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Diversität in Kinderbüchern
Ein neues Kapitel: DRIN

Eine Illustration von zwei braunen Frauen, die sich auf einen Kaffee unterhalten
© Warda Ahmed

Es sind einige Monate vergangen seit der DRIN-Schreibwerkstatt, deren Ziel es war PoC-Autor*innen zum Schreiben für PoC-Kinder zu animieren und sie in ihrem Schreibprozess zu unterstützen. Die Werkstatt wurde von der Illustratorin Warda Ahmed aus Finnland sowie der Illustratorin El Boum und der Autorin Chantal-Fleur Sandjon aus Deutschland geleitet.

Von Maryam "Mellu" Abuzaid-Ryu

Die Teilnehmer*innen hatten sechs verschiedene Hintergründe: ein Teil schrieb schon seit Jahren, andere hatten noch nie ernsthaft versucht, ein Buch zu schreiben, zumindest nicht für Kinder. Teil der Werkstattarbeit waren Schreibübungen sowie Überlegungen zu dem Thema, was Schreiben für einen selbst bedeutete, welche Art Schriftsteller*in die Teilnehmenden verkörperten und was für Geschichten jede*r erzählen wollte.

Mir persönlich ist die Welt der Kinderliteratur fremd, weil ich weder mit Kindern arbeite noch selbst welche habe, obwohl ich Tante von mehreren bin. Irgendwie habe ich einfach keine Kinderbücher gelesen. Ich wusste nicht, was „in“ oder neu ist, außer vielleicht Kepler 62 (Anm.d.Ü.: Buch 1-6 erschienen im Kosmos-Verlag) sowie Onneli und Anneli (Anm.d.Ü.: auf Deutsch bisher nur als Film). Allerdings nahmen an der Werkstatt viele teil, die entweder selbst Eltern waren oder in ihrer täglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu tun hatten.

Teri Zambrano und ich haben zur Werkstatt über Instagram gefunden, durch eine Anregung aus dem Bekanntenkreis von Nahla Hewidy. Ich bin eine Comic-Künstlerin, die sich schon seit längerem auch für das Schreiben interessiert. Zambrano und Hewidy hatten schon fertige Ideen, Hewidy schrieb sogar an einem Roman.

Während der Werkstatt diskutierten wir über die Repräsentation von PoC-Figuren in der Literatur. Hewidy, von Beruf Bibliothekarin mit der Spezialisierung auf Kinder- und Jugendbücher, hat dazu eine klare Meinung: „Es gibt weder genügend PoC-Autor*innen noch ausreichend PoC-Figuren, auch wenn es zusehends mehr werden. Viele Bücher enthalten immer noch überflüssige Erklärungen über Hintergrund und Herkunft sobald eine nicht-weiße Person darin vorkommt und lassen diese Witze über sich selber reißen.

Ich behaupte nicht, dass es keine glaubwürdige Erzählstrategie sei oder derartiges im realen Leben nicht vorkomme, frage mich aber, ob wir wirklich das als beispielgebend an Kinder und Jugendliche vermitteln wollen? Mach‘ Witze über dich, damit du akzeptiert wirst? Davon abgesehen glaube ich fest an die Redewendung „claim your narrative“, „Erhebe Anspruch auf deine Erzählung!“. Wenn über uns gesprochen wird, sollten auch wir die Erzähler sein.“

Viele in der Werkstatt nickten und Ahmed erzählte, dass auch auf Seiten der Verlage Interesse bestehe, mehr PoC aus dem eigene Land als Protagonist*innen in die Bücher zu bringen. Leider gäbe es bisher aber nur eine verschwindend geringe Zahl an Autor*innen.

Wenig später diskutierten wir über unsere eigenen Buchideen, über Herausforderungen bei der Arbeit und beim Schreiben sowie über Arbeitsmethoden. Die Bandbreite der Ideen war groß und reichte von tradierten Erzählungen bis zu Fantasy und Alltagsbeschreibungen. Wir begannen auch damit, Ideen zu Papier zu bringen. Die Begeisterung der Werkstattleiter für das Schreiben und Illustrieren sowie ihre weitreichenden Erfahrungen damit waren äußerst inspirierend und eine große Hilfe für uns. „Mir hat die Werkstatt sehr gefallen und ich konnte hier einige Ideen für Kinderbücher weiterentwickeln sowie hilfreiche Tipps mitnehmen, um Illustrationen in Angriff zu nehmen“, sagt Zambrano. „Die Werkstatt war anspornend und interessant. Es war toll, neue Leute kennenzulernen und sich gemeinsam für das Schreiben zu begeistern“, konstatiert Hewidy.

Wir haben nach dem einwöchigen Seminar eine Facebook-Gruppe gegründet und uns auch schon ein paar Mal getroffen. Die Buchprojekte sind jedes mit unterschiedlichem Erfolg vorangetrieben worden. Jede*r hat allerdings das Ziel, seine Geschichte weiterzuentwickeln und ins Ziel zu bringen.

Als ich über die Zukunft nachgedacht habe, beschloss ich, die anderen Werkstattteilnehmer*innen nach ihren Erwartungen und Wünschen zu fragen. Zambrano äußerte den Wunsch, dass die Gruppe in Verbindung bleibt und sich bei Bedarf gegenseitig um Rat oder Kommentare bitten kann.

Hewidys Erwartungen richteten sich mehr auf sie selbst: Sie hatte zum Ziel, so viel wie möglich in der ihr zur Verfügung stehenden Zeit zu schreiben und den Text den anderen später zu zeigen, falls jemand Interesse hätte, ihn zu lesen. Die Rückmeldungen der anderen seien für sie die beste Art, das eigene Schreiben weiterzuentwickeln. Außerdem hoffe sie, dass wir zu den einzelnen Buchpremieren jedes und jeder einzelnen Werkstattteilnehmer*in werden gehen können. „Alle hatten wunderbare Ideen!“, schwärmt Hewidy.

Ich habe mich noch gefragt, welche Grüße wir für all diejenigen PoC haben, die sich für das Schreiben interessieren oder gar schon schreibend aktiv sind? „Traut euch, groß zu träumen und schreibt genau das, was sich gut anfühlt!“, sagt Zambrano anspornend.

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