Allein die Entstehungsgeschichte dieses Films wäre einen eigenen Film wert. Korhan Yurtsever, der gerade mit Fırat‘ın Cinleri seinen internationalen Durchbruch erlebt hatte, traf Ende der 1970er-Jahre beim Festival in San Remo Ulrich Gregor, den Leiter des FORUMS bei der Berlinale. Der holte den Film nach Berlin. Zur Vorführung, erzählt Yurstsever, „kam Dietrich Stobbe, der damalige Bürgermeister von Berlin: ‚Würden Sie einen Film über türkische Einwanderer in Deutschland drehen?‘, fragte er.“ Er wollte… Doch als die Dreharbeiten für Kara Kafa abgeschlossen waren, trat die türkische Zensur auf den Plan. Der Film verletze „die Ehre Deutschlands, der befreundeten Nation“. Gegen den Regisseur wurde Anklage erhoben, er musste fliehen – nach Deutschland. Den Film kam damals praktisch niemand zu sehen, letztes Jahr sind überraschend die Originalnegative aufgetaucht. Was macht diesen Film so besonders? Der Tagesspiegel schreibt zur Aufführung bei der Berlinale 2023: „Anders als in manch einem Vertreter des Neuen Deutschen Films sind die sogenannten Gastarbeiter hier keine Projektionsflächen oder passive Opfer, sondern handlungsmächtige Subjekte mit spezifischen Biografien und Haltungen.“ Und die taz ergänzt: „In seiner dezidiert linken Perspektive auf das Leben türkischer Arbeiter_innen in Deutschland ist der Film ein unschätzbares Dokument.“ Was will man – oder frau – mehr?
Digitale Restaurierung des Arsenal – Institut für Film und Videokunst in Kooperation mit bi’bak / Sinema Transtopia und Turkish Film Institute (2021–22). Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.
