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von Jameel Salahaldain Jameel aus Karakosch - Ninive
Diversität stärkt unsere Existenz

Our Diversity Strengthens our Presence von Jameel Salahaldain Jameel
Salam Yousry © Goethe-Institut

Jameel ist 1990 in Karakosch (Al-Hamdaniya) in Ninive geboren und aufgewachsen. Er begann 2008 sein Arabischstudium an der Universität von Mossul, doch erhielt er Drohungen von Al-Qaida-Mitgliedern, die mit Verweis auf Kalif Umar Ibn al-Khattab behaupteten, Nichtmuslime (also Juden und Christen) dürften die arabische Sprache nicht studieren. Er wurde körperlich angegriffen und verbrachte danach drei Monate im Krankenhaus. Anschließend wechselte Jameel sein Studienfach zu Geopolitik.
 
Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete Jameel in verschiedenen Städten, darunter Erbil, Bagdad, Hilla und Nasiriya. Am ersten Arbeitstag in Nasiriya griff der sogenannte Islamische Staat Karakosch an und fügte den Menschen der Region, so auch Jameels Familie großes Leid zu. Sein Haus wurde niedergebrannt und mit ihm seine Buchsammlung bestehend aus etwa dreitausend Büchern.
 
Nachdem der sogenannte Islamische Staat besiegt worden und Jameel aus Nasiriya nach Karakosch zurückgekehrt war, fand er keine Arbeit. Er begann als Freiwilliger für humanitäre Verbände tätig zu werden und organisierte Aktivitäten, die intern Vertriebene in Lagern unterstützend und hoffnungsgebend begleiteten. Bei dieser Arbeit lernte er viele verschiedene Menschen aus ganz Irak kennen. Dies inspirierte ihn zu der Idee, junge Menschen verschiedener Minderheiten in Schreibworkshops für Grammatik und Stil zusammenzubringen und ihnen so zu helfen, die eigenen Geschichten niederzuschreiben. Vor der Zeit des sogenannten Islamischen Staats, als Al-Qaida die Region kontrollierte, wäre es Jameel nicht möglich gewesen, derlei konfessions- und ethnisch übergreifende Aktivitäten zu veranstalten, um Solidarität und Frieden zu stiften. Doch jetzt gäbe es glücklicherweise mehr Möglichkeiten. So organisierte Jameel zum Beispiel das erste Literaturforum des Iraks an dem Turkmenen, Kurden, Jesiden, Christen, Schabak und Kaka‘i gemeinsam teilnahmen.

Die Idee hinter dem Projekt

Das Projekt, unterstützt von dem Projekt Aktionsbühne Irak, ist eine Sammlung von Gedichten von Autorinnen und Autoren aus sieben verschiedenen ethnischen und konfessionellen Gruppen der Region: Jesiden, Christen, Kurden, Araber, Akkader, Kaka’i und Schabak. Jede Gruppe ist mit fünf Dichterinnen und Dichtern repräsentiert, von denen jeweils Name, Profil und zwei Gedichte aufgeführt sind, sowie Informationen über die Minderheit, der sie oder er angehört. Die Gedichte erscheinen jeweils in Originalsprache und in arabischer Übersetzung. Insgesamt ist der Band 480 Seiten lang. Er wurde im Dezember 2018 in Bagdad veröffentlicht und wurde an den Universitäten als großer Erfolg gefeiert.
 
Mit der Gedichtsammlung möchte Jameel zeigen, dass Ninive nicht rein muslimisch oder arabisch, sondern von großer Diversität geprägt ist. Ninive gehöre genauso den Minderheiten, die dort leben. Die Hauptaussage des Bands sei aber auch: Diversität bedeutet Stärke, denn verschiedene Kulturen, Stimmen, Sprachen und Farben können die menschliche Erfahrung nur bereichern.

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