Darstellende Kunst
Matthias Jochmann

  •  Matthias Jochmann © Goethe-Institut China

    Workshop und Öffentliche Probe "vom verschwinden" - Ein Theaterprojekt von Matthias Jochmann

  •  Matthias Jochmann © Goethe-Institut China

    Workshop und Öffentliche Probe "vom verschwinden" - Ein Theaterprojekt von Matthias Jochmann

  •  Matthias Jochmann © Zhang Bin(章斌)

    Dokumentartheaterprojekt von Matthias Jochmann „About My Parents and Their Child”

  •  Matthias Jochmann © Goethe-Institut China

    Theater „about the beautiful new world“ – Ein Theaterprojekt von Matthias Jochmann

Matthias Jochmann wurde 1987 in München geboren und arbeitet als Regisseur, Autor, Sound- und Videodesigner.


Seit 2001 war er als Darsteller an Bonner Theatern engagiert. Seit 2004 assistierte er u.a. am Thalia Theater Hamburg, Deutschen Theater Berlin, Maxim Gorki Theater Berlin, Staatsschauspiel Stuttgart, bei der Biennale Bonn und bei freien Produktionen in Santiago de Chile. Dabei arbeitete er mit RegisseurInnen wie Luk Perceval, Jan Bosse, Şahika Tekand sowie Christoph Schlingensief, Werner Schroeter und Johann Kresnik. 2004 war Matthias Mitbegründer der Filmproduktionsfirma ‚SceneMissing‘, wo er als Autor und Produzent u.a. für den Kinofilm ‘Rolltreppe abwärts’ (Bundesstart: Februar 2006) verantwortlich zeichnete.


Seit 2009 realisierte er zahlreiche Theaterarbeiten, vornehmlich als Regisseur, so auch im Rahmen des Studiums der ‘Angewandten Theaterwissenschaft’ in Gießen. Professoren dort waren u.a. Heiner Goebbels und das Performancekollektiv SIGNA. Außerdem war er 2011 Gasthörer in Regie- und Schauspielklassen in Santiago de Chile.


Seit 2012 inszenierte er unter anderem am Teatro Argentino de La Plata, am Thalia Theater in Hamburg, Penghao Theater Beijing, Gulouxi Theater Beijing, Dramatic Arts Centre Guangzhou, Staatstheater Darmstadt, Theaterhaus Jena. Seine Inszenierungen wurden mehrfach zu Gastspielen eingeladen u.a. ans griechische Nationaltheater in Athen, nach Wien, sowie zu Festivals nach China, England und Polen.


Er erhielt mehrere Arbeitsstipendien und Residenzen, u.a. vom Land NRW, von der Robert Bosch Stiftung und dem Goethe-Institut China. Außerdem arbeitet er als Autor für den Rundfunk und als Sound- und Videodesigner, so am Maxim Gorki Theater Berlin und am Staatstheater Darmstadt.
Im Sommer 2014 war Matthias Jochmann Stipendiat des Goethe-Instituts China im Rahmen des Residenzprogramms „Darstellende Kunst“.
Sein Projektvorhaben „vom verschwinden“ war eine theatrale Auseinandersetzung mit Verschwinden als aktivem und als auch passivem Vorgang. Das Verschwinden wurde untersucht von globaler bis hin zu individueller, intimer Größenordnung.


Gemeinsam mit Prof. Li Yinan führte Matthias Jochmann einen fünfwöchigen Workshop mit Studierenden der Dramaturgie-Klasse der Theaterakademie Peking durch. Als Abschluss wurde die Performance „about disappearance“ im Penghao Theater aufgeführt.


Dieses Theaterprojekt arbeitete collagenhaft mit unterschiedlichen Phänomen des Verschwindens, die Matthias Jochmann in dieser Zusammenarbeit sammelte.


So stand neben dem Verschwinden alter Architektur aus dem Pekinger Stadtbild das Verschwinden des Individuums in der Masse einer Großstadt wie Beijing, neben dem Verschwinden von Tradition im globalisierten Zeitalter, neben dem Verschwinden eines Menschen im Tod.
 
Die zwei Aufführungen im Penghao Theater Beijing erhielten große Resonanz und wurden von Seiten des Publikums viel diskutiert.
 
Folgeprojekte von Matthias Jochmann in Peking
 
1) „About the Beautiful New World“(2015)

„About the Beautiful New World“ war eine Zusammenarbeit von Matthias Jochmann mit Studierenden der Theaterakademie Peking und wurde unterstützt vom Goethe-Institut China und dem Nanluoguxiang Festival for Performing Arts.


