Workshopreihe zu den Themen Sammlung, Digitalisierung und kulturelle Identität

Mit den Museumsgesprächen soll eine Plattform für den Austausch zu aktuellen Fragen der Museumszusammenarbeit mit den Schwerpunkten Gegenwartskunst, Design und interkultureller Ko-Kuration entstehen. Das Projekt richtet sich an junge, aber bereits etablierte Kurator*innen und Museumsverantwortliche, die Interesse an der Entwicklung gemeinsamer Projekte haben. Im Mai 2021 fand die Auftaktveranstaltung statt, im September 2021 folgte eine Ausschreibung zur Förderung gemeinsamer Projekte.

Siehe: Deutsch-chinesische Museumsgespräche – Goethe-Institut China

Zur Vertiefung der Themen und Fragestellungen ist eine Reihe von drei Workshops in kleinen Gruppen geplant, zu deren Auftakt wir Sie hiermit einladen möchten:
 

Workshopreihe

Format: drei dreitägige Hybrid-Workshops (täglich drei Stunden, in Deutschland: je 9–12 Uhr MEZ, in China: im Oktober 15–18 Uhr bzw. im November: 16–19 Uhr CST)
Teilnehmer*innen: 10–15 Einzelpersonen aus Deutschland und China
Sprachen: englisch und chinesisch (mit Simultanübersetzung)

Umfang: Nach Ihrer Bewerbung werden wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen und Ihre themenspezifischen Interessen besprechen. Jeder Workshop beginnt mit einem Vortrag eines/r Referent*in und einem Überblick aus der Praxis mit anschließendem Q&A. Anhand konkreter Fallbeispiele werden von den Teilnehmer*innen aktuelle Situationen aus dem Museumsalltag vorgestellt und gemeinsam Lösungen erarbeitet.

Workshop I: Sammlung | 26.–28.10.2021
Workshop II: Digitalisierung | 2.–4.11.2021
Workshop III: Kulturelle Identität und lokale Formate | 16.–18.11.2021

 

Workshop I: Sammlung

Zeit: Di.–Do., 26.–28. Oktober 2021, 9–12 Uhr MEZ | 15–18 Uhr CST

Schwerpunkt des ersten Workshops sind die den Häusern eigenen Sammlungen, der Umgang mit diesen Sammlungen und ihr Einsatz in der Museumsarbeit.

Tag 1 | eigene Sammlung: Zunächst soll evaluiert werden, welche Werke thematisch und vom Umfang her bei den Teilnehmer*innen vorhanden sind.

Referent

Li Yaochen
Li Yaochen | © Central Academy of Fine Arts Art Museum
Li Yaochen 李垚辰, Central Academy of Fine Arts Art Museum (CAFAM), Leiter der Sammlungsabteilung; Thema: Zeuge der Dinge – Eine Einführung in die Geschichte und Zukunft der Sammlung des Central Academy of Fine Arts Art Museum. Es wird um die Geschichte der Museumssammlung gehen, um die Erforschung und die Errungenschaften der Sammlungspflege und -nutzung in den letzten Jahren sowie um die aktuellen Sammlungsstrategien des Museums mit all den aktuellen Problemen und Veränderungen von Sammlungen von Universitätskunstmuseen.

Li Yaochens Forschungsinteressen umfassen die Theorie und Praxis von Kunstmuseumssammlungen, moderne Kunstgeschichte und Museumsstudien. Er ist seit vielen Jahren in der Verwaltung von Museumssammlungen und in der Forschung tätig und engagiert sich für die Aufwertung des gesellschaftlichen Wertes von Kunstmuseumsammlungen und ihre Rolle in kunsthistorischen Erzählungen.

Tag 2 | Umgang: Heute geht es um den Umgang mit der Sammlung, um die Verwaltung, Klassifizierung und Nummerierung von Sammlungen, um Katalogisierung und Digitalisierung, um Aufbewahrung und Erhalt, Schutz und Wiederherstellung.

