Medizin
Ernst von Bergmann: Meisterchirurg und Vater der Asepsis

Ernst von Bergmann
© Goethe-Institut

In Riga wimmelt es heutzutage nur so von deutschen Medizinstudenten. Ob sie sich Ernst von Bergmann zum Vorbild nehmen? Lernen könnten sie viel von dem deutschbaltischen Arzt.

Von Alexander Welscher

Fürsorglich legt Ernst von Bergmann seine Hand auf die Schulter der Patientin. Umringt ist er von Assistenzärzten und Krankenschwestern, auf der Empore des Operationsaals sitzen Medizinstudenten. Kurz darauf wird der leitende Professor der Königlich Chirurgischen Universitätsklinik in Berlin das Skalpell ansetzen. Trotz seiner sorgenvollen Miene verläuft alles wie geplant – und der graubärtige Generalarzt kann nach der Operation zufrieden lächeln, wie die Aufnahmen in der Zeitschrift "Berliner Leben” von 1906 zeigen.

Kein Wunder – schließlich war Ernst von Bergmann nicht irgendein Arzt, sondern einer “unser größten Gelehrten und Operationskünstler”, wie es im Begleittext zu den Fotos heißt. Der deutschbaltische Chirurg galt damals wegen seiner Verdienste um neue Operations- und Desinfektionsmethoden als Mediziner von Weltrang und zählte zu den kaiserlichen Leibärzten. Auch sein wissenschaftliches Werk war beachtlich.

Dabei wollte der am 16. Dezember 1836 in Riga geborene und im heutigen Rūjiena aufgewachsene Pastorensohn gar kein Arzt werden. Nach seiner Schulzeit an der humanistischen Lehranstalt Birkenruh plant von Bergmann eigentlich Geschichte und Philologie zu studieren. Doch der Numerus clausus verhindert das Vorhaben.

Medizin dagegen war zulassungsfrei – und so zieht es ihn 1854 nach Dorpat (heute: Tartu) in Estland. Sein anfängliches Widerstreben gegen den anatomischen Lehrbetrieb überwindet er rasch. Zunächst Assistenzarzt und dann Professor in Dorpat, lehrt er nach Studienreisen durch Europa später in Würzburg und Berlin. Die wichtigste Schule wird für den langjährigen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie aber der Krieg. Als Militärarzt setzt von Bergmann auf Methoden der aseptischen Wundversorgung, die zum medizinischen Standard in Krankenhäusern werden sollte. Auch gilt er als Vorreiter der ärztlichen Fortbildung - die deutsche Ärztekammer verleiht bis heute eine nach ihm benannte Plakette.

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