Studierende, Anfang zwanzig, befragen ihre Großeltern und Verwandte nach Plänen und Träumen, aus jungen Jahren, als sie Anfang zwanzig waren, vor 50 Jahren etwa. Was für Wünsche hatten sie, als sie genauso alt waren wie die Studierenden heute? Was war ihre Sicht auf China, auf die Welt? Welche Hoffnungen hatten sie? Welche Pläne machten sie für ihre persönliche Zukunft? Was ist aus diesen Plänen geworden?


Das Prinzip der oral history ist die Grundlage dieses dokumentarischen Theaterprojekts. Geschichte wird nur durch das gesprochene Wort und durch authentische Personen überliefert, Objektivität gibt es nicht. Auf der Bühne stehen sieben Studierende, die sowohl die Sichtweisen ihrer Großeltern, als auch die Erfahrung beschreiben, diese ältere Generation über vergangene und gegenwärtige, aber immer sehr persönliche Lebensentwürfe zu befragen.
Wonach strebten die Menschen vor 50 Jahren? Welche Ziele haben sie erreicht? Welche Träume haben sie heute? Im Vergleich, welche Ziele haben Studenten von heute? Welche Ziele und Träume haben die beiden Generationen gemeinsam? Wie hat das Interview die Beziehung zwischen Großeltern und Enkeln beeinflusst?


Anhand der individuellen Träume von damals und heute versucht das Theaterprojekt eine Einsicht in die Entwicklungen der chinesischen Gesellschaft seit seiner Gründung 1949 zu geben.


2) „Unsere Wünsche gab uns Mao, eure Wünsche könnt ihr kaufen“
 
Vier chinesische Großeltern werden von ihren vier Enkeln befragt. Es ist das erste Mal, dass die Enkel nach vergangenen Lebensentwürfen fragen. Sie sind zwar bei ihren Großeltern aufgewachsen, aber wissen kaum um deren Vergangenheit. Und schon gar nicht, wie das damals war, während der Kulturrevolution. Die jüngere Geschichte kritisch zu reflektieren ist in China unangebracht. Es wird den jungen Menschen beigebracht, patriotisch und optimistisch in die Zukunft zu sehen. Im Gespräch werden ganz persönliche Pläne, Träume und Hoffnungen von damals und heute einander gegenüber gestellt. So wird anhand individueller Sichtweisen zweier Generationen auch die Entwicklung der Volksrepublik China seit ihrer Gründung 1949 bis in die Gegenwart erzählt.


Das Feature „Unsere Wünsche gab uns Mao. Eure Wünsche könnt ihr kaufen“ ist eine Weiterentwicklung des  Dokumentartheaterstücks „about the beautiful new world“, welches 2015 in Beijing uraufgeführt wurde. Während in der Inszenierung nur die Enkelgeneration auf der Bühne vertreten war, werden im Feature nun die Stimmen der beiden Generationen direkt einander  gegenübergestellt.
 
3) „About My Parents and Their Child“(2016)

Im Auftrag von Ibsen International als Teil des Programms „Ibsen in China 2016“, koproduziert durch das Goethe-Institut China und das Nanluoguxiang Festival for Performing Arts.
2015 erarbeite Matthias Jochmann gemeinsam mit Studierenden der Central Academy of Drama in Peking das Projekt „About the Beautiful New World“. Im Rahmen der Recherchen verbrachte er erstmals das chinesische Neujahr bei chinesischen Familien und wurde Zeuge subtiler Familiendynamiken.
 
„About My Parents and Their Child” ist ein dokumentarisches Theaterprojekt, das diese familiären Dynamiken, aber auch die Spannungen und gegenseitigen Erwartungen aufgreift und untersucht. Die Repräsentanten der jüngeren Generation setzen sich aus jungen Menschen zwischen 21 und 38 Jahren zusammen und untersuchen somit auch das Phänomen der Ein-Kind-Politik und ihren Auswirkungen. Die Interviews mit diesen 'Kindern' und ihren Eltern wurden im Frühjahr 2016 an fünf sehr unterschiedlichen Orten Chinas geführt, insgesamt entstanden über 50 Stunden an Interviews.


Auf Grundlage dieser tiefgehenden Gespräche wurde dann in Zusammenarbeit mit dem internationalen künstlerischen Team eine performative Untersuchung angestellt, der Frage nach der Entwicklung Chinas nachzugehen und die gegenseitige Beeinflussung der Institution Familie und der ökonomischen Entwicklung zu durchleuchten.


Wie haben sich familiäre Werte verändert? Ist für das private Glück immer noch zwingend notwendig selbst ein Kind zu bekommen? Welche Traditionen halten sich, dem so schnellen Wandel Chinas zum Trotz? Welchen Wandel sind die 'Eltern' durchlaufen, was hat sie in ihrem Verständnis von Familie geprägt?
 

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