Diskussion
"Wir kommen" von Ronja von Rönne

Mi, 16.11.2016
19:00 Uhr Goethe-Institut St. Petersburg

Beim nächsten Treffen des LITklubs sprechen die Teilnehmer über ein viel diskutiertes und umstrittenes Buch. Die 24-jährige Autorin, die als Bloggerin und schließlich auch als Redakteurin für den Feuilleton der Welt Furore machte, widmet sich in ihrem Roman "Wir kommen" den Eigenheiten unserer heutigen Zeit und der neuen Generation Mensch.
 
Die Ich-Erzählerin Nora kommt aus einer deutschen Provinz. Aufgewachsen ist sie in einer Familie, in der nicht sonderlich viel gesprochen wurde. Typisch für ihre Generation ist auch Nora mit der Überzeugung groß geworden, dass man alles erreichen könne. Ihr Leben gestaltet sie jedoch möglichst passiv. Sie arbeitet als Moderatorin einer TV-Show und ist depressiv. Als ihre Jugendfreundin Maja stirbt, beschließt sie mit drei Freunden an das Meer zu fahren. Vier junge Menschen, die wie es sich für die heutige Zeit gehört, durch "mehrere Umstände" miteinander "verbunden" sind. Auf der Suche nach sich selbst und inneren Halt wandern sie gemeinsam mit der Ich-Erzählerin nahezu handlungslos durch die Erzählung. Der Roman spielt sich im Tagebuch der Ich-Erzählerin ab, dass sie im Auftrag ihres Therapeuten führen soll.
 
Es ist ein gnadenloses, zynisches, radikales  und selbstbewusstes Spiel mit der Sprache und deren Konvention oder eben auch Nicht-Konvention. Und trotz augenscheinlicher Rebellion gegen alles, und vor allem Ästhetik und Formschönheit, flüchtet sie sich in ein altes und längst da gewesenes Phänomen der Literatur: die Dekonstruktion. Der Leser wird vor die Herausforderung gestellt den Witz und die Ironie, und alles was noch so dazwischen liegt und zum Thema wird, nicht sonderlich ernst zu nehmen. Es gilt wohl sich frei zu machen von sämtlichen Vorstellungen über Literatur und Schreibkonvention, sich auf den Wirbel von Ironie einzulassen. Mal sehen ob Joachim Lottmanns Versprechen vom Klappentext "Schnoddrig, überlegen, witzig, respektlos – endlich eine neue Stimme in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur!" gehalten wird…