Interaktive Klanginstallation
Das Sibelius-Monument wird hörbar

Sibelius-Monument
Sibelius-Monument | Foto: Tuomas Pietinen

Das Sibelius-Monument in Helsinki, Herstellungsjahr 1967, gestaltet und angefertigt von der finnischen Bildhauerin Eila Hiltunen, hat mit seinen 48 Jahren, im Verständnis und Kontext von Skulptur im öffentlichen Raum gemessen,  schon fast ein  historisches Bestandsalter erlangt. Trotz dessen scheint die Arbeit aus der Distanz betrachtet bemerkenswert zeitlos. Das liegt wohl an der überlegten Materialwahl, rostfreier Stahl, und an dem nicht der Mode unterworfenen risikoreichen Gestaltungswillen der Künstlerin.

Das dieses Werk nicht nur ob seines Titels “Passio Musicae“ eine musikalische Beziehung und Ebene birgt ist evident und die Fragestellung nach der Klangdimension, welche die ca. 569 Stahlröhren anbieten, ist ebenfalls naheliegend. Die Idee, die monumentale Skulptur, bestehend aus durch Schweißnähte verbundenen Röhren, die an einen außergewöhnlichen Orgelprospekt erinnern, zu analysieren und hörbar zu machen, kam unvermittelt spontan. Daraus entstand die öffentlich zugängliche Interaktive Sonifikation („Verklanglichung“) des Sibelius-Monuments — PMOS Passio Musicae Open Source. Dieses Vorhaben wurde vom Goethe-Ínstitut Finnland co-initiiert und produziert. Von Beginn an als multidisziplinäre Untersuchung gedacht entstand ein Format, an dem drei finnische Universitäten teilnahmen (Kuva, Sibelius Academy’s Centre for Music Technology and Aalto University’s Media Lab).
 
Das Studienobjekt bot ein breites Angebot für Raumkomposition und Setzung. Die begehbare Installation streift und verhandelt vielschichtige Ebenen und Genres. Um die finale Installation zu beschreiben und die Außenbetrachtung und Nutzerposition wiederzugeben, wird hier aus dem Textbeitrag der deutschen Botschaft in Finnland zitiert.
 
Wenn Museumsbesucher staunend durch den Raum schweben und mit ihren Bewegungen ein Orchester dirigieren, dann werden sie Teil des fantastischen Meisterwerk „Passio Musicae Open Source“. .... Die Besucher können durch ihre Bewegung im Raum die Töne aktivieren, die den Klangdimensionen im ursprünglichen Kunstwerk entsprechen.
 
Die technische Umsetzung der Installation wäre noch vor wenigen Jahren wohl so nicht möglich gewesen. Bewegungsortung — motion tracking — , ist das Werkzeug das es uns möglich machte aus dem Monument eine begeh-und betanzbare Klanginstallation mit Instrumentcharakter zu entwickeln.

Technische Details:

Die Klänge werden durch Bewegung der Besucher ausgelöst wodurch eine interaktive Klanglandschaft entsteht. Unter der Verwendung  der Pure-Data-Software wurden die Klänge gestaltet. Alle Töne wurden basierend auf den Daten jeder einzelner Röhre (Länge, Durchmesser) synthetisiert. Über zwei an der Decke angebrachten Kinect-Kameras wurden die Bewegungen der Besucher analysiert und über PureData- und VBAP- (Vector Base Amplitude Panning Surround) Software (entwickelt von  Aalto University’s Senior Researcher Ville Pulkki) weitergeleitet, während das Audio Playback über sieben Lautsprecher und einen Subwoofer hörbar gemacht wurde.
 
Die Installation wurde begleitet von der Website www.pmos.fi. Der Quellencode der gesamten Installation ist auf dieser Website zu finden.
 
Dass das PMOS nun als Beitrag des renommierten ISEA Symposium für elektronische Kunst 2015 in Vancouver ausgewählt wurde (es bestand Bewerbungspflicht gepaart mit einem strengen Auswahlverfahren), ist natürlich ein großer Qualitätsbeweis, zeigt aber auch deutlich auf, wie intensiv und detailliert an dem Projekt gearbeitet wurde.

Nach Vancouver gekommen sind von unserer PMOS-Arbeitsgruppe außer mir noch Karina Jensen, im Projekt verantwortlich für das Interface, sowie Ava Grayson die das Sounddesign gestaltet hat. Vorgefunden haben wir ein enormes Angebot an aktuellen  Projekten, Arbeiten und Konzepten im Rahmen der elektronischen Kunst. ISEA ist hier als Forum des Austausches nicht nur im akademischen Kontext wegweisend. Die Resonanz auf die PMOS Präsentation war inspirierend. Vancouver hat  Pisten gelegt und wertvolle Spuren hinterlassen.
 
PMOS-Arbeitsgruppe:
Lukas Kühne, Matti Niinimäki, Jairo Acosta Lara, Ava Grayson, Karina Jensen,  Narim Lee, Sébastien Piquemal, Taavi Varm, Pirkka Åman.
 
Passio Musicae Open Source wurde ermöglicht durch die Unterstützung von:
The Arts Promotion Centre Finland, Finnish National Art Museum Ateneum, Auswärtiges Amt und Goethe-Institut Finnland.