Jekaterinburg hat viel zu bieten: Die „Hauptstadt des Urals“ besticht nicht nur durch eine Vielzahl an Konzertsälen, Galerien und Museen, sondern auch durch ihre avantgardistische, konstruktivistische Architektur, monumentale Bauten und zahlreiche Denkmäler. Еrst vor einigen Wochen endete die industrielle Biennale des Urals, eines der größten Kunstprojekte in Russland. Selbstverständlich gehört zu einer modernen und internationalen Großstadt auch ein entsprechendes kulinarisches Angebot, und in der Tat strotzt Jekaterinburg nur so vor Cafés, Bars, Restaurants und natürlich den in ganz Russland berühmt-berüchtigten Shaurma-Imbissen. In diesem Beitrag möchte ich euch, werte Leserinnen und Leser, auf einen ausgiebigen, den Bauchumfang vermutlich ausdehnenden, kalorien- und definitiv abwechslungsreichen Stadtspaziergang mitnehmen. Los geht es bei mir zu Hause.
Hinter den Zäunen des Hauptquartiers stehen Panzer.
Auf den Weg in die Innenstadt komme ich an der Rjumotschnaja Melodija vorbei, die nach dem früher sowjetischen, inzwischen russischen Plattenlabel benannt ist – und ihrem Namen besonders Freitag- und Samstagnacht alle Ehre macht, wenn lokale DJs einen Mix aus Funk und Soul bis hin zu klassischer Diskomusik und Hip-Hop spielen. Rjumotschnajas waren eigentlich in der Sowjetunion verbreitete, kleine Stehbars mit hauptsächlich hochprozentigen Getränken und Snacks im Angebot. Die Melodija knüpft an diese Tradition an, gibt ihr jedoch mit zahlreichen originellen Eigenkreationen an Schnäpsen eine neue Wendung. Angesichts der frühen Stunde belasse ich es jedoch bei einem lokalen Craftbier und ziehe weiter auf der Lenin-Straße. Nach etwa 20 Minuten biege ich links ab und stoße kurze Zeit später auf mein nächstes Ziel: die Тscheburetschnaja Wremja Tsch.
Wer dann immer noch nicht genug hat, findet schräg gegenüber mit dem Mizanthrop den idealen Ort, um die Nacht ausklingen zu lassen. In diesem, verglichen mit seinen Vorgängern etwas weniger sowjetisch anmutenden Etablissement tanzt die Jekaterinburger Jugend bis in die frühen Morgenstunden zu vornehmlich elektronischer Musik und Hip-Hop. Anders als der Name vermuten lässt, sind die Gäste meist sehr freundlich und die Stimmung ist stets ausgelassen.
Eine halbe Stunde Fußweg ist es noch nach Hause, dann endet unser Spaziergang, der leider nur einen Bruchteil dessen zeigen konnte, was Jekaterinburg nicht nur an kulinarischen Höhepunkten zu bieten hat. Ihr seid herzlich eingeladen vorbeizukommen und euch ein eigenes Bild zu machen – es lohnt sich!