Residenz Marantau

Marantau © Maria Uthe

15.11.2021 - 18.02.2022

Yogyakarta

Kartika Solapung, Sidhi Vhisatya und Wilda Yanti Salam werden drei Monate in MARANTAU verbringen, was von Riksa Afiaty betreut und von Theodora Agni in Yogyakarta organisiert wird.

MARANTAU ist die neue Plattform zum gleichnamigen Residenzprogramm des Goethe-Instituts Indonesien und Riksa Afiaty, welche die Dynamik von Bewegung, Entfremdung, Distanz zu vertrauten Orten sowie die Anpassung an Arbeitsmuster und an die Kultur an neuen Orten aufgreift. In Anlehnung an das Konzept von Edouard Glissant bezieht sich MARANTAU auf das entwurzelte (de-root) Umherstreifen (to errant).

MARANTAU versucht zudem, die Praxis des merantau von der „Java”-Bezogenheit wegzuführen. Mit der Hoffnung auf ein besseres Leben verbunden, ist die Insel Java häufig Ziel des Auswanderns. Verschiedene auf der Insel Java verfügbare Zugangsmöglichkeiten und Ressourcen schaffen jedoch gleichzeitig eine Ungleichheit, die von einer elitären, autoritären, feudalen und konservativen politischen Lesart und Struktur getragen wird. Daher müssen in einem ersten Schritt die bis dato etablierten Mechanismen der Unterdrückung erforscht und der Kritik unterzogen werden.

Die „Besonderheit" von Yogyakarta (Anmerkung der Übersetzerin: die Stadt trägt die Zusatzbezeichnung „Sonderregion“) als ersten Austragungsort des Programms lenkt das Augenmerk auf den Komplex der „Mehrfachunterdrückung" aufgrund von Rasse, Geschlecht, Behinderung, Klasse, Sexualität, Sprache und Wortschatz (Combahee River Collective, 1977). Eine Bedingung hängt mit einer anderen Bedingung zusammen. Landraub und Diskriminierung gegenüber schutzbedürftigen Menschen können nicht getrennt von einer Regierung betrachtet werden, die sich taub für jede Kritik und ignorant gegenüber den Lebensrechten ihrer Bürger gibt.

Über den Zeitraum von drei Monaten ihres Aufenthalts können die Teilnehmer*innen Aktivitäten nach ihren individuellen Interessen nachgehen und umsetzen (etwa Workshops, Leseclubs, Kochen oder Studiogesprächen), um Verbindungen und Austausch mit ihrem Umfeld herzustellen. Am Ende ihres Aufenthalts werden die Teilnehmenden gebeten, im Rahmen einer öffentlichen Präsentation (z.B. einer Ausstellung, Filmvorführungen oder künstlerischen Aufführungen) den Prozess und die Ergebnisse ihres Aufenthalts vorzustellen.

Kartika Solapung

engagiert sich seit 2016 aktiv in den künstlerischen und kulturellen Aktivitäten der Gemeinschaft Komunitas Maumere KAHE. Zur Zeit liegt ihr Schwerpunkt auf dem Bereich Schauspiel am Studio Teater KAHE. Sie betreut verschiedene Programme und kümmert sich um das Management der KAHE-Gemeinschaft. Ende 2019 war sie für eine Kurzresidenz am Institute und nahm dort am Programm AntarRagam teil. In den Jahren 2020 - 2021 beteiligte sie sich an künstlerischen Gemeinschaftsprojekten mit Bewohner*innen des Dorfes Kampung Wuring, wobei sie insbesondere Recherchen zum Leben der Frauen in diesem Dorf im Zusammenhang mit der traditionellen Gastronomie und Kochkunst durchführte. Die Ergebnisse ihrer Recherchen und der Gemeinschaftsarbeit sind in einem (digitalen) Rezeptbuch mit dem Titel Susurang Esse (2021) enthalten. Einige ihrer Texte wurden auf der Website Laune.id veröffentlicht.

Sidhi Vhisatya

lebt als freiberuflich Kreativer auf Bali. Seine Tätigkeitsfelder umfassen Managementleistungen, Kuration, Schreiben, Archivierung und Dokumentarfilmproduktion. Sidhi bedient sich eines Ansatzes, der sich auf das kollektive Gedächtnis und persönliche Erfahrungen mit der Teater Grasi/Garasi Performance des Subjekts bezieht, um sich mit den Themen Queer, häuslicher Raum und Religion auseinanderzusetzen. Im Jahr 2020 war Sidhi als Kurator für das Zine Kepala Putik und das Queer Indonesia Archive (QIA) tätig, zwei Initiativen, die ihren jeweiligen Arbeitsschwerpunkt auf die Lebenserfahrungen und Narrationen von queeren Menschen in Indonesien gelegt haben.

Wilda Yanti Salam

ist Autorin und Wissenschaftlerin und lebt in Makassar. Ihr Interesse gilt künstlerischen Arbeitsweisen, die Menschen aus der Bevölkerung einbeziehen. Im Jahr 2018 forschte sie zu Lontang, dies sind traditionelle Bars in Makassar, die das Getränk Ballo (Tuak) anbieten. Einige ihrer Arbeiten wurden in Anthologien veröffentlicht, wie Ramuan Di Segitiga Wallacea (2020), Kota diperam dalam Lontang (2018) und Gerakan Literasi Sekolah SLB di Tiga Kota Sulawesi (2019). Ihre Texte werden außerdem in einer Reihe von (Organisations-) Bulletins und Medien-Websites publiziert. In diesem Jahr ist sie als Assistenzkuratorin der Makassar Biennale 2021 tätig. Derzeit arbeitet sie in Tanahindie.

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