Interview Herr Rahman

Dieses Interview entstand anlässlich der vom 10. bis zum 16. Mai stattfindenden Delegiertenreise nach Deutschland. Sechszehn Direktoren und PASCH-Koordinatoren aus Südostasien nehmen an der Versammlung teil, um nicht nur ihr Wissen über das deutsche Bildungssystem und die deutsche Kultur zu erweitern, sondern auch um Meinungen und Gedanken über das PASCH-Programm auszutauschen sowie anstehende Projekte zu besprechen.
 
Wir haben deshalb den Direktor der South Point School & College, Herrn Matiur Rahman, nach seinen Erwartungen hinsichtlich der Reise befragt. Rückblickend auf sechs Jahre PASCH, schildert Herr Rahman seine Meinung über den Deutschunterricht und die Bedeutung des Erlernens einer Fremdsprache, aber auch den Umgang mit aktuellen Ereignissen wie den durch hartals verursachten Unterrichtsaufällen.  

1. Wie lange arbeiten Sie schon als Direktor der PASCH-Schule? 

Wie würden Sie Ihre Arbeit im Hinblick darauf beschreiben, dass Sie eine PASCH-Schule leiten?Ich arbeite seit vier Jahren als Direktor der South Point School & College. Mein persönliches Ziel ist es, die Schüler zu ermutigen, an Schulaktivitäten teilzunehmen sowie auch ihren Notendurchschnitt zu halten oder sogar zu verbessern. Zunächst wurde Deutsch nur als außerschulische Aktivität in unseren Lehrplan aufgenommen und unser Bestreben bestand darin, das Interesse der Schülerinnen und Schüler an der modernen, deutschen Kultur und Gesellschaf zu wecken. Unserer Überzeugung nach habe ich 2010 Deutsch als Pflichtfach eingeführt, welches drei Mal die Woche angeboten wird. Ich bin stolz darauf, der Direktor einer PASCH-Schule zu sein, weil dieses Programm über 1500 Schulen auf der ganzen Welt miteinander verbindet und es ein Privileg ist, daran teilzuhaben. 

2. Welche Bedeutung hat der Deutschunterricht für Ihre Schüler und den Ruf Ihrer Schule?

Meiner Meinung nach hat das Erlernen der deutschen Sprache einen hohen Stellenwert. Deutsch ist jedoch eine Fremdsprache, die im Vergleich zu anderen Fremdsprachen, nicht sehr häufig in Süd-Asien als Unterrichtsfach angeboten wird. Aus diesem Grund sind unsere Schüler sehr stolz darauf, dass sie Deutsch lernen. Einige haben in den letzten Jahren sogar Stipendien bekommen, was wiederum andere Schüler motivieren kann, ebenfalls Deutsch zu lernen. Natürlich ist es auch eine Frage des Ansehens, wenn man zu einer der wenigen Schulen in Bangladesch gehört, die dieses Fach auf Schulebene eingeführt haben und so nicht nur den Schülern, sondern auch den Lehrern und Eltern neue Möglichkeiten eröffnet.

3. Welche positiven Veränderungen sehen Sie in den Schülern, die am Deutschunterricht teilnehmen?

Das Lernen der deutschen Sprache bietet den Schülern die Möglichkeit, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Sie haben auch mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewonnen, interessieren sich zunehmend für globale Themen und konnten ihr Allgemeinwissen verbessern. Ich sehe außerdem, dass sie sehr stolz sind, wenn sie eine Prüfung bestanden haben. Dies motiviert sie wiederum, sich neue Ziele zu setzen.

4. Welche Resonanz gibt es von Seiten der Eltern bezüglich PASCH?

Ich würde sagen, die Reaktionen fallen recht unterschiedlich aus. Die Eltern finden es sehr positiv, dass ihre Kinder eine neue Fremdsprache lernen, sich schon in einem recht jungen Alter in der Welt vernetzen und dadurch im Arbeitsleben einen Vorteil haben. Auf der anderen Seite haben manche Eltern Angst, dass das Erlernen der deutschen Sprache eine zu hohe Belastung für die Kinder darstellen könnte oder der die kulturellen Differenzen Probleme bereiten könnten.  

5. Welche Schwierigkeiten gab es bezüglich der Durchführung des Deutschunterrichts oder der politischen Situation und wie wurden diese bewältigt? Fühlten Sie sich dabei vom PASCH-Büro gut unterstützt?

Schwierigkeiten, wie auch immer diese definiert sein mögen, haben sich nie negativ auf die Durchführung des Deutschunterrichts ausgewirkt. Leider können wir an unserer Schule nicht genügend Räume zur Verfügung stellen und es mangelt auch an Lehrkräften, aber durch die Begeisterung der Schüler sowie ihren Enthusiasmus und auch durch die Unterstützung des PASCH-Büros, haben wir immer einen Weg gefunden, um die Probleme zu beheben. So hat uns das PASCH-Büro beispielsweise mit vielen modernen, multimedial verwendbaren  Unterrichts- und Lernmaterialen ausgestattet. Außerdem ermöglicht es unseren Lehrern, regelmäßig an Fortbildungen und Sprachkursen teilzunehmen.

Ich möchte an dieser Stelle gerne erwähnen, dass trotz der politischen Unruhen der Unterricht, bis auf wenige Ausnahmen, regelmäßig stattgefunden hat.  Die Stunden, die während dieser Zeit ausgefallen sind, wurden in Freistunden nachgeholt oder in Form von Übungseinheiten als Hausaufgaben aufgegeben.

6. Sie nehmen im Mai an der Delegiertenreise nach Deutschland teil. Welche Erwartungen haben Sie? Denken Sie, dass Sie auch persönlich von dieser Reise profitieren werden? Falls ja, inwiefern?

Im Zeitalter der Globalisierung ist ein interkulturelles Kurrikulum für unsere Gesellschaft  erforderlich, weil Schulausbildung nicht bloß aus Lehren und Lernen besteht, sondern auch Werte, Gefühle, Wahrnehmungen und Beziehungen verkörpert beziehungsweise widerspiegelt. Aus diesem Grund sollte die Schulausbildung den Schülern Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen sowie Werte mit auf den Weg geben, die in einer vielfältigen Gesellschaft wichtig sind und somit auch die wirtschaftliche Kraft der Gesellschaft stärken können.

Ich habe bereits eine Vorstellung vom australischen Bildungssystem und der dortigen multikulturellen Gesellschaft, da ich meinen Abschluss an der University of Technology, in Sydney, gemacht habe. Nun bietet sich mir die einmalige Chance, mein Wissen über das deutsche Bildungssystem, die deutsche Kultur und Gesellschaft  durch die Teilnahme an der Delegiertenreise zu verbessern.

Ich werde jedoch nicht nur persönlich von dieser Reise profitieren, sondern meine Kenntnisse auch für unsere Schule nutzen können.