SCHULWÄRTS! in den Niederlanden

Niederlande

Ein Praktikum so gleich nebenan ist nicht exotisch genug? Wir denken: doch und „gezellig“ wird es bestimmt auch!

„Deutschland und die Niederlande haben eine vergleichbare politische Orientierung, ähnliche Vorstellungen über die Einrichtung des Sozialstaates und ziehen auch in der Außenpolitik an einem Strang“, so Ton Nijhuis vom Duitsland Instituut in Amsterdam. „Aber gerade dadurch wird manchmal vergessen, dass es auch einige Unterschiede gibt.“ Ein SCHULWÄRTS!-Praktikum in den Niederlanden gibt dir die Möglichkeit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Nachbarländer selbst zu entdecken. Begegnungen mit hier lebenden offenen, interessierten, humorvollen Menschen machen einen Aufenthalt zum Erlebnis. Besonders interessant für Lehramtsanwärter*innen ist, geografisch so nah, eine vielfältige und liberale Schullandschaft kennenzulernen, welche ein großes Potential an individuellen Gestaltungsmöglichkeiten für Lehrer*innen hat und in vielen Aspekten anders funktioniert als die deutsche.

Die Rolle von Deutsch in den Niederlanden

Schon immer spielen die Sprachen von Nachbarländern im Zusammenleben, Handel und Kulturaustausch eine besondere Rolle. Vor allem in der Wirtschaft ist die Beherrschung der deutschen Sprache in den Niederlanden ein großer Pluspunkt ist. Nicht nur ist Deutschland der mit Abstand wichtigste Handelspartner der Niederlande, auch für Deutschland stehen die Niederlande hinsichtlich des Handelsvolumens an zweiter Stelle. Aber gerade bei den jüngeren Generationen sind anwendungsbereite Deutschkenntnisse immer seltener vorhanden.

Etwas mehr als eine halbe Million von insgesamt drei Millionen niederländischen Schüler*innen lernen Deutsch (Stand 2020).
Nur ein kleiner Teil der Grundschulen bietet das Fach Deutsch an, diese liegen vorrangig im Grenzgebiet. Auf allen weiterführenden Schulen ist Englisch einzige Pflichtfremdsprache. Deutsch wird in vielen Schulen in der Unterstufe als Wahlfach mit circa zwei Unterrichtsstunden angeboten, jedoch meistens erst ab dem zweiten Jahr, die Schüler*innen sind dann etwa 13 bis 14 Jahre alt.
Am Ende der Unterstufe wählen die Schüler*innen ein profiel für die Oberstufe. In nicht allen Profilen ist das Erlernen einer zweiten Fremdsprache verpflichtend. Neben Deutsch stehen Sprachen wie Französisch und Spanisch, aber auch Chinesisch, Türkisch, Arabisch, Italienisch und Russisch zur Auswahl. Die Anzahl der Deutschlerner*innen nimmt nach Englisch den zweiten Platz ein.
Die Tatsache, dass immer weniger Schulen Deutsch anbieten, hat auch mit dem Mangel an Deutschlehrer*innen zu tun. Verschiedene Programme versuchen dem entgegen zu wirken und so bieten sich durchaus berufliche Perspektiven für deutsche Lehramtsabsolvent*innen in den Niederlanden.

Leben und Unterrichten in den Niederlanden

Holland oder Nederland? Obwohl selbst Niederländer*innen manchmal den Ausdruck Holland oder holländisch verwenden, bezeichnet „Holland“ lediglich zwei der zwölf niederländischen Provinzen, Noord-Holland und Zuid-Holland. Die in Noord-Holland gelegene und bei Tourist*innen aus aller Welt so beliebte niederländische Hauptstadt Amsterdam, manchmal auch als „Venedig des Nordens“ bezeichnet, ist eine lebendige und vielseitige Stadt. Den Haag mit Strand und Meer direkt vor der Haustür ist als Regierungssitz Zentrum der Politik und Standort vieler internationaler Organisationen. Aber auch die zehn anderen niederländischen Provinzen lohnen sich zu erkunden.

Unser Nachbarland hat nämlich weit mehr als Tulpen und Windmühlen zu bieten. Moderne Metropolen, historische (Hanse)Städte und pittoreske Dörfer sowie die kilometerlangen Strände entlang der holländischen Küste muss man besucht haben. Festivals und ein hippes Nachtleben, großartige Museen, moderne Architektur und Dutch Design genießen weltweiten Ruhm. In dem flächenmäßig relativ kleinen Land ist alles schnell erreichbar. Das Netz öffentlicher Verkehrsmittel ist sehr gut ausgebaut. Durch seine hervorragende Infrastruktur sind die Niederlande das ultimative Ziel für Radfans.

Jedem steht es in den Niederlanden frei, aufgrund seiner Religion oder auf Basis bestimmter pädagogischer Grundlagen eigene Schulen zu gründen, die aber vom Staat finanziert werden. So besuchen zwei Drittel aller Schüler*innen in den Niederlanden eine private Schule. Die meisten Schulen sind entweder openbaar („öffentlich“), katholisch oder protestantisch. Träger der „nichtöffentlichen“ Schulen sind in der Regel Stiftungen.

