Argumente für das frühe Fremdsprachenlernen
DIE AKTUELLE SITUATION IM ÜBERBLICK

Nach wie vor sind die für den Spracherwerb besonders günstigen Lernvoraussetzungen bei kleinen Kindern das Hauptargument für Fremdsprachenunterricht bereits im Kindergarten und in der Grundschule. Zudem ist der Alltag vielerorts auch schon bei Kindern medial und multikulturell geprägt, was frühes Fremdsprachenlernen als natürliche Reaktion auf eine veränderte Lebenswirklichkeit erscheinen lässt.

Einige Argumente für den frühen Fremdsprachenunterricht:
  • Neurowissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder bis zu ihrem sechsten Lebensjahr besonders für Sprachen sehr empfänglich sind. Kleine Kinder bauen schneller Netzwerke im Gehirn auf, was das Lernen erleichtert. Durch den Einsatz von Bewegung und Spielen kann beispielsweise die Phonetik muttersprachenähnlich erlernt und gefestigt werden.
  • Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass zweisprachige Kinder Informationen schneller verarbeiten und ihre Aufmerksamkeit gezielter lenken können. Demnach scheint sich früher Fremdsprachenerwerb durch die Entwicklung eigener Lernstrategien günstig auf das Lernen generell auszuwirken. 
  • Der frühe Fremdsprachenunterricht kann altersgemäße psychische Eigenschaften des Kindes wie Neugier, Wissbegierde, Kommunikationsbedürfnis sowie Bereitschaft und Fähigkeit zur Nachahmung nutzen. Der Unterricht bietet dem Kind eine Möglichkeit, sich vielseitig zu entwickeln und fördert eine positive Einstellung zu Fremdsprachen.
  • Der Frühbeginn beim Fremdsprachenlernen kommt dem Ziel der EU-Sprachenpolitik entgegen, dass jeder EU-Bürger neben seiner Muttersprache zwei weitere Sprachen beherrschen soll (siehe auch „Europäische Sprachenpolitik”).
Es gibt jedoch auch Kritik am frühen Fremdsprachenunterricht in Deutschland:
  • Ein wichtiger Punkt ist der Mangel an muttersprachlichem Lehrpersonal im Kindergarten und in der Grundschule. Wünschenswert wäre aber auf jeden Fall der Einsatz von Muttersprachlern, denn dies garantiert einen möglichst authentischen Sprachunterricht und kann das Einschleifen phonetischer Fehler verhindern.
  • Kritisch wird teilweise auch die Fokussierung auf das Englische als hauptsächliche Zielsprache beim Frühbeginn gesehen. Die englische Sprache ist ohnehin in den Medien präsent und hat auch im späteren Schulunterricht Priorität. Daher wäre es sinnvoll, auch andere Sprachen einzubeziehen, was jedoch nach wie vor eher selten ist.
 

Quellen

İşigüzel, Bahar (2011): Früher Fremdsprachenunterricht in der Primarstufe. Editura Universităţii „Alexandru Ioan Cuza” und Universität Nevsehir. 

Adesope, Olusola O. u.a. (2010): A Systematic Review and Meta-Analysis of the Cognitive Correlates of Bilingualism. Washington State University.

Hauschild, Jana (2014): Wie früh sollten Kinder eine zweite Sprache lernen? 

Kommission der Europäischen Gemeinschaft (2013): Bericht: „Fremdsprachen in der Grundschule Sachstand und Konzeptionen 2013“.

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