Theaterstück Ein Teil der Gans

Trozo de ganso © GI-Caracas

So 21.10 / Sa 27.10, So 28.10 / Sa 03.11, So 04.11

Sala PH Oeste, Torre BOD. La Castellana, Caracas.


Das Goethe-Institut Caracas und das Theater „Teatro de la noche“ freuen sich, das Stück „Ein Teil der Gans“ vom deutschen Dramatiker Martin Heckmanns, in der Regie von Juan José Martín zu präsentieren.

Mit einem scharfsinnigen Verständnis der modernen Gesellschaft und einer geistreichen Menschenkenntnis, bedient sich „Ein Teil der Gans“ eines raffinierten Humors, um die Gewohnheit der Menschen zu thematisieren, Stereotypen zu schaffen und von sie zum Überleben und zur Alltagsbewältigung zu nutzen. Doch welche Formen nehmen diese Vorstellungsbilder im Zeitalter der Migrationen, der Globalisierung und der „Mosaik-Identität“ an?

Es ist der Sankt Martins -Tag und Bettina, eine zur Zeit arbeitslose Frau, hat Amin zum Essen eingeladen. Diesen leicht dunkelhäutigen Mann hat Bettina beim Joggen im Park kennengelernt. Er hat sich ihr als Hotelbesitzer vorgestellt und ihr eine Stelle an der Rezeption als Empfangsdame angeboten.  Während Bettina und ihr Freund Viktor auf Amin warten, erscheint plötzlich Max vor ihrer Tür, ein bärtiger Unbekannter, der angibt, eine Autopanne zu haben und das Paar darum bittet, auf seinen Automechaniker bei ihnen in der Wohnung warten zu dürfen. Doch Bettina hat Angst vor Fremden und möchte sich auch nicht das Abendessen mit ihrem potentiellen neuen Arbeitgeber versäumen. So lassen Viktor und Bettina Max draußen auf einem Gartenstuhl warten. Als Amin und seine Frau ankommen, sind sie über den Mann im Garten verwundert, den Viktor und Bettina als einen gestörten Weinhändler bezeichnen. Amin bringt dann Bettina in Verlegenheit, indem er sie dazu auffordert, sich als Empfangsdame zu beweisen und den unbekannten Mann mit dem Bart in die Wohnung und zum Essen einzuladen.

Die Komödie nimmt einen atemberaubenden Lauf, beleuchtet dabei einige menschliche Abgründe und testet die Grenzen der Stereotypen, der Identität, des Zusammenlebens und der Zweckmäßigkeit. Am Ende offenbaren Amin, seine Frau und der Fremde mit der Autopanne jeweils ihre wahre Identität und ihre überraschenden Absichten. Das Stück stellt wortwörtlich den Teil der Gans auf den Tisch, als Metapher für den Teil Wohlstand und Glück, der sich jeder erhofft. Es konfrontiert das Publikum mit dem heiklen Thema der Migrationswellen und deren Effekt in den Empfängerländern, wo die Gesellschaften gezwungen werden, ihre Strukturen und Vorurteile in Frage zu stellen, um im Prozess der nötigen aber auch angespannten Integration Platz für neue und teilweise chaotische Realitäten zu schaffen. 

„Ein Teil der Gans“ präsentiert mit viel Humor eine klassische und fast klischeehafte Situation: ein Paar lädt ein anderes, fast unbekanntes Paar zum Abendessen nach Hause ein, weil es sich einen Vorteil erhofft. Letztendlich  behandelt das Theaterstück aber nicht nur das Thema der Migration, welches übrigens auch für die Venezolaner ein sehr aktuelles Thema ist, da Venezuela in den letzten Jahren ein Land von Auswanderern geworden ist. Der Text setzt sich vor allem mit Vorstellungsbildern über andere Menschen auseinander und damit, wie das Aussehen unsere Interaktion mit Fremden mitbestimmt. Vor allem kritisiert das Stück das selbstinteressierte Verhalten, das uns dazu führt, jemanden schlecht zu behandeln, der unsere Hilfe benötigt, aber gut, wenn wir daraus Profit ziehen können, sei es ein Job, Sicherheit oder etwas anderes. Das Stück zeigt uns, dass wir glauben, das Glück reiche nicht für alle, so dass jeder um seinen Teil (der Gans) kämpfen muss, um zu vermeiden, dass ein anderer es ihm wegnimmt. 

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