In Portugal hat der Lehrer*innenberuf in den letzten Jahren immer mehr an Ansehen verloren. Inês Silveira, ehemalige Schülerin einer PEPA-Schule auf den Azoren, hat sich trotzdem dazu entschieden Lehrerin zu werden, Deutschlehrerin. Wir haben ihr ein paar Fragen dazu gestellt:
Wann und warum hast du begonnen Deutsch zu lernen?
In der Sekundarstufe habe ich angefangen Deutsch zu lernen. Deutsch war ein Wahlfach und hat mich, ehrlich gesagt, anfangs nicht sonderlich interessiert. Meine ersten Eindrücke von der Sprache waren eher negativ, vielleicht aufgrund von Stereotypen oder einfach aus Unwissenheit. Ich habe Deutsch immer mit einer schwierigen, „harten“ Sprache assoziiert, die mir im Alltag wenig nützt. Um der Mathematik zu entkommen, habe ich mich trotzdem für Deutsch entschieden. Mit einer Mischung aus Nervosität und Neugier ging ich offen in den Unterricht und meine Wahrnehmung der Sprache änderte sich nach und nach.
2017 erhielt ich ein Stipendium des Goethe-Instituts für einen dreiwöchigen Deutschkurs für Jugendliche in Köln, ein einzigartiges und bereicherndes Erlebnis. Von Anfang an habe ich sehr gute Ergebnisse beim Erlernen der Sprache erzielt, und das Stipendium war eine Anerkennung für all meine Anstrengungen.
Die Freundschaften, die ich in dieser Zeit geschlossen habe, sind wertvolle Erinnerungen, die ich für immer behalten werde. Diese Erfahrung war ein wichtiger Schritt in meinem Leben und hat mein Interesse an der deutschen Sprache und Kultur gefestigt.
Heute weiß ich, wie wichtig es war, Deutsch in der Sekundarstufe zu lernen (eine Entscheidung, die mir damals so einfach erschien), und wie positiv sich dies auf meine persönliche, akademische und berufliche Entwicklung ausgewirkt hat.
Was ist für dich das Besondere an der deutschen Sprache?
Es ist schwierig, nur eine Besonderheit des Deutschen herauszugreifen, aber ich finde zusammengesetzte Wörter sehr interessant. Diese zusammengesetzten Wörter schüchtern auch Deutschlernende ein, habe ich das Gefühl. Mit Komposita kann man sehr spezifische Ideen oder Dinge mit nur einem Wort beschreiben. Das zeigt nicht nur die Effizienz der Sprache, sondern auch ihre Kreativität. Wörter wie Fernweh oder Weltschmerz fassen komplexe Emotionen oder Konzepte in einer Weise zusammen, die in anderen Sprachen oft längere und kompliziertere Beschreibungen erfordern.
Wie bist du auf die Idee gekommen, Deutschlehrerin zu werden?
Das ist eine lange Geschichte und ich kann nicht behaupten, dass ich schon immer Lehrerin werden wollte, geschweige denn Deutschlehrerin. Es war meine Leidenschaft für Sprachen, insbesondere für Deutsch, die mich dazu bewogen hat, ein Fremdsprachenstudium zu beginnen. Ich entschied mich für die Fachrichtung Wirtschaft und schloss mein Studium an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Porto ab.
Nach vielen Zweifeln und Unsicherheiten ergab sich die Möglichkeit, mich als Englischlehrerin an der Schule zu bewerben, an der ich selbst Schülerin war, nämlich auf den Azoren. Ich hatte große Bedenken, aber auf Anraten meiner Deutschlehrerin aus der Sekundarstufe zog ich das Sichere dem Unsicheren vor. Ich bekam die Stelle und begann Ende Oktober 2021 zu arbeiten.
Diese Erfahrung war zweifellos eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Herausforderungen. Meine Liebe zur deutschen Sprache, die bereits groß war, wuchs noch mehr, als ich über meine Karriere und meine beruflichen Ziele nachdachte.
Ich beschloss also, dass ich Deutschlehrerin werden wollte. Nicht nur, um die Schönheit und den Reichtum der deutschen Sprache mit anderen zu teilen, sondern auch, um meine Schüler*innen zu inspirieren und zu motivieren, so wie meine Lehrer*innen mich im Laufe meines Lebens inspiriert haben.
Zurzeit absolviere ich mein Referendariat auf den Azoren. Dabei lerne ich viel von den Schüler*innen und sammle wertvolle Unterrichtserfahrung. Ich freue mich schon darauf, endlich offiziell Lehrerin zu sein.
Was macht für dich eine gute Lehrkraft aus?
Zuallererst ist die Leidenschaft für Bildung und das Unterrichten von grundlegender Bedeutung. Ein guter Lehrer sollte sich für seine Arbeit begeistern und motiviert sein, seine Schüler zu inspirieren und sich für ihr akademisches und persönliches Wachstum einsetzen. Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, sich auf die Schüler*innen einzulassen, sind ebenfalls sehr wichtig.