„Für eine bessere Welt“ von Roland Schimmelpfennig

Für eine bessere Welt
© Foto: Dmitrijus Matvejevas

Eine unbeschwertere Vergangenheit hatten sie alle. Doch irgendwann scheint diese ausgelöscht. Schimmert wie ein fernes, dumpfes Licht über den Alltag, den Krieg. Warum er geführt wird, ist schon lange nicht mehr relevant. Verlorene Ziele in Afrika. Soldaten, vergessen im Dschungel. Die Unwirklichkeit wuchert, der Glaube an das Übersinnliche schlingt sich in die Ratio. Das Archaische gedeiht in der soldatischen Isolation. Fehlgeleitete Schottenröcke bilden die Basis einer neuen Identität. Dinge geschehen, die nicht mehr erklärbar sind. Das Grauen ergreift Besitz, die Angst ist nur noch schwer zu betäuben. Und irgendwann ist sich jeder der nächste. Das Wasser ist knapp, der Kampf bekommt wieder einen Sinn. Da braucht es keinen Feind, da reicht der Freund. Der Krieg als Konstante bleibt bestehen. Ewig. Für eine bessere Welt.

Stimmen zur Inszenierung in Litauen

Auf den ersten Blick erscheint Schimmelpfennigs „Für eine bessere Welt“ als ein Raum voller Unwirklichkeiten, wo niemand weiß, wie viele Figuren auftreten, die sich sowohl von innen als auch von außen betrachten können, wo Dialoge nur winzige Einschlüsse in komplexen Monologen oder der immer wieder abreißenden, galoppierenden Erzählung eines Unbekannten sind. Aus diesem Raum muss der Regisseur seine Welt mit konkreten Figuren und ihren Schicksälen schaffen. Er muss selbst beschließen, wo und wann eine Handlung stattfindet. Eindeutigkeit wäre hier wahrscheinlich verheerend.
(Ramunė Balevičiūtė „Die Welt des Cezaris Graužinis“, Literatūra ir menas, 05.03.2004)

Von ebensolcher magnetisierender und hineinziehender Kraft wie das Stück war auch bereits der szenische Entwurf, den Cezaris Graužinis mit seinen Schauspielern im Frühjahr vorbereitet hatte (Musik: Martynas Bialobžeskis, Ausstattung: Vilma Masteikienė). Auf der leeren Bühne, deren hintere Wand von Zeit zu Zeit durch eine Farb-Video-Projektion erleuchtet wird, sprechen Schauspieler, immer wieder aus dem Dunkeln auf- und wieder untertauchend, ihre Texte mit solcher Leidenschaft, halten einander so fest, als ob sie tatsächlich die letzte Schlacht kämpften. Sie versehen ihren Figuren mit Ironie und Mitleid in so exakten Dosen, als ob sie sich auf einem Minenfeld bewegen würden. Und „halten“ das Thema so, dass man keinen Augenblick zu zweifeln hat, die verschiedenen Mittel der Komik (Ironie aller Abstufungen, Clownerie, Groteske) hätten den Anspruch, mehr als nur Mittel zu sein.
(Alma Braškytė „Für mehr Wachsamkeit. „Cezario grupė“ spielt 'Für eine bessere Welt'“, 7 meno dienos, 15.10.2004)

Inszenierung in Litauen

Premiere 26.02.2004
Regie Cezaris Graužinis
Bühne Vilma Masteikienė
Musik Martynas Bialobžeskis
Mit Brigita Arsobaitė, Paulius Čižinauskas, Airida Gintautaitė, Vytautas Kontrimas, Gabrielė Kuodytė, Vilma Raubaitė, Laisvūnas Raudonis, Sakalas Uždavinys, Julius Žalakevičius
Übersetzung Jūratė Pieslytė