Referent*innen

Ricarda Brosch
Ricarda Brosch | © Victoria and Albert Museum (V&A)
Ricarda Brosch, Victoria and Albert Museum (V&A), Asian Department, East Asia Section; Thema: Überblick Sammlungstätigkeit des V&A, Umzug und Neuaufstellung der Sammlung in das neue Collections and Research Centre (V&A East Storehouse) mit Fallbeispielen aus den chinesischen Sammlungen.

Ricarda Brosch ist seit Februar 2019 am V&A im Asian Department, East Asia Section und betreut als Junior-Kuratorin die Sammlungen von China, Korea, und Japan, insbesondere dreidimensionale Objekte wie Lacke, Keramiken, Metallarbeiten und Schnitzereien. Zuvor absolvierte sie ein Volontariat am Museum für Asiatische Kunst (SMB, SPK) in Berlin. Als ausgebildete Kunsthistorikerin mit Schwerpunkt auf ostasiatischer Kunst promoviert sie aktuell zur chinesischen Hofkunst des frühen 19. Jahrhunderts.

Nils Hilkenbach
Nils Hilkenbach | © Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD)
Nils Hilkenbach, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD), Referent Archiv der Avantgarden; Thema: Erfassung, Inventarisierung und Digitalisierung der Sammlung der künstlerischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts (ca. 1,5 Millionen Objekte, vor allem Archivmaterial, Kunstwerke und Design).

Nils Hilkenbach ist Referent bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und derzeit als Koordinator für das Projekt „Blockhaus“, ein Museumsneubau des Archivs der Avantgarden (AdA), tätig. Davor war er als Referent und Direktionsassistent am Kunstgewerbemuseum in Dresden unter anderm verantwortlich für die Entwicklung und Projektsteuerung von Ausstellungen mit dem Themenschwerpunkt „Design“ und für internationalen Kooperationsprojekte wie zum Beispiel den deutschen Pavillon auf der London Design Biennale 2021.

Tag 3 | Einsatz: Thema sind Nutzung der Sammlung, Forschung und Auswahl für Ausstellungen und Kataloge sowie der Austausch mit anderen Häusern. Wie wird eine Ausstellung im Umgang mit der eigenen Sammlung konzipiert?

Referent*innen

J

Johan Holten
Johan Holten | © Kunsthalle Mannheim
ohan Holten, Kunsthalle Mannheim, Direktor; Thema: Eine Sammlung im Umbruch. im Zusammenhang mit der Ausstellung „Umbruch/Upheaval“ im Juni 2020 wurden und werden Ankäufe von den teilnehmenden Künstler*innen Kaari Upson, Nevin Aladag, Hu Xiaoyuan und Janna Nagel getätigt.

Johan Holten studierte Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin. 2006–2011 war er Direktor des Heidelberger Kunstvereins und 2011–2019 Direktor der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Seit 2019 ist Johan Holten Direktor der Kunsthalle Mannheim, die mit ihrem Neubau im Juni 2018 wiedereröffnet wurde. In seinen Ausstellungen untersucht er unter anderem die Wirkmacht der Kunst in zivilgesellschaftlichen Prozessen sowie die kuratorischen Situationen von Ausstellungen.

Dr. Anne Vieth
Dr. Anne Vieth | © Kunstmuseum Stuttgart Foto: Gerald Ulmann
Dr. Anne Vieth, Kunstmuseum Stuttgart, Kuratorin; Thema: Vorstellung eines von zwei aktuellen Forschungs-/ Ausstellungsprojekten, an denen sie gerade arbeitet und die die Sammlung ihres Hauses als Schwerpunkt involvieren: als Grundimpuls Otto Dix und neusachliche Charakterporträts mit der Debatte von Körperformen hin zur Gesichtserkennung.

Dr. Anne Vieth studierte in Hamburg Kunstgeschichte, Germanistik und spanische Literaturwissenschaften. Auf die Magisterarbeit über die amerikanische Künstlerin Agnes Martin folgte die Promotion „Addicted to Walls: Zeitgenössische Wandarbeiten im Ausstellungsraum“. Sie absolvierte ihr Volontariat an der Kunsthalle Mannheim, wo sie im Anschluss als wissenschaftliche Assistentin der Direktorin arbeitete. Von 2014–2016 war sie an den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden tätig. Seit Januar 2017 arbeitet sie als Kuratorin am Kunstmuseum Stuttgart. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst. Im Kunstmuseum Stuttgart betreut sie neben der Kunst nach 1945 die Sammlungsbestände von Otto Dix und Fritz Winter.

