteratur. In ihrem letzten Buch Transcultural Memory and European Identity in Contemporary German-Jewish Migrant Literature setzt sie sich unter anderem mit Lena Goreliks Büchern Meine weissen Nächte und Lieber Mischa auseinander.
 

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