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#aboutbeuys
Ance Vilnite über Joseph Beuys

Ance Vilnite zu #aboutbeuys
Ance Vilnite zu #aboutbeuys | © Goethe-Institut / Ance Vilnīte

Anlässlich seines 100. Geburtstags im Mai 2021 veröffentlichte das Goethe-Institut die Videoreihe #aboutbeuys zu Ehren von Joseph Beuys. Künstler*innen aus aller Welt nahmen daran teil, indem sie ihre persönliche und künstlerische Beziehung zu dem deutschen Aktionskünstler audiovisuell darstellten. Ance Vilnite vertrat mit ihrem Video Lettland.

Von Pauline Lantermann

Als Ance Vilnite angefragt wurde, ob sie an dem Videoprojekt #aboutbeuys teilnehmen würde, willigte sie begeistert ein. Beuys‘ Kunst ist in ihrem Leben von großer Bedeutung und sie bewundt ihn für seinen Mut und wahre Sorge über die Zukunft der Welt. Die gefühlte Verbindung zu Joseph Beuys liegt auch darin begründet, dass beide die Kunstform der Skulpturen wählen und wählten. Bildhauer strahlen für Vilnite eine ähnliche Güte aus wie Hundebesitzer: Skulpteure vereint aufgrund der besonderen Art ihrer Arbeit eine Gutherzigkeit und Bodenständigkeit.
 


Es erscheint, als wäre das Verständnis der Gesellschaft als eine große, formbare Skulptur der zweite gemeinsame Nenner von Vilnites und Beuys‘ Werken. Wir verändern die Welt täglich, ob wir das wollen oder nicht. Zu oft werde der Begriff „Gesellschaft“ auf eine anonyme Gruppe abgewälzt und somit Verantwortung von dem Individuum genommen. Wenn man sich aber als Teil dieser Gruppe verstehe, könne man die Gesellschaft schon ändern, in dem man sich selbst verändere. Bei diesem Selbstverständnis setzt auch Beuys an, wenn er jeder Person das künstlerische Potenzial zuschreibt, die gesellschaftliche Skulptur zu formen. Durch das Internet haben wir neue Möglichkeiten geschaffen, uns zu informieren und Veränderung zu generieren – aber diese Möglichkeiten sind natürlich auch Menschen zugänglich, die Gewalt und Hass als Antrieb für Veränderung nutzen wollen. Wer also die Verantwortung auf sich nimmt, Teil der Gesellschaft zu sein, erlaubt sich selbst auch, sein eigenes Wirkungspotenzial zu entfalten.

Darüber hinaus betont Ance Vilnite, dass Beuys‘ Bedeutung für die Kunst und auch die lettische Kunstszene immer in einem größeren Zusammenhang gesehen werden müssen. Alles was ist, ist ein Resultat dessen, was mal war; und Künstler*innen heute können sich nicht dem Einfluss entziehen, den Beuys‘ Werk auf die Kunst generell hatte. Seine Rolle als Aktivist und Künstler hat einen langfristigen Abdruck in der globalen Kunstszene hinterlassen und somit auch lettische Künstler*innen beeinflusst, selbst wenn Ance Vilnite sich manchmal wünscht, sein Einfluss wäre größer gewesen.

Im Bezug auf ihre eigene Arbeit sieht Vilnite also das Veränderungspotenzial nicht immer auf der ganz großen Skala, sondern erinnert sich daran, dass man in kleinen Sphären wie der Familie oder dem Freundeskreis bereits erste Schritte gehen kann. Nicht jeder kann allen helfen, aber alle können irgendwem helfen, lautet ihr Fazit. Künstler*innen können und sollten die Vorreiterrollen einnehmen, indem sie laute Kunst kreieren, die den steten Wandel verkörpert. Das sei nicht einfach, aber die harte Arbeit sei es wert, um andere Menschen daran zu erinnern, nett zueinander sein.

Ance Vilnites Video stellt vor diesem Hintergrund eine Wertschätzung von Beuys‘ Werk dar. Gleichzeitig interpretiert sie seine Ansichten und Beweggründe neu, um der heutigen Kunstszene eine Perspektive auf Aktivismus und Wirkungspotenzial im gesellschaftlichen Sinne zu geben.
 

Ance Vilnite (1997) studiert an der Kunstakademie von Lettland visuelle Kommunikation. Mit ihren Performances und Beiträgen hat sie bereits an der Austtellung „Academia“  anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Lettischen Kunstakademie (2019), an dem Fotomonat Riga (2020), der Ausstellung „Lactation“ im Lettischen Nationalen Kunstmuseum (2020) sowie an der Sculpture Quadrennial Riga (2020) teilgenommen.

 
 

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