Moderation

Dr. Xiaoxin Li 李晓欣, Kuratorin der chinesischen Sammlung des Victoria and Albert Museum (V&A)

Dr. Xiaoxin Li betreut für das V&A Objekte aus der Zeit des Neolithikums bis in die Gegenwart. Derzeit arbeitet sie an einem vom Art Fund finanzierten Forschungs- und Ankaufsprojekt über zeitgenössisches chinesisches Kunsthandwerk. Zu ihren weiteren Forschungsinteressen gehören Keramik, kantonesische Materialkultur und die Geschichte des Sammelns. Bevor sie als Assistenzkuratorin zum V&A kam, war sie Kuratorin der McDonald Gallery of Chinese Art im Oriental Museum, Durham.

 

Workshop II: Digitalisierung

Zeit: Di.–Do., 2.–4. November 2021, 9–12 Uhr MEZ | 16–19 Uhr CST
 

Der zweite Workshop beschäftigt sich, auch angesichts der weiterhin aktuellen Corona-Situation, mit Digitalisierungsformaten von Museen. 

Tag 1 | Überblick: Was bedeutet Digitalität für Museumsarbeit heute? Welche digitalen Kunstformen entstehen, wie gehen Museen mit Kunstweken um, die überhaupt nur im digitalen Raum entstehen können?

Referentin

Iris Long © © privat Iris Long © privat
Iris Long 龙星如,Autorin und unabhängige Kuratorin für Medienkunst; Thema: Kunstproduktion im Datenüberfluss. Iris Long eröffnet diesen Workshop mit einem Überblick über die neuesten Ansätze von Kunstinstitutionen zu datenbasierten und Online-Ausstellungen und teilt ihre Einblicke in die Möglichkeiten der digitalen und Medienkunst geteilt.

Iris Long beschäftigt sich in ihrem Forschungsschwerpunkt mit der Frage, wie Kunst auf die aktuelle globale Realität des allgegenwärtigen Computings und seine technologische Umwelt reagiert. Sei wurde für den ersten M21-IAAC Award (International Awards for Art Critism) nominiert. Ihre Übersetzungsarbeit, "Rethinking Curating: Art after New Media", wurde, 2016 für den AAC Art China Awards nominiert. 2018 wurde sie mit dem Hyundai Blue Prize für Kuratoren ausgezeichnet. Im Jahr 2019 kuratierte sie "Lying Sophia and Mocking Alexa" (Hyundai Motorstudios Beijing). Sie war außerdem Jurorin des ISEA 2019 und Jurorin der SIGGRAPH ASIA 2020. Ihre Forschung wurde unter anderem publiziert in "Art and Artificial Intelligence" (Open Conference, ZKM), "Art Machines: International Symposium on Computational Media Art (ISCMA)" (Hongkong).

Tag 2 | Werkzeuge: Welche unterschiedlichen Medien und Formate werden in Europa und China verwendet, welche Frequenz und Nutzung wird erreicht, wie steht es mit Erreichbarkeit und Zugang?

Referent*innen

Hongxing Zhang
Hongxing Zhang | © Victoria and Albert Museum (V&A)
Hongxing Zhang 张弘星, Kurator der chinesischen Sammlung des Victoria and Albert Museum (V&A); Thema: Thesaurus-Ikonografie als Recherchemittel. Vorgestellt wird ein Datenbankensystem zur Standarisierung von Sammlungen. Es geht um die virtuellen Besucher*innen (siehe: Chinese Iconography Thesaurus).

