Gespräch
Kunstcafé: DOWNSTREAM#01

DOWNSTREAM#01
© Hanna Priemetzhofer

Online
Goethe-Institut Belgrad, Bibliothek

„MS-Fusion: Ein fließender Dialog über das Sammeln“

Wir lassen uns im Gespräch die Donau stromabwärts treiben – und tauschen uns darüber aus, wie das Unterwegssein auf dem Forschungsschiff MS-Fusion zum Dialog wird, und warum wir dadurch vermehrt gefunden und gesammelt haben, obwohl wir gar nicht explizit danach gesucht hatten. Wie verändert das am und im Fluss Gefundene die Beschaffenheit eines Bootes? Was schöpfen wir, wenn wir Wasserproben nehmen? Wie verwandeln sich Flusskilometer in Bücher?
 
Im Gespräch mit Mia Ćuk: Hanna Priemetzhofer (Künstlerin, Organisatorin der Ausstellung DOWNSTREAM#01, aktuell: Stipendiatin des Culture Move Europe Mobility Fund), Rainer Prohaska (Künstler, Initiator MS-FUSION A.i.R, Organisator der Ausstellung DOWNSTREAM#01), Christina Helena Romirer (Künstlerin, Organisatorin der Ausstellung DOWNSTREAM#01).
 

MS-FUSION A.I.R. – REISEN ALS KÜNSTLERISCHE PRAXIS

Das Artist & Scientist In Residency Reiseprojekt „MS-FUSION A.i.R“ bietet Künstler:innen und Wissenschaftler:innen die Möglichkeit, Projekte im Kontext der künstlerischen Forschung direkt an und auf der Donau umzusetzen. Seit 2001 experimentiert Rainer Prohaska und das Team der MS-FUSION mit verschiedenen Mobilitäts-Konzepten auf der Donau – diese langjährige Erfahrung fließt in die Konstruktion und Beschaffenheit der Forschungsschiffe ein: für die Binnenschifffahrt optimiert und für mehrere Personen zulässig ermöglicht die MS-FUSION einen alternativen Zugang zum Unterwegssein auf dem Fluss und zu versteckten Donaukulturen. Bei Reisen mit größeren bzw. „normalen“ Schiffen haben die Akteur:innen keinen Einfluss auf die Route und keine Möglichkeiten, sich spontan entdeckten Situationen zu nähern. Dem Fluss auf dem Landweg näher zu kommen ist oft nicht möglich, da es in der Umgebung des Ufers wenig befahrbare Straßen gibt.

Die MS-FUSION fungiert als schwimmendes Studio, als Werkzeug für Recherche, Feldforschung und ermöglicht es direkt auf und an der Donau künstlerisch arbeiten und leben zu können.

Die außergewöhnliche Ästhetik und Beschaffenheit des Schiffs erregt Aufmerksamkeit und eröffnet damit eine eigene Form der Kommunikation mit unterschiedlichen Menschen an den Ufern.

www.ms-fusion.net
Gegründet und geleitet von Rainer Prohaska
 

DOWNSTREAM #01 (3.–15. April, GRAD Gallery, KC GRAD, Belgrad)

Die Ausstellung DOWNSTREAM #01 zeigt künstlerische Arbeiten und Forschungsprojekte, die sich mit der Donau und dem Donauraum auseinandersetzen. Die vertretenen neun Künstler:innen sind 2021 und 2022 an Board des Forschungsschiffes MS-FUSION unterschiedliche Streckenabschnitte von Österreich bis ans Schwarze Meer die Donau entlang gereist. Alle gezeigten Arbeiten sind während und nach der Residency auf der MS-Fusion entstanden. Die Ausstellung wird von einem abwechslungsreichen Programm mit Workshops, Vorführungen, Vorträgen und offenen Diskussionen begleitet.

Die Forschungsreisen der letzten beiden Jahre sind geprägt von vielen Erfahrungen, unterschiedlichen Perspektiven, Flusskilometern und Begegnungen. Die künstlerischen Positionen der reisenden Künstler:innen weisen eine Vielfalt an Themen und Arbeitsweisen auf. Sie sind alle vereint durch einen forschenden, experimentellen Ansatz und den Fluß.

