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Berlinale-Blogger 2020
Indien und die 70. Berlinale – Migration und Überlebenskampf

Nutan Sinha, Shardul Bhardwaj in Eeb Allay Ooo!
Nutan Sinha, Shardul Bhardwaj in Eeb Allay Ooo! | ©Saumyananda Sahi/NaMa Productions

Der indische Film hat einen festen Platz an der Berlinale. Bereits in den Anfängen des Festivals ging ein silberner Ehren-Bär nach Indien. Doch wie sieht es im Jubiläumsjahr aus?

Von Anjana Singh

Die 70. Berlinale hat ein neues künstlerisches Leitungsduo. Circa. 400 Filme werden in diesem Jahr gezeigt, Indien ist mit vier Produktionen vertreten. Bereits 1956 gewann die indische Produktion mit Frühling in Kashmir einen silbernen Ehren-Bären und ist seitdem jährlich mit zwei oder mehreren Filmen vertreten, 1988 waren es 14! Auch in die verschiedenen Jurys der Berlinale wurden immer wieder indische Mitglieder eingeladen wie beispielsweise 1961 Satyajit Ray. 2020 sitzt Rima Das in der Jury der Generation 14plus. 2008 besuchte Shah Rukh Khan mit Om Shanti Om die Stadt zum ersten Mal, aber seit 2010 mit My Name is Khan sowie 2012 mit DON 2 hat er die Herzen der Stadt erobert. Seither ist der indische Film auch in den deutschen Medien präsent und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Während man sich 2005 noch mit dem Regisseur Yash Chopra nach der Premiere von Veer-Zaara entspannt unterhalten konnte, ist die Stadt heute außer Rand und Band, wenn Stars wie Alia Bhatt und Ranveer Singh auf dem roten Teppich erscheinen (Gully Boy 2019).

Navjot Randhawa, Saddakit Bijran in Laila aur satt geet Navjot Randhawa, Saddakit Bijran in Laila aur satt geet

Über die Jahre haben sich die Filme aus Indien inhaltlich verändert. In 2020 rücken besonders politisch-sozialkritische Themen in den Fokus. Mit dem Thema Migration beschäftigen sich dieses Jahr zahlreiche Filme auf der Berlinale. Der deutsche Beitrag Berlin-Alexanderplatz, ein Höhepunkt des diesjährigen Festivals, kann als aktueller Spiegel für die Gesellschaft gelesen werden. Beim indischen Film Eeb Allay Ooo!, der Satire von Prateek Vats, geht es um den Überlebenskampf in einer neuen Stadt, eine bittere Realität für Millionen von Arbeits-Migranten. Vor allem möchte Vats auf die Missstände wie das grausame „Lynch Mobbing“ aufmerksam machen. In Laila aur satt geet geht es um ein modernes und starkes Frauenbild in einer Nomadengesellschaft. Die Nomadin Laila versucht gegen Widerstände ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Sie lässt ihr altes Leben hinter sich. In seinem Film lässt Pushpendra Singh, der durch starke Frauen in seiner Familie inspiriert wurde, ausdrucksstarke Bilder für sich sprechen.

Stefan Ottenbruch, der Veranstalter des jährlichen Indo-German Filmfestivals in Berlin, sieht die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Indien und Deutschland kritisch: „Auf politischer Ebene gibt es von den Mandatsträgern in Indien und in Deutschland ein großes Interesse an Kooperation und kulturellem Austausch. Aber es fehlt an gegenseitigen Kenntnissen der unterschiedlichen Kulturen und finanziellen Begebenheiten. So läuft das theoretische Interesse mangels Strategie praktisch ins Leere.“ Er kennt sich in der Branche aus: „Jedes Jahr sind auf dem Talent Campus viele junge Filmemacher aus Indien präsent, in den Berlinale-Sektionen insgesamt ist der indische Film in seiner gesamten Vielfalt aber oft noch unterrepräsentiert.

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