Der aus der chinesischen Provinz Jiangsu stammende Hongxing Zhang ist leitender Kurator für Ostasien in der Asien-Abteilung des Victoria and Albert Museum in London, wo er mehrere hochkarätige Ausstellungen kuratiert hat, darunter "Masterpieces of Chinese Painting 700-1900" (2013) und "China Design Now" (2008). Zuvor lehrte und kuratierte er chinesische Kunst an verschiedenen akademischen Einrichtungen, darunter am National Museums of Scotland, an der University of Edinburgh und der Nanjing University of the Arts. Seit 2016 leitet Hongxing Zhang ein interdisziplinäres Team, das den Chinese Iconography Thesaurus (CIT), ein speziell für die chinesische visuelle Kultur entwickeltes Klassifikationsschema und ein ergänzendes Bildarchiv, erstellt. Die Datenbank wurde 2019 von Brill Koninklijke als frei zugängliche Ressource veröffentlicht und wird regelmäßig aktualisiert. 2004-2007 war er Mitglied des Redaktionsausschusses von Art History, Journal of the Association for Art History.

Li Qiong
Li Qiong | © privat
Li Qiong 李琼
, außerordentliche Professorin und Dozentin an der Universität Hubei, stellvertretende Direktorin des Forschungszentrums für Kulturtourismus im Wudang-Gebirg, Expertin der nationalen Forschungsplattform für Kulturhandel; Thema: Digitale Übermittlung immateriellen Kulturerbes. Im digitalen Kontext entstehen für das immaterielle Kulturerbe Verknüpfungs- und Verbreitungseffekte. Dargestellt wird, welche Möglichkeiten im Zusammenspiel von Medien, Informationen und Ressourcen und im Austausch zwischen Online und Offline, Wissenschaft und Öffentlichkeit sowie zwischen jungen Menschen und den Vererbern entstehen, die Kultur des immateriellen Erbes im Laufe der Zeit zu erneuern und zu beleben.

Li Qiong Forschungsinteressen sind die digitale Darstellung des kulturellen Erbes und die digitale Medienkunst. Sie entwickelte und erforschte von 2017 bis 2017 das Projekt "Digital Palace" am Palastmuseum Beijing. 2017 wechselte sie an die Universität Hubei in die Abteilung für digitale Medien. 2012 leitete sie das kunstwissenschaftliche Forschungsprojekt des Ministeriums für Kultur and Tourismus "Research on the Digital Display of Ancient Chinese Paintings and Calligraphy", 2019 leitete sie das Kunstprojekt der National Social Science Foundation "Research on Cultural Innovation and the Development Path of Digital Creative Industries". Sie gewann zahlreiche Auszeichnungen für Apps und Online-Auftritte, unter anderem mit der App "Han Xizai's Night Banquet" den Best of the Year 2015 Award im Apple Store. Sie veröffentlicht regelmäßig in akademischen Fachzeitschriften wie dem Journal of Nanjing Art Institute. 

Tag 3 | Anwendungen: Welche Formate sind möglich und wie kann Digitalisierung zur direkten Vermittlung genutzt werden?

Referenten

Dr. Shi Danqing
Dr. Shi Danqing | © privat
Dr. Shi Danqing 师丹青博士
, Medienkünstler und stellvertretender Direktor der Abteilung Infoart Design an der Academy of Art and Design der Universität Qinghua; Thema: Narration digitaler Räume. Mit der Frage nach der Gestaltung immersiver Erlebnisse geht es darum, wie sich nicht-lineare und interaktive Handlungen entfalten und mit ihnen Ausstellungen strukturell kuratiert werden können.

Dr. Shi Danqing erforscht und praktiziert als renommierter Mediakünstler und interaktiver Designer immersives interaktives Ausstellungsdesign. Er leitet weltweit Projekte, darunter die 20th Century Fox Avatar Interactive Experience Exhibition in den USA, das Microbiology Museum in Amsterdam, das Hansol Paper Culture Museum in Korea, das Microsoft Center One Experience Centre, die Duanmen Digital Experience Hall in der Verbotenen Stadt, die New Media Exhibition im China Pavilion auf der Expo Milano 2015 und die Themenausstellung des Xinhua Porcelain Bioland. Außerdem setzt er sich für die breitere disziplinäre Integration neuer Medienkunst ein sowie für die Bedürfnisse der Industrie. Er erforscht interaktive Erzählforschung auf der Grundlage von Sprachtechnologie künstlicher Intelligenz, psychologische Adaptierung von positiver Psychologie und Computerschnittstellen sowie interaktives Erlebnisdesign auf der Grundlage von Biomaterialien und Biowissenschaften. Seine grenzüberschreitenden Medienkunstwerke wurden in vielen renommierten Ausstellungen im In- und Ausland ausgestellt und ausgezeichnet, darunter auf der Ars Electronica in Österreich und vom Zentrum für Kunst und Medien | ZKM in Deutschland.

