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von Mustafa Shareef aus Nadschaf
Beschränkte Freiheit

The Restricted Freedom von Mustafa Shareef
Salam Yousry © Goethe-Institut

Mustafa Shareef lebt und arbeitet in der Stadt Nadschaf, wo er 1980 geboren wurde. Er machte einen Bachelorabschluss in Bauingenieurswesen und studierte englische Sprache und Literatur an der Universität von Kufa. Im Jahr 2016 erhielt er ein TESOL Zertifikat und absolvierte einen Master in englischer Sprache und Linguistik an der York St. John University in Großbritannien. Seit 2011 schreibt Mustafa auch Theaterstücke. 2013 eröffnete er sein eigenes Spracheninstitut in Nadschaf, wo er Englisch unterrichtet.

Beschränkte Freiheit, ist ein von Mustafa geschriebenes Theaterstück, bei dem er auch Regie geführt hat. Es beleuchtet die Quelle von Konflikten und stellt Fragen wie: Wie und warum beteiligt sich die irakische Bevölkerung an Kriegen? Tut sie es, um Land oder Familie zu retten? Was sind die Motive? Das ca. 15-minütige Stück wurde in Nadschaf uraufgeführt.
 
Mustafa möchte zeigen, wie wenig durch Krieg, trotz hoher Kosten durch Zerstörung und Menschenopfer, erreicht oder verändert werden kann. Die Menschen geben ihre Stimmen korrupten Politikerinnen und Politikern. Später nutzen diese ihre Macht aus, um neue Konflikte und Kriege zu schüren. Im Theaterstück erscheint ein Gefallener seiner Schwester im Traum und mahnt: „Wie viele Male muss ich sterben, bevor du verstehst, dass ihr alle für diese Kriege verantwortlich seid?“
 
Mustafas Ziel ist es, die Menschen zum Umdenken zu bewegen und ihnen bewusst zu machen, dass auch sie die Mitverantwortung an Kriegen tragen, wenn sie die falschen Politikerinnen und Politiker unterstützen. Er will Verständnis für gesellschaftsweite Probleme schaffen, indem er Individuen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellt und sie dazu ermutigt, ihre eigene Einstellung zur Politik und Unterstützung von Nepotismus und Korruption zu hinterfragen. Sie gäben ihre Stimmen Politikern, die durch ihre ständigen Kriege die Gesellschaft in Gefahr bringen.
 
Mustafas persönliche Erfahrungen und Verluste haben ihn dazu bewegt, das Stück zu schreiben. Der Titel Beschränkte Freiheit soll das Publikum an seine Freiheit zu wählen erinnern; eine Freiheit, die zu einem unmittelbaren Verlust von Freiheit – nämlich Krieg – geführt hat. Wäre es etwa besser, diese Freiheit einzuschränken? Was würde geschehen, wenn den Menschen jegliches Recht zu wählen genommen würde?
 
Mit seinem Theaterstück stellt Mustafa konventionelle Weisheiten der irakischen Gesellschaft infrage: Warum gibt sie stets äußeren Einflüssen die Schuld für ihre eigenen Fehler und irrationalen Entscheidungen? Warum sind es immer die Amerikanerinnen und Amerikaner, oder die Britinnen und Briten, die für ihre Miseren die Schuld tragen, nie aber ihre Unüberlegtheit und das Festhalten an Vetternwirtschaft und Korruption?
 
Mustafa glaubt an die Macht des Theaters bei der Bewusstseinsbildung der Bevölkerung. Er gibt jedoch zu, dass das Theater an einem Tiefpunkt angelangt ist und dringend Aufschwung braucht. Ein Grund für diese Krise sei, dass die Menschen einfach nicht mehr nach Bedeutung und Qualität suchten. Lieber investierten sie Geld und Zeit in die Wirklichkeitsflucht, zum Beispiel in Komödien. Mustafa sieht hier ein entscheidendes Problem; seriöses Theater müsse sich doppelt anstrengen, um ein Publikum zu finden und dies übe immensen Druck auf Drehbuchschreiberinnen und -schreiber und Regisseurinnen und Regisseure aus, die Arbeiten mit Bedeutung produzieren wollen, aber nicht die finanziellen Mittel populärer Produzentinnen und Produzenten haben. Gute Beleuchtung, Licht und Ausstattung seien für gute Aufführungen nötig, aber zu teuer. Hier herrschende Defizite spiegelten sich natürlich auch in der Qualität der Show wider.
 
Was Mustafa trotz aller Schwierigkeiten versucht zu erreichen, ist nicht notwendigerweise das, was die meisten Menschen suchen; er hat nicht viele lustige Geschichten zu erzählen. Stattdessen vermittelt er die Botschaft, dass wir oft Komplizinnen und Komplizen unseres größten Leids sind.

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