Workshop, Vortrag, Konzerte Staaten und Klänge

Veranstaltungsreihe „Revival durch Klassik“

In Zusammenarbeit mit Bloomingarts organisieren das Goethe-Institut Taipei und Alliance Francaise de Taiwan die dreiteilige Veranstaltungsreihe „Revival durch Klassik“. Im März, Mai und Oktober spielen europäische Musiker:innen Konzerte in Taiwan und geben im Rahmen von Gesprächen, Workshops und Masterclasses Einblick in ihre Arbeit als professionelle Musiker:innen in Europa, in einen zeitgenössischen und kreativen Umgang mit europäischen Komponisten wie Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven sowie in die musikalische Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Krisenzeiten auf dem europäischen Kontinent.

Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe wird der deutsche Musikwissenschaftler, Philosoph und Theologe, Rainer Bayreuther, Mitte Oktober einen zweitägigen Workshop für Musikstudierende am 14. und 15.10. sowie einen öffentlichen Vortrag am 14.10. ab 18 Uhr halten.

Informationen zum öffentlichen Workshop für Musikstudierende (Ausbildung mit allen Musikinstrumenten willkommen):
Der Workshop widmet sich einer schlichten Frage: Warum umgeben sich Staaten mit Musik? Daraus ergibt sich die Folgefrage: Wie wirken staatliche und musikalische Performance zusammen? Jeder Musiker, jede Musikerin wird dieser Frage im Lauf der eigenen Karriere begegnen, etwa dann, wenn er/sie für eine staatliche Veranstaltung angefragt wird und Programmvorschläge machen soll. Anhand solcher Praxissituationen (u.a. werden staatlich ausgelobte Wettbewerbe und musikalische Arbeit in den Protokollabteilungen von Ministerien und Botschaften beleuchtet) zielt der Workshop darauf, die Funktionsweisen staatlicher und musikalischer Performance zu verstehen, in Rollenspielen die Interaktion von staatlichen und künstlerischen Akteuren kennenzulernen, diese Interaktion in angemessene Begriffe zu fassen und die eigene Kompetenz der musikalischen Gestaltung von staatlichen Anlässen zu entwickeln. Fallbeispiele werden u.a. sein: militärische Zeremonien mit Musik, musikalische Arbeit in den Protokollabteilungen von Ministerien, Musikwettbewerbe, die Musik bei der Krönung von Charles III. Der Schweizer Cellist Christian Poltéra wird in der zweiten Workshophälfte als Experte mit Praxiserfahrung den Workshop unterstützen.
  Informationen zum öffentlichen Vortrag „Begleitmusik: Warum sich Staaten mit Klang umgeben“:
Jede verfasste Institution rahmt wichtige offizielle Veranstaltungen mit Klang und Musik: Eine Sitzung wird mit einem Gong eröffnet, ein Staatsbesuch mit einer Militärkapelle. Ein staatlicher Feiertag wird mit Konzerten geschmückt. Eine Krönung ist in ein ausgefeiltes Programm von Sounds und Musik eingebettet. Warum können Verfassungsorgane ohne diese Rahmung nicht funktionieren, ja nicht einmal existieren? Die gewöhnlichen Antworten auf diese Frage, der Staat brauche den Klang zur Repräsentation, als Aura von Macht, zur Herstellung von Feierlichkeit, greifen zu kurz. Die Existenz eines Verfassungsorgans ist prekär, es muss sich gegen die Anarchie und die Unkenntlichkeit des chaotischen Laufs der Dinge behaupten. Dafür entwirft es Verfassungen, Protokolle, Zeremonien, Geschäftsordnungen – lauter Dinge, die zum einen performative Akte sind und sich zum anderen erst durch eine spezifische Klanglichkeit aus dem Lauf der Dinge herausheben. Wie dies geschieht und wie in der staatlichen Performance die Grenzen zwischen Sprachklang und regulärem Musikstück zerfließen, wird an Beispielen aus deutschen Botschaften in einigen außereuropäischen Staaten und an nichtöffentlichen Veranstaltungen des deutschen Bundespräsidialamts illustriert.
  Link zu den Konzerten von Christian Poltéra: https://www.opentix.life/event/1673523826011717632

Das Projekt wird unterstützt durch den Deutsch-französischen Kulturfonds.


Rainer Bayreuther @ Rainer Bayreuther

geboren 1967 in Esslingen (Deutschland), ist Musikwissenschaftler, Philosoph und Theologe. Er hatte Professuren für Musikwissenschaft u.a. an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Frankfurt am Main inne. Er war Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald und Gastprofessor am Institute for Culture and Aesthetics of Digital Media der Universität Lüneburg. Aktuell unterrichtet er an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth. Zum Thema Musik und Politik hat er zwei wegweisende musikphilosophische Studien vorgelegt. Darüber hinaus gilt sein wissenschaftliches Interesse Klängen (auch in politischen Kontexten) sowie dem Zusammenhang von Musik und Religion. Aktuelle Bücher sind: Was sind Sounds? (2018) und Der Sound Gottes. Kirchenmusik neu denken (2021).



©Irène Zandel Christian Poltéra

wurde in Zürich geboren. Nach Unterricht bei Nancy Chumachenco und Boris Pergamenschikow studierte er bei Heinrich Schiff in Salzburg und Wien. Als Solist arbeitet er mit bedeutenden Orchestern zusammen, darunter den Münchner Philharmonikern, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem Orchestre de Paris dem Oslo Philharmonic Orchestra, und dem BBC Symphony Orchestra. Zusammen mit Frank Peter Zimmermann und Antoine Tamestit hat Christian Poltéra ein Streichtrio, das Trio Zimmermann, gegründet, das in den renommiertesten Konzertsälen und Festivals in ganz Europa auftritt.

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