Filmvorführung und Diskussion
Künstlerporträts (II)

Filmstill „Pavlensky – Man and Might“
© Deckert Distribution GmbH

Goethe-Institut China


MITTEILUNG

Wir sehen uns leider gezwungen, die Dokumentarfilmreihe mit Diskussion „Reframing the Real: Künstlerporträts (II)“ am 6. und 7. Juni 2020 im Goethe-Institut China in „798“  abzusagen. Das bedauern wir sehr.
 
Ihr Team des Goethe-Instituts China


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Partner:
DOK Leipzig, Pure Movies
Zeitraum: 06-07.06.2020
Ort: Goethe-Institut China
Gäste: Huang Rui (Künstler), Zheng Kuo (Filmemacher)
Moderation: Yu Yaqin (Filmkritikerin, Pure Movies)
Sprache der Filme: Originalversion mit englischen und chinesischen Untertiteln
Sprache der Diskussionen: Chinesisch
Hinweis zur Teilnahme:
Teilnahme auf Anmeldung über den WeChat-Kanal des Goethe-Instituts China. Die Anmeldung beginnt am 1. Juni um 12 Uhr (mittags). First come, first served. Für den Eintritt in das 798 Kunstquartier ist das Tragen einer Maske und eine Kontrolle der Körpertemperatur erforderlich. Während der Veranstaltung soll ein Mindestabstand von einem Meter mit den anderen Teilnehmer*innen eingehalten werden.

In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm und Pure Movies setzt das Goethe-Institut China im Jahr 2020 die Veranstaltungsserie „Reframing the Real“ fort. Die ersten zwei Veranstaltungen widmen sich dem Thema „Künstlerporträts“. Zwölf Dokumentarfilme aus verschiedenen Ländern und Regionen geben differenzierte Einblicke in das Leben und die kreative Welt von Künstler*innen weltweit.

Die Serie präsentiert Porträts bedeutender zeitgenössischer Künstler*innen aus den Sparten Malerei, Performance, Theater, Film und Musik. Dazu zählen Neo Rauch, einer der herausragendsten deutschen Maler des 20. Jahrhunderts; der Performancekünstler Pjotr Pawlenski, der für seine Opposition gegen die russische Regierung bekannt wurde; oder die führende Figur der „neuen Generation“ des chinesischen Realismus, Liu Xiaodong. Darüber hinaus dokumentiert die Reihe auch die Entwicklung junger aufstrebender Künstler*innen. Die gezeigten Filme konzentrieren sich auf die individuelle künstlerische Praxis, gehen aber auch auf Aktionen von Kollektiven ein, die einen prägenden Einfluss auf die Geschichte der zeitgenössischen Kunst haben. Die Kernfrage, die sich durch alle Werke zieht, ist aber: Was genau ist Kunst?

Die Serie von „Künstlerporträts“ ist in zwei Teile gegliedert, die vom 10. bis 12. Januar sowie vom 6. bis 7. Juni stattfinden. Wir freuen uns sehr, den Künstler Huang Rui und den Regisseur Zheng Kuo zur Diskussion nach dem Screenings am 7. Juni begrüßen zu können.

 

PROGRAMM

Filmvorführung „Seven Sins: The Seven Performances in China Avantgarde Exhibition“
Zeit: 06.06.2020, 14:00 – 15:02
Regie: Wen Pulin, Wen Puqing | China | 1998 | 52 Min.

