„Der Stein“ von Marius von Mayenburg

Der Stein
Foto: Kamile Zickyte

Die Handlung des Theaterstückes Der Stein (2008) bewegt sich zwischen zwei historischen Eckpunkten – den Jahren 1935 und 1993. Im Zentrum steht die Geschichte eines Hauses in Dresden, erzählt aus der Perspektive einer Familie, die vor dem Zweiten Weltkrieg jenes Haus von einer jüdischen Familie kaufte. Das Haus in diesem Theaterstück bezeugt ganze Kapitel der deutschen Geschichte: die Last der Schuldfrage in Folge des Nationalsozialismus, den Streit über das Bombardement von Dresden und das Verhältnis des geteilten Deutschlands. Der Titel des Theaterstücks geht auf einen Stein zurück, der durch das Fenster dieses Hauses flog. Die Bewohner sind aufgeschreckt, weil sie fürchten, dass der Grund für den Stein ihre wohlwollende Haltung zu Juden ist. Jedoch stellt sich heraus, dass es nur Jugendliche waren, die in diesem Haus Juden vorzufinden glaubten. So wird der einfachste Stein zum historischen, dessen Bedeutung abhängig ist von dem, was man erinnern muss und was man erinnern kann.

Stimmen zur Inszenierung in Litauen

Zu den stärksten Elementen der Inszenierung gehört wohl das Bühnenbild von Laura Luišaitytė, die alle Inszenierungen von Jankevičius gestaltet. Zusammen mit der Musik spricht es auf konzeptuelle Weise von der gewandelten politischen Situation des 20. Jahrhunderts in Deutschland und von den davon betroffenen Schicksalen. Ein Erdhaufen vorne auf der Bühne steht sowohl für die Grabstätte der Schande Vita's als auch für die deutschen Lande mit wechselnden Fahnen. Als Einrahmung der Spielfläche dient eine in der Mitte eingebrochene Hauswand mit Stacheldraht. Diese Hauswand ist zugleich eine direkte Anspielung auf die echte Berliner Mauer, die sowohl eine unmittelbare als auch eine metaphorische Trennung zwischen der westlichen und der östlichen Welt in der Zeit des Kalten Krieges bedeutete.
(Austėja Adomavičiūtė, „7 meno dienos“ Nr.12, 23.03.2012)

Erzählt und erinnert wird an die wahrhaftige Geschichte mehrerer Generationen. Es handelt sich um mehrere Etappen der deutschen Geschichte, angefangen mit dem Zweiten Weltkrieg. Auch meine Generation hat einige davon erlebt. Dazu gehören die DDR, der Wandel. Alles noch so lebendig und hautnah. Noch eine gute Premiere dieser Saison, die man sehen sollte.
(Die Autorin der Webseite „Subjektyvūs pastebėjimai“ (subjektive Bemerkungen) über das Stück „Der Stein“, subjektyvi.blogas.lt, 18.03.2012)

Inszenierung in Litauen

Premiere 16.03.2012
Regie Agnius Jankevičius
Bühne Laura Luišaitytė
Mit Vaiva Mainelytė, Paulius Tamolė, Nelė Savičenko, Jurga Kalvaitytė, Gabrielė Malinauskaitė, Miglė Polikevičiūtė, Agnė Ramanauskaitė, Monika Vaičiulytė
Übersetzung Jūratė Pieslytė