Bereits mit vier Jahren beginnen Kinder die erste Klasse der Grundschule (basisschool). Wie in Deutschland werden Kinder und Jugendliche in einem gegliederten Schulsystem unterrichtet. Allerdings besuchen niederländische Schüler*innen zunächst acht Jahre lang dieselbe Schule. Im Alter von 12 oder 13 Jahren wechseln die Jugendlichen zur weiterführenden Schule mit sehr unterschiedlichen Schulformen, aber auch mit verschiedenen Lernwegen, die dafür sorgen, dass möglichst jede*r bestmöglich auf das Leben als Erwachsene*r vorbereitet wird. Schulgemeinschaften vereinen meistens mehrere Schulformen, aber es gibt auch Schulen mit ausschließlich einer Schulform.

Zum möglichen Praktikumszeitraum

Aus organisatorischen Gründen ist ein Praktikumsstart erst ab März möglich. Ferienzeiten sind in den Niederlanden abhängig von der Zugehörigkeit zu den Regionen Noord, Midden und Zuid. Die sechs Wochen dauernden Sommerferien im Juli und August beginnen jeweils um eine Woche versetzt. Für die ein- bis zweiwöchige Frühlings- (Februar), Mai- (April/Mai) und Herbstferien (Oktober) werden zentral Termine empfohlen, aber daran angelehnt individuell von den Schulen festgelegt. 

Praktikumszeitraum Niederlande ©   Praktikumszeitraum Niederlande
Stimmen der SCHULWÄRTS!-Alumni

„Mein SCHULWÄRTS!-Praktikum in den Niederlanden war super! Die Schule war sehr gut organisiert, die meisten Kids nett und motiviert und meine Betreuungslehrerinnen haben mich richtig gut in den Schulalltag integriert. Ich hatte wirklich das Gefühl, die Lehrerinnen waren froh und fanden es sehr sinnvoll, dass ich da war, was natürlich sehr motivierend ist. Ich durfte einzelne kurze Einheiten gestalten, einige Projekte übernehmen und auch selbst unterrichten - meine Aufgabenbereiche waren sehr flexibel und unterschiedlich. Schulsystem und Schulalltag sind vergleichbar mit Deutschland, mir kam der Kontakt zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen etwas freundschaftlicher, kameradschaftlicher und weniger hierarchisch vor. Dasselbe gilt für das Verhältnis von Lehrkräften und Schulleitung. An meiner Schule war der Unterricht ein wenig digitaler und frontaler als ich ihn aus Deutschland gewohnt war, aber ich denke nicht, dass das verallgemeinerbar ist. Der niederländische Alltag war mit dem deutschen auch vergleichbar, dadurch konnte ich mich super schnell einleben und einer Vielzahl an verschiedenen Freizeitaktivitäten nachgehen. Dennoch lernt man nebenbei viel Neues und Interessantes über unser wunderschönes Nachbarland! Ich wäre sehr gerne noch länger geblieben, bin jeden Tag wirklich gerne in die Schule gegangen/geradelt (;-)) und bin definitiv mit einem weinenden Auge nach Deutschland zurückgefahren. Wer im „kulturell ähnlichen“ Kontext zu Deutschland viel praktische Unterrichtserfahrung sammeln möchte, eine Regenhose hat und gerne Fahrrad fährt, für den ist ein Praktikum in den Niederlanden sicher eine sehr gute Wahl!“ (Katharina - Mathe und Sport)

"SCHULWÄRTS! in den Niederlanden… das bedeutet viel Radfahren (ohne Berge!), Strand und Meer, Platzregen und unerwarteter Sonnenschein, spontane Städtetrips, Pommes mit Mayo, sehr offene und nette Menschen, digitales Lernen, eine liebenswerte und leicht zu erlernenden neue Sprache, Modernität, leckerer Käse, „Gezelligheid“, alte Windmühlen, schöne Landschaften und noch vieles mehr! Falls euch ein Praktikum in den Niederlanden zunächst zu langweilig oder unexotisch vorkommt, dann kann ich nur sagen, dass auch ein Aufenthalt in einem unserer Nachbarländer sehr spannend und voller neuer Erfahrungen ist. Allein in meiner Schule lief vieles ganz anders ab, als ich es aus dem deutschen Schulsystem kenne. Die Hierarchien waren sehr flach, der Schulalltag um einiges digitalisierter als in Deutschland und in manchen Ausbildungszweigen meiner Praktikumsschule gab es gar keinen klassischen Unterricht mehr, wie wir ihn kennen, sondern vor allem selbstorganisiertes Lernen. Auch wenn ich an einer riesigen Schule gearbeitet habe, habe ich mich sehr schnell gut aufgenommen und wohl gefühlt, was mit Sicherheit an meinen tollen Betreuerinnen, dem offenen jungen Kollegium und den netten Schüler*innen lag. Ich durfte sehr selbstständig arbeiten, viel allein unterrichten und Neues ausprobieren. Meine Arbeit hat sehr viel Spaß gemacht und am Ende meines Praktikums fiel es mir sehr schwer zu gehen. Ich glaube, nicht überall wären mir Land und Leute so schnell ans Herz gewachsen!" (Amelie - Deutsch und Englisch)
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