Hito Steyerl
Die essayistische Filmemacherin

Hito Steyerl in der Kunstsammlung K21 in Düsseldorf, die der Medienkünstlerin und Autorin 2020 eine Ausstellung unter dem Titel „I will survive“ widmete.
Hito Steyerl in der Kunstsammlung K21 in Düsseldorf, die der Medienkünstlerin und Autorin 2020 eine Ausstellung unter dem Titel „I will survive“ widmete. | Foto (Detail): © picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd

Hito Steyerl lässt sich kaum einem Kunstgenre zuordnen: Sie ist Filmemacherin, bildende Künstlerin und Autorin. Mit ihren gesellschaftskritischen Werken hat sie sich auch international einen Namen gemacht.

Von Romy König

Schon ihr akademischer Weg zeigt, dass Hito Steyerl künstlerisch und thematisch offen und vielschichtig ist: An der Academy of Visual Arts in Tokio und der Hochschule für Fernsehen und Film München studierte die Künstlerin Kinematographie und Dokumentarfilmregie; an der Akademie der Bildenden Künste in Wien schließlich promovierte sie in Philosophie. Heute lehrt sie Medienkunst (New Media Art) an der Universität der Künste Berlin (UdK).
 
Erste filmische Schritte ging sie an der Seite von Wim Wenders: Mit dem Regisseur arbeitete sie an dessen Werk Bis ans Ende der Welt (1990-1991). Heute gehören essayistische Dokumentarkurz- wie -langfilme zu ihren präferierten Ausdrucksmedien. Darin setzt sie sich mit Themen wie Rassismus und Antisemitismus im Deutschland der Nachwendezeit auseinander oder diskutiert filmisch den Prozess urbaner Restrukturierung am Beispiel des Potsdamer Platzes in Berlin (Die leere Mitte, 1998). 

Kluge Gesellschaftsanalysen 

In ihren jüngeren Filmen und Installationen, von denen zahlreiche auf Filmfestivals und Kunstausstellungen wie etwa der documenta oder der Biennale di Venezia gezeigt wurden, beschäftigt sie sich mit der Globalisierung, den Interferenzen zwischen Wirtschaft und Politik sowie mit Produktions- und Arbeitsbedingungen. Ihre Filme und Videoinstallationen zeigen dabei klug, klar und nicht ohne Provokation Bilder der Gesellschaft auf.

Hito Steyerls Videoinstallation „Factory of the Sun“ im deutschen Pavillon der Biennale di Venezia 2015.
Hito Steyerls Videoinstallation „Factory of the Sun“ im deutschen Pavillon der Biennale di Venezia 2015. | Foto (Detail): © picture alliance/dpa/Felix Hörhager
Auch in Textform setzt sie sich mit gesellschaftlichen Themen auseinander, diskutiert als Autorin etwa aktuelle Fragen zum Postkolonialismus und Feminismus. Zu ihren Schwerpunktthemen zählen zudem künstliche Intelligenz, Überwachung und Datenkapitalismus – nicht nur in der Kunst, sie ist auch Mitgründerin des Research Center for Proxy Politics an der UdK, das zur Funktionsweise von medialen Netzwerken forscht. 

„Gehört zu den wichtigsten Positionen“

Zuletzt ehrte das Düsseldorfer K21, ein Standort der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, die heute in Berlin lebende Künstlerin mit einer großen Überblicksausstellung. Darin zeigte das Kunsthaus ihr von 1994 bis 2020 entstandenes filmisches Material, darunter Kurzvideos von wenigen Minuten Länge und einstündige Werke, ebenso wie die eigens für die Ausstellung entwickelte multimediale Installation SocialSim. Die Installation soll unter anderem Bezug nehmen auf die sozialen Verwerfungen und Produktionsbedingungen von Kunst unter pandemischen Bedingungen, sowie kritisch hinterfragen, wie Digitalität, Simulation und künstliche Intelligenz Einfluss auf künstlerische Kreativität nehmen. Für Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, gehört Steyerl nicht zuletzt mit Werken wie diesem „aktuell zu den international wichtigsten Positionen, wenn es um die Reflexion der gesellschaftlichen Rolle von Kunst und Museum geht, um das Experimentieren mit medialen Präsentationsformen und um die kritische Auseinandersetzung mit Daten und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz“.

Nicht nur ihre Kunst, auch ihre Meinung wird geschätzt: Hito Steyerl auf einem Panel der DLD18-Konferenz (Digital-Life-Design) in München 2018.
Nicht nur ihre Kunst, auch ihre Meinung wird geschätzt: Hito Steyerl auf einem Panel der DLD18-Konferenz (Digital-Life-Design) in München 2018. | Foto (Detail): © picture alliance/Andreas Gebert

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