Am 5. Februar 1989 veranstaltete das National Art Museum of China (NAMOC) eine Ausstellung über moderne chinesische Kunst, deren Logo das Verkehrszeichen „Umkehren verboten“ war. In der Ausstellung ging es allerdings um die Errungenschaften der „Kunstbewegung der neuen Tendenzen“ („Neue Welle 85“). Fast unbemerkt tauchte dabei auch die Performancekunst auf, und zwei Schüsse erschütterten die Welt. Zwanzig Jahre sind seitdem vergangen, und die Performances, bei denen ein Umkehren tatsächlich nicht möglich war, sind als wichtiges Symbol dieser Ausstellung in die Geschichte eingegangen. Heute sind sie der Stolz von Kritikern wie Künstlern. Dieser Film dokumentiert die sieben Performances jenes Jahres, die als „sieben Sünden“ bekannt wurden. Die Geschichte ist zwar verblasst, aber die Erinnerung daran noch immer lebendig: Die kostbaren Momente dieser Phase der modernen chinesischen Kunst, wie sie Wen Pulin aufgezeichnet hat, lassen die Menschen auch heute noch den heftigen Schock nachvollziehen, den dieses Ereignis damals bei den Besuchern ausgelöst hat.


Filmvorführung „China Action“ 
Zeit: 06.06.2020, 15:03 – 17:00
Regie: Wen Pulin | China  | 2017 | 110 Min.

Die ideologische Emanzipationsbewegung der 1980er-Jahre brachte der chinesischen Avantgarde-Kunst eine beispiellose Vitalität und erweiterte den Spielraum für Künstler, sich frei auszudrücken. Dieser Dokumentarfilm von Wen Pulin, der Peking zum Zentrum hat, aber auch Entwicklungen im ganzen Land beleuchtet, deckt eine Zeitspanne von mehr als zehn Jahre ab und spiegelt die Entwicklung der zeitgenössischen chinesischen Kunst auf sehr umfassende Weise wider. „China Action“ ist eine klar gegliederte filmische Geschichte der zeitgenössischen Kunst und gleichzeitig ein Dokumentarfilm, der unterschiedliche kulturelle Bereiche abdeckt und anhand der Entwicklungen in Theater, modernem Tanz, Rockmusik und zeitgenössischer Kunst den Wandel der Zeit und die Entwicklung von Kunst und Kultur widerspiegelt. Er ist eine der wichtigsten historischen Quellen für das Studium der chinesischen Kunst und Kultur der 1980er- und 1990er-Jahre. „China Action“ dokumentiert sehr präzise die Entstehung und den Wandel der Performancekunst in China und ihre Auswirkungen auf die zeitgenössische Kunst. Gleichzeitig zeigt der Film, wie die Künstler ständig mit neuen künstlerischen Ausdrucksformen experimentieren und ihre eigene Arbeit reflektieren, und viele denkwürdige Szenen im Film zeigen klassische Momente der Geschichte der zeitgenössischen chinesischen Kunst.


Filmvorführung „Pavlensky – Man and Might“
Zeit: 06.06.2020, 19:00 – 20:39
Regie: Irene Langemann | Deutschland | 2016 | 99 Min
2016 DOK Leipzig – Internationales Programm
Nominiert für Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts

Pawlenski versus Putin – ein ungleicher Kampf. Aber David wagt es und schlägt Goliath auf exakt jenem Feld, das der russische Staat besonders empfindlich für sich reklamiert: im öffentlichen Raum und mit internationaler Aufmerksamkeit – aber schweigend. Pjotr Pawlenski ist ein Ausnahmekünstler, ein Schmerzensmann. Einer, der alles riskiert: seine Freiheit, seine Familie. Einer, der konsequent seinen Körper einsetzt. Die ausgestellte Verletzlichkeit ist sein wichtigstes Instrument. Wenn er sich die Lippen zunäht, ist das ein Schrei. Wenn er sich in Stacheldraht wickelt, ist das die Dornenkrone der Neuzeit. Er protestiert gegen Gewalt, indem er sich selbst Gewalt antut. Seine Aktionen basieren auf einer starken Symbolik, die jeder versteht, die aber nichts direkt ausspricht. So greifen Polizei und staatlicher Geheimdienst hilflos auf die alten Methoden der Stalinzeit zurück: Gefängnis, Psychiatrie, der Vorwurf des „Hooliganismus“.

