„Jagdszenen“ von Martin Sperr

Jagdszenen
© Foto: Dmitrijus Matvejevas

Das Theaterstück Jagdszenen ist eine psychologische Studie der Gesellschaft und zeichnet sich sprachlich durch den rauen bayrischen Dialekt aus. Die Handlung spielt im Dorf Reinöd im Jahr 1948. Durch ein Abbilden der ländlichen Bevölkerung und ihrer Beziehungen enthüllt Sperr gnadenlos die deutsche Nachkriegs-Mentalität und zeigt, dass in der Weltsicht von Nazis und Mitgliedern der Unterschicht das Ende des Krieges nicht gänzlich angekommen zu sein scheint. Der moralische Untergang vieler Familien gehörte zum Alltag: Religiöse Überzeugungen und gemeinsame Werte gerieten zur Akkumulation niedrigster menschlicher Instinkte wie Hass, Grausamkeit, Rache und Eifersucht. Seine Darstellung einer ländlichen Gemeinde treibt einen behinderten jungen Mann in den Freitod und Personen ihnen ungewohnter sexueller Orientierung werden ermordet.

Stimmen zur Inszenierung in Litauen

In der Sterilität der häuslichen Umgebung wird versucht, die Sünden der Gesellschaft wie Hass, Gleichgültigkeit, Hochmut, Rachsucht und Neid abzuhandeln und bis zu dem Ursprung all dieser Übel, den jeder von uns in sich birgt, vorzudringen.
Jogintė Bučinskaitė in der Sendung des Litauischen Fernsehens „Durys atsidaro“, LRT.lt, 23.03.2013 (veröffentlicht in Bernardinai.lt)

Der Regisseur Rolandas Atkočiūnas verfolgt bei der Arbeit mit Schauspielern eine ganz eigene Methode. Davon zeugen auch seine Inszenierungen Hanana und Die Heirat, die in den letzten Jahren entstanden sind. Nachdem er sich in die vorgegebenen Themen des Dramatikers Sperr vertieft hat, äußert sich der Regisseur wie folgt: „Heute hat sich die Situation aufs Äußerste zugespitzt und gleicht einer Apokalypse: der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen den Sohn, die Enkelin gegen die Großeltern etc. Das ist die Jagd! Der Untergang von Glaube, Liebe, Hoffnung und der Triumph des aus dem Zweifel geborenen Hasses. […].
(Delfi.lt, 05.03.2013)

Inszenierung in Litauen

Premiere 22.03.2013
Regie Rolandas Atkočiūnas
Bühne Mārtiņš Vilkārsis
Musik Algirdas Martinaitis
Mit Arūnas Sakalauskas, Eglė Gabrėnaitė, Rasa Samuolytė, Jolanta Dapkūnaitė, Dalia Michelevičiūtė, Vainius Sodeika, Giedrius Savickas, Rimantas Bagdzevičius, Oneida Kunsunga, Remigijus Bučius, Vitalija Mockevičiūtė, Rimantė Valiukaitė, Algirdas Dainavičius, Ramunė Skardžiūnaitė, Monika Bičiūnaitė, Arūnas Vozbutas, Šarūnas Puidokas, Alfredas Klimas
Übersetzung Rūta Jonynaitė