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Umwege | Wendland
Traditionelle Dörfer und der Geist des Widerstands

Ein Rundlingsdorf von oben: der Ort Meuchefitz im Wendland.
Ein Rundlingsdorf von oben: der Ort Meuchefitz im Wendland. | Foto (Detail): © Adobe

Im niedersächsischen Wendland kommen Mittelalterfans auf ihre Kosten: Hier sind viele Dörfer noch wie im 12. Jahrhundert aufgebaut. Was das heißt? Vor allem eines: Sie sind rund.
 

Von Sarah Klein

Während es in anderen Regionen, Städten und Dörfern nur noch wenige Überreste aus dem Mittelalter gibt – hier eine Statue, dort ein Gebäude – kann man im Wendland gleich über 100 Dörfer besichtigen, die sich in ihrer Struktur seit dem 12. Jahrhundert kaum verändert haben.

Die wendländischen Rundlingsdörfer sind eine Siedlungsform mit kreisförmig angeordneten Bauernhäusern, die vom Dorfplatz aus wie in Strahlen angesiedelt sind. Die innere Runde umfasst vier bis fünf, die äußeren bis zu 20 Höfe. Die meisten sind traditionelle Fachwerkbauten, verziert mit kunstvollen Malereien und alten Schriftbalken. Ein besonderes Merkmal ist der sogenannte „Wendenknüppel“. Das ist ein verzierter Holzbalken am Giebel, der nach altem Glauben das Haus und seine Bewohner*innen schützen sollte.

Heute stehen viele der alten Höfe unter Denkmalschutz und sind ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes des Wendlands. Landwirtschaft gibt es hier aber nur noch vereinzelt. Stattdessen haben sich viele Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen in den geschichtsträchtigen Gebäuden niedergelassen. Wer mehr über die besondere Bauweise der Rundlinge erfahren möchte, sollte auf jeden Fall das Rundlingsmuseum Wendlandhof Lübeln besuchen. Und für ein spezielles Naturphänomen lohnt sich die Reise ins Wendland ebenfalls: Im Spätsommer blüht die Heide und taucht die gesamte Landschaft in ein sattes Lila.

Bekannt ist das Wendland in Deutschland aber noch für etwas ganz anderes: In den 1970er-Jahren formierte sich hier der Widerstand gegen das geplante Atommüllendlager in Gorleben. Landwirte und Atomkraftgegner*innen verbündeten sich, um zu Zehntausenden gegen das Endlager zu protestieren. 1980 besetzten etwa 5000 Aktivist*innen ein Waldstück rund um eine Bohrungsstelle und erklärten den Ort kurzerhand zur „Freien Republik Wendland“. Das Protestcamp wurde nach einem Monat aufgelöst, ihr Ziel haben die Aktivist*innen aber zumindest in Teilen erreicht: Zwar gibt es in Gorleben weiterhin ein Atommüll-Zwischenlager, die Pläne für ein Endlager wurden aber kassiert.

Von den traditionellen Rundlingsdörfern zur Anti-Atomkraft-Republik – viel Geschichte für solch einen beschaulichen Landstrich.

Umwege

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?

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