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Die deutsche Schule aus Konstanza / Constanța

Die deutsche Schule aus Konstanza
©Die deutsche Schule aus Konstanza

Von Dr. Maria Muscan

Um 1900 fasste die evangelische Gemeinde in Konstanza /Constanța den Entschluss, eine deutsche Schule zu bauen. Der damalige Pfarrer Theodor Graf und der Ingenieur Hermann Schmid, Mitglied der Baukommission der Stadt Constanța, verfassten einen Brief an „christlich und national gesinnte Deutsche“ im In- und Ausland, in dem sie um Spenden für den Bau der Schule baten. Eine der größten Spenden kam von der Stiftung der Bukarester Brauereibesitzerin Sophie Luther (Traeger 1982:165) .
So wurde 1901 in Konstanza/ Constanța die größte und bedeutendste deutsche Schule der Dobrudschadeutschen errichtet und bis zur Massenauswanderung 1940 als Bildungseinrichtung genutzt. Von 1901 bis ca. 1916/1917 bestand hier eine vierklassige Volksschule mit einklassiger Mittelschule.  Die Schulleitung war für die damalige Zeit sehr liberal, da sie in den rumänischen Fächern den staatlichen Lehrplan und in den deutschen Fächern den Lehrplan der deutschen Volksschule zuließ (Traeger 1982:165).

Die deutschen Fächer überwogen, so dass die Schule den Charakter einer deutschen Schule hatte. In der öffentlichen Bekanntmachung zur Eröffnung der Schule hieß es u.a., dass die Kinder ohne Rücksicht auf Konfession und Nationalität in insgesamt fünf Knaben- und Mädchenklassen aufgenommen würden, dass Deutsch und Rumänisch obligatorische Unterrichtssprachen seien (Französisch fakultativ), dass insgesamt sechs Berufslehrer mit ministerieller Genehmigung angestellt seien.

Der Stundenplan einer Mädchenklasse an einem Montag umfasste sechs Stunden pro Tag in Simultanunterricht. Die erste, zweite und dritte Klasse hatte die erste Stunde Rumänisch, die vierte und fünfte Klasse hingegen Religion. Von 9 Uhr folgte für alle Klassen eine Stunde Deutsch, danach Rechnen für alle Klassen außer der ersten, die Rumänischunterricht hatte. Die letzten drei Stunden waren in Handarbeit, Schönschreiben oder Französisch. Eine große Gewichtung hatte der Rumänischunterricht in der ersten Klasse, höchstwahrscheinlich aus dem Grund, weil die meisten Schüler doch kein Rumänisch konnten und die Sprache erlernen mussten.
Deutsch konnte also in den Schulen gelernt werden, das Erlernen des Hochdeutschen war für die Siedler selbstverständlich, sie konnten aber auch ihren schwäbischen Dialekt verwenden. Die Dobrudschadeutschen nannten sich selbst Schwaben, weil die Mehrheit von ihnen aus dem süddeutschen Raum stammte, wo Schwäbisch gesprochen wurde. Dieses prägte dann auch den Dialekt und das Hochdeutsche, zuerst in Bessarabien und später in der Dobrudscha.  Die deutschen Bauern, die mit den Tataren in benachbarten Vierteln desselben Dorfes lebten, sollen auch Tatarisch gesprochen haben.
Derzeit haben die lokale Filiale des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien und der Verband der Deutschen aus der Dobrudscha ihren Sitz in der ehemaligen deutschen evangelischen Schule in der Sarmizegetusa-Straße Nr. 8 in Constanța. Einige Räume in dem Gebäude sind auch an private Unternehmen vermietet worden.

Quellen:

  • Fraymayer, Erhardt/ Kessler, Georg/ Stila, Nicolae. Monografia comunității germane și a așezământului instructiv/educativ al acesteia.2001. (unveröffentlicht)
  • Muscan, Maria (2022). „Der Deutschunterricht in der Dobrudscha. Deutschlehrende und -lernende in Konstanza/Constanța und der Umgebung.” IN: (Hrsg./Ed. Stangl, Theresa und Wellner, Johann). Donauperlen. Beiträge zur deutschen Sprache und Kultur in Bessarabien, Dobrudscha und Schwarzmeerraum. Regensburg. Pp. 152-162. ISBN (pdf): 978-3-88246-465-8.
  • Traeger, Paul. Die Deutschen in der Dobrudscha. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Wanderungen in Osteuropa.Göppingen. 1982.

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