Die Regisseurin Irene Langemann begleitet Pawlenski über einen längeren Zeitraum. Souverän verschränkt sie Inszenierung, Rekonstruktion, Archiv- und dokumentarisches Material miteinander. Der Film bietet Pawlenski und seinen künstlerischen Interventionen den Raum, den sie brauchen, sodass nicht das Spektakuläre, sondern das Komplexe in den Vordergrund rückt. (Text: Cornelia Klauß)


Filmvorführung „Cold Winter“ mit Q&A
Zeit: 07.06.2020, 14:00 – 17:00
Gäste: Huang Rui (Künstler), Zheng Kuo (Filmregisseur)
Regie: Zheng Kuo | China | 2011 | 102 Min.

Von Ende 2009 bis Anfang 2010 wurden einige der von Künstlern bewohnten Viertel in der Nähe des Kunstbezirks 798 in Peking unter Gewaltanwendung zerstört. Die Künstler gaben nicht nach, kämpften, zögerten und stritten auch untereinander – all das geschah in jenem extrem kalten Winter. „Ich hoffe, dass dieser Film möglichst objektiv und fair ist, und ich hoffe auch, dass der Film wie ein Spiegel ist, in dem jeder von uns sich selbst wiedererkennen kann.“ (Zheng Kuo)


Filmvorführung „Wildes Herz“
Zeit: 07.06.2020, 17:00 – 18:30
Regie: Charly Hübner | Deutschland | 2017 | 90 Min.
2017 DOK Leipzig – Deutscher Wettbewerb  
Ausgezeichnet mit dem ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness, Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts, Gedanken-Aufschluss-Preis und dem DEFA-Förderpreis

Ein kleines Dorf in den Weiten Mecklenburgs. Geprägt vom politischen Wandel der letzten Jahrzehnte ist hier eine Band entstanden, die etwas zu sagen hat und das sehr laut. FEINE SAHNE FISCHFILET um Jan „Monchi“ Gorkow ist heute eine der erfolgreichsten Punkbands in Deutschland und in den Augen des Staates „Vorpommerns gefährlichste Band“. Sie sorgt dafür, dass die Wüste weiterlebt und Mecklenburg noch nicht komplett im Arsch ist. Mit funkelnder Radikalität und dem Finger stets am Verbalabzug stellen sich Monchi, Olaf, Christoph, Kai, Köbi und Max gegen Nazis, Leerstand und Wendeverliererfrust. Bleiben oder Gehen, das ist für sie die wesentliche Frage. Ihre Musik ist wie der Berserker unter den deutschen Bands, voller Aufruhr und so kompromisslos wie Poesie nur sein kann. Ihnen gelingen rasante Hymnen voller Kraft: Lautstark, lebenshungrig und lustvoll singen sie von der Lücke im System, die ihre Heimat ist. In der Idylle Vorpommerns ist Jan Gorkow in den neunziger Jahren direkt in die gesellschaftliche Leere hineingewachsen, die sich dort immer breiter machte. Der Schauspieler und gebürtige Mecklenburger Charly Hübner erzählt die Geschichte dieses jungen und wilden Lebens zwischen stürmischem Punk-Furor und energischem Lokalpatriotismus, zwischen Rock am Ring und wellenschlagender Wahlkampftour.

WILDES HERZ ist das so intime wie mitreißende Porträt eines jungen Musikers geworden, der sich mit großem Herzen und noch größerer Klappe gegen den Rechtsruck stemmt und dabei von nichts aufzuhalten ist. Regisseur Charly Hübner begibt sich auf eine sehr ehrliche und humorvolle Reise mitten ins wild schlagende Herz einer aufgewühlten Region zwischen Verlierern und Gewinnern, zwischen Rückschlägen und tanzenden Triumphen.
 

Details

Goethe-Institut China

Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road 2, Chaoyang District

Preis: Eintritt frei. Anmeldung erforderlich.


Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Reframing the Real“: Dokumentarfilme .