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Scott Partenheimer

© Scott Partenheimer Herr Partenheimer, erzählen Sie uns etwas über Ihren Hintergrund: Wo, wann und weshalb haben Sie Deutsch gelernt?

Ich habe an der William Penn Charter School in der siebten Klasse angefangen, Deutsch zu lernen, als wir uns alle für eine Sprache entscheiden mussten. Im Jahr darauf bin ich in eine öffentliche Schule in New Jersey gewechselt und habe weiter Deutsch gelernt, bis zum AP mit Chris Gwin. Dann habe ich mein letztes Schuljahr in den Bayrischen Alpen als Austauschschüler im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms des Deutschen Bundestages und des US-Congress verbracht und drei Semester in Berlin studiert.

Ich habe mich für Deutsch entschieden, weil einige in meiner Familie früher Deutsch gelernt hatten und meine Vorfahren größtenteils aus Deutschland kommen. Ich bin dabei geblieben, weil ich es toll fand, in einer anderen Sprache kommunizieren zu können, auch wenn es am Anfang ein ziemliches Radebrechen war. Als ich endlich nach drei Jahren Sprachunterricht nach Deutschland kam, habe ich mich in das Land und seine Kultur verliebt und es gab kein Zurück mehr.

Wo, wann und weshalb haben Sie beschlossen, Deutschlehrer zu werden?

Obwohl ich im College Deutsch als Hauptfach studiert habe, hatte ich nicht unbedingt vor, Deutschlehrer zu werden. Ursprünglich wollte ich Grundschullehrer werden, weil mir die Altersgruppe Spaß machte, aber als die Stelle für Deutsch an meiner Schule ausgeschrieben wurde, bewarb ich mich, um mir alle Optionen offen zu halten. Man bot mir die Stelle an, ich sagte schließlich zu, und jetzt kann ich mir nicht vorstellen, etwas anderes zu unterrichten.

Was ist die größte Herausforderung beim Deutschunterricht? Was ist besonders lohnend dabei?

Die größte Herausforderung beim Deutschunterrichten ist, dass ich quasi eine Ein-Mann-Show bin. Ich bin der einzige Deutschlehrer im Bezirk, und angesichts von sechs Kursen auf fünf Stufen mit insgesamt weit mehr als 100 Schülern der Klassen 8 bis 12 habe ich manchmal das Gefühl, dass ich nicht mehr hinterherkomme. Gleichzeitig ist das angesichts der Arbeit, die ich in das Programm investiert habe, besonders lohnend. Das Wachstum, das ich in den letzten vier Jahren erleben konnte, und das gute Verhältnis, das ich mit meinen Schülern aufgebaut habe, sind allesamt das Ergebnis der harten Arbeit, die ich gleistet habe, der Aufmerksamkeit, die ich allen Stufen zukommen lasse, und der kreativen Aktivitäten, die ich umsetze.

Gibt es so etwas wie den typischen Deutschlernenden?

Ich glaube nicht, dass es an meiner Schule ein besonders Profil der Schüler gibt, die Deutsch belegen. Ich habe alle Arten von Schülern: die Sportskanonen, die Kids aus dem Schulorchester, die Einzelgänger, die künstlerischen Außenseiter, die Sprachbegeisterten und solche, die nur da sind, weil sie den Kurs belegen müssen.

Wo haben Sie sich Unterstützung und Anleitung als noch recht unerfahrener Deutschlehrer geholt bzw. wo holen Sie sich diese?

Den Großteil meiner Unterstützung bekomme ich von den Lehrern in der Weltsprachenabteilung an meiner Schule. Wir kommen alle sehr gut miteinander aus, und ob es sich um eine Fortbildung handelt oder ob wir nur zusammen Mittag essen, tauschen wir uns unablässig miteinander aus, zeigen Mitgefühl, betreiben Brainstorming, erzählen von unseren Erfahrungen, helfen einander und lachen zusammen. Sie sind quasi meine berufliche Familie – ich verbringe wirklich gerne Zeit mit ihnen. Außerdem helfen mir andere Deutschlehrer in der Gegend und Lehrer, die ich im Laufe der Jahre bei Workshops kennengelernt habe und mit denen ich den Kontakt halte.

Welche Aussichten hat Deutsch als Fremdsprache in den USA?

Deutsch als Fremdsprache hat in den USA zu kämpfen. Der Durchschnittsamerikaner sieht keinen Grund, eine Fremdsprache zu lernen, weil Englisch überall ist und man auch ohne Fremdsprachenkenntnisse problemlos durchkommt. Die Bedeutung, die Fremdsprachen beigemessen wird, ist einfach nicht tief in der Kultur verwurzelt, wie das in Europa der Fall ist. Wenn Schüler gezwungen werden, eine Fremdsprache zu lernen, ist Spanisch die häufigste Wahl, einfach, weil die Sprache hier so präsent ist und weil sie im Ruf steht, eine einfache Sprache zu sein. Deutsch wird stets mit dem Stigma zu kämpfen haben, als „hässliche“ und „harsche“ Sprache zu gelten, und das ist erst der Anfang, weil die Erfahrungen der meisten Leute auf Filme über den zweiten Weltkrieg oder auf Rammstein beschränkt sind. Deutsch hat außerdem den Ruf, „schwer“ zu sein – das ist eine Herausforderung, die einige Schüler anzieht, aber viele andere abschreckt.

Die Schüler müssen erkennen, dass die Kultur und das Land, die hinter der Sprache stecken, viel mehr sind als die Klischees von Oktoberfest und Nazis. Deutschland ist ein Land mit einer faszinierenden Geschichte – es gibt mehr als nur den Holocaust. Und abgesehen von seiner Geschichte und Kultur ist Deutschland ein modernes Land auf dem neuesten Stand der Technik, das eine mächtige Triebfeder und führend in Wirtschaft und Industrie ist. Die Schüler müssen wissen, welche Chancen sich für sie in Unternehmen bieten, wenn sie Deutsch können. Das muss alles zur Sprache kommen, wenn man ein Deutschprogramm bewirbt.

Der Weltcup-Sieg letzten Sommer war ein echter PR-Jackpot für Deutschland. Als meine Schüler im September aus den Ferien zurückkehrten, war da fast ein Gefühl von Stolz, dass sie die Sprache des Weltcupsiegers sprachen. Der Sieg hat dem internationalen Image von Deutschland ganz klar geholfen und hat sicher mehr als einen amerikanischen Schüler auf die Idee gebracht, dass Deutsch lernen toll wäre.

Die Fragen stellten Christoph Veldhues und Olga Liamkina.

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