Künstler:innen in der Reihenfolge ihres Bordens auf der MS-Fusion: Rainer Prohaska, Florian Sorgo, Carola Schmidt, Hanna Priemetzhofer, Christina Helena Romirer, Anita Fuchs, Kerstin Reyer, Sabrina Rosina und Kilian Jörg

Mehr zur Ausstellung
 

Teilnhemer*innen DES KUNSTCAFÉS

Hanna Priemetzhofer verwendet ihr Pseudonym Pira Tin als Ausdruck ihrer Neugierde, sich auf das Unbekannte einzulassen, den Zwischenraum zu betreten, das Flüchtige und Fragmentarische zu sammeln, zu improvisieren, sich Grenzen zu nähern, in Bewegung zu sein. Ihre künstlerische Praxis ist zumeist ein Sammeln, ihre Ausdrucksmittel sind eine Kombination aus Bildern (Fotografie, Scans) und Worten, die oft in Drucke münden. In den letzten Jahren bewegt sie sich vermehrt zwischen verschiedenen Orten, wobei sie sich zunehmend Richtung Südosteuropa hingezogen fühlt.

Ihr aktueller Aufenthalt in Belgrad wird durch das Mobilitätsprogramm „Culture Moves Europe“ (das von der Europäischen Union finanziert und vom Goethe-Institut durchgeführt wird) ermöglicht.

https://alwaysinbetween.com/
https://abookabirdapirate.tumblr.com/
   
Der bildende Künstler Rainer Prohaska interessiert sich vor allem für Phänomäne und Objekte des Alltags, die er auf humorvolle Weise verändert und in einer adaptierten Version in den Kunst-Kontext stellt. Seit 2002 beschäftigt er sich mit Projekten, die Themen der Ökologie und Nachhaltigkeit künstlerisch aufgreifen.

Neben den Kunstprojekten auf und im Zusammenhang mit der Donau realisierte er Ausstellungen & Projekte in Beijing, Shanghai, Hongkong, Moskau, im MOCAK – Krakau, im MAK Center – Los Angeles, beim Luminato Festival in Toronto, für die Transformer Station in Cleveland und in Wien für die Albertina.

Rainer Prohaska lebt & arbeitet derzeit in Wien.
   
Christina Helena Romirer, geboren in Graz, lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Transmediale Kunst an der Universität für Angewandte Kunst (Diplom 2017) und Bühnengestaltung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz (Diplom 2009); Sie ist als bildende Künstlerin und Szenographin tätig.

Sie hat an zahlreichen Artist-in-Residence Programmen sowie nationalen und internationalen Ausstellungen teilgenommen. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Forum Stadtpark (AT), in der Neuen Galerie Joanneum (AT), der ALU Sarajevo (BIH), der Flux Factory (USA), der EXPO 2021 Dubai (ARE) wie auch im Rahmen des Kulturjahr 2020 (AT), der Regionale Xll (AT) und dem steirischen herbst (AT) gezeigt. 2019/2020 war sie Stipendiatin des Kunstraum Steiermark Stipendiums.
 
Mia Ćuk ist eine in Belgrad lebende Künstlerin, Kuratorin und Redakteurin. Ihr Bachelor-Studium der bildenden Kunst hat sie an der Universität Novi Sad und Ihr Master-Studium der Fotografie an der Universität Westminster, London, abgeschlossen. Ihre Forschungsgebiete sind bildende Kunst und Literatur, Kultur- und Sozialgeschichte, visuelle Anthropologie und Medienwissenschaft. In ihrer künstlerischen Praxis untersucht sie Begriffe wie Alltag, Sammeln, Geschichte von Objekten, Fragmente, Häuslichkeit und Zeit, Archivierung von Gefühlen, Räumen und sozialen Oberflächen.

Sie ist beides in Theorie und Praxis tätig, erstellt Bilder und Installationen, schreibt Texte, übersetzt, führt Lesungen durch und kuratiert Ausstellungen. Zuletzt war sie künstlerische Leiterin der Galerie Artget im Kulturzentrum Belgrad. Zuvor unterrichtete sie an der Akademie der Künste der Universität Novi Sad und als Gastdozentin in verschiedenen Studienprogrammen im Rahmen von Erasmus+. Sie nahm am 59. Oktobersalon 2022 sowie an vielen anderen Ausstellungen, Projekten, Symposien in Serbien und in anderen Ländern teil.

www.miacuk.net

Details

Goethe-Institut Belgrad, Bibliothek

Knez Mihailova 50
11000 Beograd

Sprache: Deutsch und Serbisch mit Simultanübersetzung

+381 11 4427 104 selman.trtovac@goethe.de

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