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Waldbrände
Im Sommer

Die Städte in Jakutien waren wegen der wütenden Waldbrände in der Nähe zwei Monate lang in dichten Smog gehüllt.
Die Städte in Jakutien waren wegen der wütenden Waldbrände in der Nähe zwei Monate lang in dichten Smog gehüllt. | © Tatiana Philippova

Die schlimmsten Waldbrände, die Jakutien seit Langem erlebt hat, haben die Region monatelang in Glut und Rauch getaucht. Tatiana Philippova porträtiert die Situation voller Angst und Anspannung.
 

Von Tatiana Philippova

Im Sommer 2021 wüteten Waldbrände in Jakutien und mit Ausnahme von wenigen klareren Tagen war alles in dichten Smog gehüllt.

Die Bewohner*innen der Region erhielten Nachrichten vom Ministerium für Katastrophenschutz und verfolgten die Nachrichten und Satellitenkarten genau. Von Zeit zu Zeit erreichte ein Feuer auch ein Dorf, wie zum Beispiel Byas Kyuel im Bezirk Gormyi ulus. Das Dorf war schwer zerstört, mehr als 30 Häuser fielen den Kronenbränden zum Opfer. Keiner hatte damit gerechnet, die Leute hatten keine Zeit, sich vorzubereiten und wenigstens ihre Haustiere zu retten.
 
Im Bezirk Kobyai ulus verdeckte der Rauch die Sonne und färbte den Himmel blutrot. Die Presse stellte es als das Ende der Welt dar. Die Hitze und stickige Luft, die durch die geschlossenen Fenster und den Mangel an frischer Luft in unseren Zimmern verursacht wurden, der Husten, die gereizten Augen, das Gefühl von Hilflosigkeit, wenn Lebewesen direkt vor unseren Augen starben, die Unmöglichkeit, angesichts kostspieliger Tickets und verspäteter Flüge den Ort zu verlassen – all diese Faktoren schufen große Angst. Mein Instagram-Feed war in diesen Tagen von Schmerz geprägt.

Wegen der Luftverschmutzung konnten wir das Haus nicht verlassen. Davor waren wir mehr als ein Jahr lang wegen COVID-19 eingepfercht.

Vor unseren Fenstern entfaltete sich eine Landschaft, die kaum anders war als im Winter, wenn der Nebel monatelang anhält und eine unsichtbare Gefahr droht. Ich wollte etwas schreiben, aber ich war nicht dazu in der Lage – gefangen in meinen vier Wänden, fühlte ich mich nicht mehr wie ich selbst.

Bei dem Feuer 4ACC im August kam ein freiwilliger Helfer in Melzhekhsie, Churapcha ulus, ums Leben: Elbagi Igitian. Drei Tage später hatte dasselbe Feuer mein Heimatdorf Khayakhsyt erreicht, in dem sich zu dieser Zeit meine Mutter und meine Tochter aufhielten. Das Feuer zerstörte die Stromleitungen und die Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten. Der Ortsvorsteher konnte nicht um Hilfe rufen und ich konnte meine Familie nicht anrufen. Khayakhsyt liegt sieben Autostunden entfernt auf der anderen Flussseite. Die Fähren hatten wegen des dicken Smogs ihren Betrieb eingestellt und es blieb uns nichts anderes übrig als abzuwarten. Die Situation war kritisch, aber glücklicherweise drehte sich der Wind. Ansonsten hätte 4ACC die Häuser im Dorf innerhalb weniger Stunden erreicht.

In diesem Video stelle ich ein Stück über den Ausnahmezustand vor, im Hintergrund sieht man Szenen, die in Jakutsk und Gornyi ulus gedreht wurden.


 

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