Deutsche Serien in den USA
​Krimi-Thriller made in Berlin: TV-Serien mit Suchtfaktor

Das Berlin von heute ist derzeit die Lieblingsszenerie deutscher Serienmacher, die auf fesselnde Geschichten setzen. Die berühmte Berliner Luft ist das ideale Setting für viele nervenaufreibende Thriller. Das Berlin, das hier gezeigt wird, bekommen Touristen nicht zu sehen (wenn sie Glück haben). 

Krimi-Thriller made in Berlin: TV-Serien mit Suchtfaktor. Hier stellen wir einige der deutschen Krimi Serien vor, die  alle bisherigen Formeln verworfen haben. Rauh, düster, brutal und voller harter Action sind diese Serien eine klare Abkehr von der eher gemässigten Whodunnit-Schule deutscher Krimis zur Hauptsendezeit.
 

Im Angesicht des Verbrechens

Bei der Premiere von Im Angesicht des Verbrechens in 2010 wurde schnell klar, dass die Krimiserie sich fast schon radikal von anderen deutschen TV-Serien unterscheidet: Das Format gleicht einem in 10 Teile geschnittenen Kinofilm – damals für deutsche Zuschauerinnen und Zuschauer ein Novum, heute eine ideal zum Binge-Watching geeignete Serie. Das komplexe Drama um rivalisierende Gangs der russischen Mafia in Berlin, um Zwangsprostitution und die Bemühungen der Polizei, die Täter dingfest zu machen, wurde von der Kritik hochgelobt.  

Blochin 

Auch ganz vorne mit dabei im deutschen Binge-Watch-Serien-Marathon: Blochin. Die Krimi-Reihe durfte 2015 bei der Berlinale Premiere feiern und wurde als erste deutsche Serie zuerst online verfügbar gemacht, bevor sie im Fernsehen lief. Der actiongeladene sechsstündige Thriller um einen mit Problemen reichlich gesegneten Berliner Polizisten (Jürgen Vogel) ließ die Zuschauer gebannt mitfiebern.
 

4 Blocks 

Noch eine Krimiserie, noch eine Subkultur in Berlin: 4 Blocks porträtiert eine kriminelle türkische Familie aus Berlin-Neukölln, die von verdeckten Ermittlern beschattet wird. Die erste Staffel um einen Gangsterboss aus der Türkei, der mit ansehen muss, wie sich auf seinem Terrain Hipster und die Folgen der Gentrifizierung breit machen, wurde von der Kritik wegen ihrer Authentizität (die wohl nicht zuletzt durch die vielen Drehs in Neukölln und Kreuzberg zustande kam) hoch gelobt und es hagelte diverse Nominierungen für die Serie.
Die 2018 gedrehte zweite Staffel wurde dagegen kritischer bewertet und löste Diskussionen darüber aus, ob die Serie ein authentisches Bild von Neukölln liefert oder einfach nur die Gangster-Szene glorifiziert. Die Kritik konnte dem Erfolg der Serie in Deutschland jedoch nichts anhaben; eine dritte Staffel folgte 2019.
Lesen Sie mehr zu dieser Serie in unserem SERIENFIBER Artikel : 4 Blocks - Berlin gehört jetzt uns!
 

Dogs Of Berlin

Es gibt gewagte Krimiserien, und es gibt Dogs Of Berlin, einen 10-teiligen Netflix-Thriller, der fast wie eine Tour durch die miesesten Gangsterviertel Berlins anmutet. Das Drama beginnt damit, dass der deutsch-türkische Star der deutschen Fußballnationalmannschaft ermordet aufgefunden wird. Auf diesen politisch brisanten Fall setzt der Polizeichef eigens den türkisch-deutschen Polizisten Birkan (Fahri Yardim) an, der gemeinsam mit dem durchtriebenen und gemeingefährlichen Kurt Grimmer (Felix Kramer) ermitteln soll. Dieses ungleiche Paar ist quasi eine Multikulti-Ausgabe des im deutschen Fernsehen traditionsreichen Ermittler-Duos. Yardim hat sich bereits als Sidekick zu Til Schweigers rauhen Tatort-Kommissar einen Namen gemacht, hier ist er dagegen einmal selbst Hauptfigur in einem Krimi. Der Schöpfer von Dogs Of Berlin, Christian Alvart, hat die Figur deutlich an den umstrittenen ehemaligen Nationalmannschafts-Star Mesut Özil angelehnt. Hier kommen allerdings noch einige Komponenten dazu, die förmlich nach Provokation schreien: eine Neo-Nazi-Vereinigung, Spielabsprachen, Betrug sowie ausländische kriminelle Clans im Berliner Stadtteil Marzahn. Die Kameraarbeit von Frank Lamm fängt das Berliner Nachtleben bis in die hintersten Winkel der letzten U-Bahn-Station atmosphärisch dicht ein.

