Beijing Fringe Festival
Online-Theater „Dekalog (Episode 5, 7 und 8)“ mit Q&A

Screenshot aus dem Live-Streaming © Dekalog: Episode
Screenshot aus dem Live-Streaming © Dekalog: Episode

Die Corona-Pandemie 2020 hat für die Theaterarbeit Herausforderungen, aber auch neue Chancen mit sich gebracht. Während Aufführungen, Gastspiele und Theaterfestivals abgesagt oder verschoben werden, versuchten immer mehr Theatermacher*innen, Onlineformate zu entwickeln, und die ästhetischen und inhaltlichen Dimensionen des Online-Theaters zu erweitern. Im Oktober 2020 lädt das Goethe-Institut China in Kooperation mit dem 13. Beijing Fringe Festival den Theaterkritiker und Co-Redaktionsleiter des Theaterportals nachtkritik.de, Christian Rakow, ein, ein deutschsprachiges Programm für die Sektion „Online-Theater“ im Rahmen des Beijing Fringe Festivals zu kuratieren. Dabei wurden drei bemerkenswerte deutschsprachige Online-Theaterproduktionen ausgewählt, die während der Pandemie entstanden sind: „Wir sind noch einmal davon gekommen“ (nach Thornton Wilder, Regie: Marcel Kohler, Theaterakademie August Everding), „zeitfuereinander: Staffel 1 und 3“ (Regie: Anne Lenk, Camill Jammal und Philipp Arnold) und „Dekalog: Episode 5, 7 und 8“ (Regie: Christopher Rüping, frei nach der Filmreihe Krzysztof Kieślowski, Schauspielhaus Zürich). Sie werden jeweils am 17/18. Oktober, 24/25. Oktober und am 31. Oktober 2020 live auf bilibili.com übertragen. Wir freuen uns besonders, dass Christopher Rüping am 31. Oktober 2020 am Q&A im Anschluss an das Screening teilnehmen wird, um sich mit chinesischen Theatermacher*innen und Zuschauer*innen auszutauschen.
 
 
Online-Theater „Dekalog (Episode 5, 7 und 8)“ mit Q&A
Zeit: 31.10.2020, 20:00
Sprache des Q&As: Englisch, Chinesisch
Für den bilibili-Link scannen Sie bitte den QR-Code:
Online-Theater „zeitfuereinander.com“ Live-Streaming Code
 

Dekalog
Episode 5, 7 und 8

frei nach der Filmreihe Krzysztof Kieślowski
Regie: Christopher Rüping
Dauer der drei Episoden: ca. 2 Stunden
Schauspielhaus Zürich
Deutsch mit chinesischen Untertiteln
Mit „Dekalog“ schuf das Schauspielhaus Zürich im April und Mai dieses Jahres eine mehrteilige Netztheater-Serie über moralische Dilemmata und existenzielle Handlungszwänge. Angelehnt an die gleichnamigen Filmreihe von Krzysztof Kieślowski wurden zeitgenössische Erzählungen im Lichte der biblischen Gebote entfaltet: von „Du sollst keine Götter haben neben mir“ bis zu „Du sollst nicht neidisch sein“. Die Erzählungen wurden als Monologe im Bühnenraum des Zürcher Schauspielhauses live, aber unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen aufgeführt, abgefilmt und parallel über die Website des Schauspielhauses einmalig live ausgestrahlt. Bis zu 1000 Zuschauer schalteten sich pro Episode ein.

Ein „moralisches Bootcamp“ nennt Regisseur Christopher Rüping seine Versuchsanordnung, in der das Publikum über Abstimmungstools  und Chat-Dialog zunehmend komplex in das Spielgeschehen eingebunden wurde. Rüping versteht seine Arbeit als Forschung, in der nicht auf ein optimales Ende hingearbeitet wird, sondern verschiedene Formen der Einbeziehung des Publikums ausprobiert werden. Mehrere Grundprinzipien legt Rüping seinem Verständnis von digitalem Theater zugrunde: Theater im Netz muss „spezifisch interaktiv sein und einen Teil seiner Souveränität an das Publikum abgeben“, wie er zu Beginn der Serie auf seinem Twitter-Account schrieb. Es „muss live und flüchtig sein“. Theater für den digitalen Raum soll auf einer realen „Bühne“ stattfinden (und nicht von zuhause aus versendet werden).

Um den Charakter der „Liveness“ zu wahren werden beim Fringe-Festival drei der insgesamt zehn Episoden mit live Einführungen durch den Regisseur einmalig ausgestrahlt (zu sehen sind die Gebote „Du sollst nicht töten“ – „Du sollst nicht stehlen“ – „Du sollst nicht lügen“). In den insgesamt fünf Wochen, über die hinweg die Web-Serie entstand, hat sich „Dekalog“ eine regelrechte Fangemeinde aufgebaut und wurde zu einer Referenzarbeit des Netztheaters im deutschsprachigen Raum.

Über den Regisseur:
Christopher Rüping, 1985 in Hannover geboren, war ab 2016 Hausregisseur an den Münchner Kammerspielen und ist seit der Spielzeit 2019/2020 Hausregisseur am Schauspielhaus Zürich. Er war mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seine zehnstündige Antiken-Inszenierung „Dionysos Stadt“ erhielt in der Kritikerumfrage des Fachblatts „Theater heute“ die Auszeichnung „Inszenierung des Jahres 2019“.
Über das Theater:
Das Schauspielhaus Zürich ist das größte Theater der Stadt Zürich. Es wird öffentlich gefördert und wird seit der Saison 2019/2020 von Regisseur Nicolas Stemann und Dramaturg Benjamin von Blomberg in Co-Intendanz geleitet.
 

Credits:
Dekalog
von Christopher Rüping und Ensemble
frei nach Krzysztof Kieślowski
Inszenierung: Christopher Rüping, Bühne: Natascha Leonie Simons, Ann-Kathrin Bernstetter, Kostüme: Ulf Brauner, Musik (Foyer): Felix Lübkemann, Musik (Dekalog): Matze Pröllochs, Live-Kamera: Jasmin Kruezi, Live-Stream: Noè Toldo, Virtuelle Interaktion: Timo Raddatz, Dramaturgie: Katinka Deecke, Ton: Paul Hug, Audience Development: Philine Erni, Produktionsassistenz: Sultan Coban.
Mit: Thomas Wodianka, Karin Pfammatter, Alicia Aumüller, Wiebke Mollenhauer, Matthias Neukirch, Kay Kysela, Lena Schwarz, Maja Beckmann, Josh Johnson.
In den ausgewählten Episoden spielen:
5: Matthias Neukirch
7: Maja Beckmann
8: Josh Johnson

Die Arbeit entstand nach Motiven einer Inszenierung am Schauspiel Frankfurt (2013/14) mit Unterstützung der Akademie für Theater und Digitalität Dortmund und der Initiative Digitale Dramaturgie.
 

Über den Kurator:

Christian Rakow, geboren 1976 in Rostock, studierte Germanistik und Philosophie in Rostock, Sheffield und Berlin und promovierte in Literaturwissenschaft (Deutsche Philologie) in Münster. Er lebt in Berlin und ist Co-Redaktionsleiter des Theaterportals nachtkritik.de, der größten Online-Theaterplattform in deutschsprachigen Raum. Als Kritiker schreibt er zudem für das Fachblatt „Theater heute“ und die Berliner Zeitung. Er war Mitglied der Jury des Berliner Theatertreffens 2017–2019 und Juror beim Mülheimer Dramatikerpreis 2014.
 

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