Dr. Clemens Apprich © © privat Dr. Clemens Apprich © privat
Dr. Clemens Apprich, Professor für Medientheorie und Mediengeschichte an der Universität für angewandte Kunst Wien, Gastwissenschaftler am Centre for Digital Cultures der Leuphana Universität Lüneburg; Thema: Kollboratives Filtern – eine „neue“ Form des Kuratierens? Als Filterlogik von Empfehlungssystemen kann kollaboratives Filtern als dominante Organisationsform sozialer Medien betrachtet werden. Aufbauend auf dem netzkritischen Kontext der 1990er Jahre wird die Möglichkeit kollaborativen Filterns zur Kuration und Vermittlung digitaler Kunstformen befragt.

Dr. Clemens Apprich ist affiliiertes Mitglied des Centre for Media and Journalism Studies der University of Groningen, des Digital Democracies Institute der Simon Fraser University, des Global Emergent Media Lab der Concordia University. Seine aktuelle Forschung beschäftigt sich mit Filteralgorithmen und deren Einsatz in Verfahren der Datenanalyse sowie Methoden des maschinellen Lernens. Apprich ist der Autor von „Technotopia: A Media Genealogy of Net Cultures“ (Rowman & Littlefield International, 2017) und hat, zusammen mit Wendy Chun, Hito Steyerl und Florian Cramer, das Buch „Pattern Discrimination“ (University of Minnesota Press/meson press, 2019) veröffentlicht. Er ist außerdem Gründungsmitglied und Redakteur von „spheres – Journal for Digital Cultures“ .

Moderation

Ma Wen 马文, Leiter des Department for Digital Media Arts am Art College und am Institute of Creativity and Innovation, Xiamen University

Ma Wen ist Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in München, seine Arbeiten wurden auf der 14. Internationalen Triennale Kleinplastik Fellbach ausgestellt. Er kuratierte die Videoausstellung „The Time That Remains: Room No. 6“ im Goethe-Institut China und „The Unnameable City: German Video Art after 2000“ im Art Museum of Nanjing University of the Arts (AMNUNA). Sein Hauptforschungsinteresse gilt den Interventionen der neuen Medienkunst in verschiedenen Disziplinen und deren Integration. Eines seiner aktuellen Forschungsprojekte beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen virtuellen Museen und dem physischen Raum von Gebäuden.

 

Workshop III: Kulturelle Identität und lokale Formate

Zeit: Di.–Do., 16.–18. November 2021, 9–12 Uhr MEZ | 16–19 Uhr CST
 

Dieser abschließende Workshop untersucht die zunehmende Bedeutung unterschiedlicher Perspektiven im lokalen Umfeld sowie deren soziale Infrastruktur. 

Tag 1 | Identität: Wie sieht unser museales Selbstverständnis aus, wie verändert sich der lokale und internationale Blickwinkel von Kurator*innen un Künstler*innen aktuell?

Referentin

Dr. Carol Yinghua Lu
Dr. Carol Yinghua Lu | © Beijing Inside-Out Art Museum
Dr. Carol Yinghua Lu 卢迎华博士, Kunsthistorikerin und Kuratorin, Direktorin des Beijing Inside-Out Art Museum; Thema: Geschichte und Ort der zeitgenössischen chinesischen Kunst. Am Beispiel der Praxis des Beijing Inside-Out Art Museum wird gezeigt, wie diese Kunstinstitution die Geschichte der chinesischen Gegenwartskunst komponiert und erzählt, während gleichzeitig die aktuelle Realität mit einer themenorientierten kuratorischen Praxis konfrontiert wird.