  Beat 

Es war nur eine Frage der Zeit, dass man die Berliner Clubszene für eine Serie entdecken würde. Hier dient sie als Ausgangspunkt für einen siebenteiligen Thriller, dessen Handlung natürlich von einem pulsierenden Beat angetrieben wird. Gleich in der Eröffnungsszene wird Kokain gezogen, was sogleich den dekadenten Lifestyle des Club-Promoters Robert „Beat“ Schlag (Jannis Niewöhner). Beat, ein unpolitischer Hedonist, merkt bald, dass das Ganze eine Nummer zu groß für ihn ist, als ein internationales Gangstersyndikat in seinem Club Geldwäsche betreibt und er von einem europäischen Sicherheitsdienst angeheuert wird, die immer krimineller werdenden Hinterzimmergeschäfte auszuspionieren. Alsbald feiert er Partys mit schwerbewaffneten osteuropäischen Gangstern, und das geht, man ahnt es bereits, nicht gut. Die Storyline von Beat breitet sich bald in ganz Berlin und Brandenburg aus und thematisiert dabei auch Migranten aus Syrien sowie das Erbe der RAF. Zu den großen Namen der Serie zählen Karoline Herfurth als Staatsagentin sowie Alexander Fehling, bekannt aus Hauptrollen in Labyrinth des Schweigens oder Drei Zinnen), der hier ausnahmsweise mal den Bösen spielt.
Wie es sich für eine Krimiserie aus Deutschland gehört, sieht es für Beat am Ende ziemlich düster aus. Am Ende der letzten Folge fühlt man sich fast, als ob man selbst nach einer langen Nacht aus einem Club taumelt und ins Tageslicht blinzelt.

You Are Wanted

Berlin bietet auch die Kulisse für Matthias Schweighöfers Hacker-Thriller You Are Wanted.“You Are Wanted” profitiert vom Drehen vor Ort: Das Fernsehpublikum kann mitreisen, wenn Lukas sich im Zickzack durch ganz Berlin bewegen muss. Es gibt reichlich Blicke auf den Alexanderplatz und wenn man genügend Folgen sieht, wird die eigene Lieblings-U-Bahn-Station schon auftauchen.
Lesen Sie mehr dazu in unserem Serienfieber Artikel  You Are Wanted
   

Ich hab’ noch eine Staffel in Berlin

Klarer Fall: In der deutschen Hauptstadt wird auch in Zukunft weiter intrigiert und es warten hier wohl noch viele Verbrechen auf ihre Aufklärung. Die Metropole mitten im Herzen Europas, die als Hauptstadt des Nachtlebens gilt, wird mit Sicherheit noch viele Jahre mit all ihrem Glanz und Elend in Serie gehen und uns an den Bildschirm fesseln. Ein paar der amerikanischen Produktionen die den Schauplatz Berlin gewählt haben, verdienen es noch erwähnt zu werden:

Homeland 

Die erfolgreiche und mehrfach preisgekrönte CIA-Serie aus den USA spielt in der fünften Staffel größtenteils in Berlin. Ex-CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) ist mit Mann und Kind nach Berlin gezogen, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch der Kampf gegen den Terrorismus holt sie ein – und somit auch ihr altes Leben bei der CIA. 
 

BERLIN STATION

Berlin Station ist eine weitere US-Produktion, die in die deutsche Hauptstadt verlegt wurde. Und auch der grobe Plot ist ähnlich wie bei „Homeland“: In der Agentenserie befindet sich CIA-Analyst Daniel Meyer (Richard Armitage) in geheimer Mission in Berlin. Offiziell wird er ins Hauptstadtbüro versetzt, inoffiziell soll er aber ein Leck finden, da ein Whistleblower streng geheime Informationen an die Außenwelt weitergibt.
 

COUNTERPART

Counterpart ist ein Sci-Fi-Thriller, der in zwei Versionen Berlins spielt: dem uns bekannten und einer Parallelwelt, die sich seit 1987 völlig anders entwickelt hat. Der gut versteckte Übergang wird von einem kafkaesken Geheimdienst bewacht, und zwischen den beiden Welten herrscht eine diplomatische Eiszeit.
Die Serie stars J.K. Simmons, Olivia Williams, Harry Lloyd und Nazanin Boniadi in Doppelrollen und erkundet auf psychologisch ansprechende Weise, wie das Leben dank kleinster Veränderungen anders hätte verlaufen können. Außerdem macht Counterpart Berlin wieder zur Stadt der Spione: Der Kalte Krieg mit einem Sci-Fi-Upgrade umfasst überwachte Wohnungen in Friedenau, einen versteckten Grenzübergang unter dem Flughafen Tempelhof und Agententreffen am Kulturforum.