Dr. Carol Yinghua Lu promovierte 2020 in Kunstgeschichte an der University of Melbourne. Von 2012 bis 2015 war sie die künstlerische Leiterin und Chefkuratorin des OCAT Shenzhen. 2012 war sie künstlerische Co-Direktorin der Gwangju-Biennale und Co-Kuratorin der 7. Shenzhen Sculpture Biennale. Sie war 2013 die erste Gaststipendiatin des Asia-Pacific Fellowship Program am Tate Research Centre und 2017 eine der ersten vier ARIAH (Association of Research Institute in Art History) East Asia Fellows. Seit 2013 arbeitet Carol Yinghua Lu zusammen mit dem Künstler Liu Ding an der Erforschung des Erbes des sozialistischen Realismus in den Praktiken und Diskursen der zeitgenössischen Kunst in China mit dem Titel „From the Issue of Art to the Issue of Position: Echos des sozialistischen Realismus“. Außerdem war und ist Lu Jurymitglied für mehrere wichtige Preise in der globalen Kunstwelt.

Tag 2 | Migration: Wie kann Museumsarbeit dem Anspruch gerecht werden, unterschiedlich Perspektiven gleichberechtigt zu integrieren, und zwar sowohl im globalen Kontext als auch in der lokalen Gesellschaft?

Referentinnen

Dr. Ela Kaçel
Dr. Ela Kaçel | © Delizia Fraccavento
Dr. Ela Kaçel
, Architekturhistorikerin und unabhängige Kuratorin; Thema: „Vor Ort“ Erinnern und Erzählen. Anhand der im Kölner Museum Ludwig präsentierten Ausstellung „Vor Ort: Fotogeschichten zur Migration“ wird dargestellt, wie persönliche Erinnerungen das öffentliche Stadtleben beeinflussen und sich in ortsspezifischen Erzählformen auf das kollektive Gedächtnis auswirken.

Dr. Ela Kaçel ist Architektin, Architekturhistorikerin und Kuratorin. 2009 promovierte sie in Geschichte der Architektur an der Cornell University in Ithaca, NY. Sie forscht und lehrt zur Theorie und Geschichte der modernen Architektur, Nachkriegszeitmoderne, visuellen Stadtforschung, Fotografie und Migration. Sie untersucht raumbezogene und visuelle Kontexte des sozialen Wandels, kollektiven Gedächtnisses, der Urbanität und Transkulturalität. 2020–2021 war sie im Museum Ludwig als Gastkuratorin tätig. Derzeit ist sie Dozentin im Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der RWTH Aachen University.

Chen Xiaoyang
Chen Xiaoyang | © privat
Dr. Chen Xiaoyang 陈晓阳博士
, Vize-Direktorin des Museum of Guangzhou Academy of Fine Arts (GAFAM), Professorin an der School of Sculpture and Public Art der Guangzhou Academy of Fine Arts; Thema: Fotografie als Widerstand von „Abspaltung“. Im Rahmen der Ausstellung „Overland and Oversea: Liu Bozhi's Photography Exhibition of Chinese Culture in Myanmar“ befasst sich dieser Vortrag mit Liu Bozhis fünfzigjähriger fotografischer Praxis, um zu verstehen, wie der Fotograf und die Fotografierten, die ebenfalls eine verstreute Gruppe sind, mit dem Dilemma des Verlassens und der Rückkehr in ihr Heimatland konfrontiert sind, sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart.

Als interdisziplinäre Künstlerin und Forscherin gehören zu Chen Xiaoyangs Hauptforschungsinteressen visuelle Anthropologie, Südchinastudien und sozial engagierte Kunstpraktiken. Ihre Forschungsprojekte und Arbeiten konzentrieren sich auf die verborgene Geschichte und die Realität verdrängter Gemeinschaften. Sie arbeitet mit Freiwilligenorganisationen, Forschungseinrichtungen, Museen und gemeinnützigen Organisationen zusammen, um die Kultur Südchinas kontinuierlich zu erforschen, zu verbreiten und zu beleben. Derzeit verantwortet sie Planung und Koordination der ersten Pan Southeast Asian Triennial.

Tag 3 | Residenzprogramme: Welchen Einfluss haben lokale Formate und Diversität auf die kulturelle Identität, die Selbstdarstellung von Museen und die Kommunikation mit dem Publikum?

Referent*innen

Andrea Lissoni
Andrea Lissoni | © privat
Dr. Andrea Lissoni
, Haus der Kunst, München, Direktor; Thema: Attunement. Seit 2021 lädt das Haus der Kunst internationale Künstler*innen zu kurzen Residenzen ein und versucht dabei die Idee und die Prozesse der Künstlerresidenz zu eröffnen. Am Beispiel von der Programmreihe TUNE und von weiteren aktuellen Inhouse-Projekten wird Andrea Lissoni seine Vorstellung eines erfolgreichen Austauschs zwischen internationalen Künstler*innen und dem lokalen Publikum erläutern

Andrea Lissoni ist seit April 2020 künstlerischer Direktor des Hauses der Kunst in München. 2011–2015 arbeitete Lissoni als Kurator am HangarBicocca in Mailand. 2014–2019 war er zunächst als Kurator (Film and International Art) an der Tate Modern tätig und ab 2015 als einer der fünf Senior-Kuratoren. Andrea Lissoni verantwortete dort Ausstellungen, Ankäufe und Präsentationen von Bewegtbild, Sound- und Medienkunst in Sammlungspräsentationen und Wechselausstellungen. Andrea Lissoni veröffentlicht regelmäßig Beiträge für Kataloge sowie Texte in Zeitschriften wie Mousse Magazine, Domus und Kaleidoscope. Sein Engagement für Künstler*innen verschiedener Herkunft und Geschlechteridentitäten drückt sich insbesondere in den Gruppenausstellungen und Filmprogrammen aus, die er an der Tate Modern verantwortet hat.

Cai Liyuan
Cai Liyuan | © privat
Cai Liyuan 蔡丽媛,
Kuratorin am Luxelakes·A4 Art Museum, Chengdu, künstlerische Leiterin des A4 International Art in Residence Center; Thema: Von der passiven Stimme zum aktiven „Weitergeben des Balls“ – Projektstrategien und -praktiken im Kontext der Epidemie. Es geht um die Entwicklung des A4 Art Museum im Zusammenhang mit der Epidemie eines neuen kuratorischen Modells für internationale Residenzprojekte, bei dem die Beziehung zwischen globalen und lokalen Perspektiven neu überdacht, neue Arbeitsmodelle und Diskussionsmethoden eingeführt und Kunst und Bewohner effektiv miteinander verbunden werden.

Cai Liyuan konzentriert sich derzeit auf die lokalen Transformations- und Interventionsmethoden der Kunstplanung und -praxis, auf die Beziehung zwischen öffentlicher Kunst, Urbanisierung und regionaler Entwicklung. Außerdem beschäftigt sie sich mit lokalen Werten kooperativer Kunstprojekte im städtischen Raum. Ihre langjährige Durchführung umfangreicher Forschungen und Studien zu Residenzprojekten, mit experimentellen und öffentlichen Kunstprojekten im In- und Ausland hat zu unterschiedlichen Strategien und Methoden zur Integration von Kunstprojekten, Raumentwicklung und Regionen geführt.

Moderation

Dr. Su Wei 苏伟, Kurator, Kunsthistoriker, Wissenschaftler am Tsinghua University Art Museum

Dr. Su Wei nahm 2012 am Kurator*innenprogramm von Independent Curators International (ICI) in New York teil und 2014 wurde er mit dem ersten International Awards for Art Criticism (IAAC) ausgezeichnet. 2017–2021 war er Hauptkurator am Beijing Inside-Out Art Museum. In den letzten Jahren konzentrierte er sich in seiner Arbeit auf die Neuerzählung – radikale Imagination – der Geschichte der chinesischen Gegenwartskunst und untersuchte die Wurzeln ihrer Legitimität und ihres Ausbruchs im globalen Kontext. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht der Versuch, die Zeit nach 1949 als Schlüssel zum Verständnis der künstlerischen Produktion in ihrer zeitgenössischen Situation zu begreifen und die Position und die Möglichkeiten der Kunst im heutigen China neu zu definieren.

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